Orks vs. Zwerge
nicht mehr aufnehmen können. Aber vor allem, weil ich den Befehl erhalten habe, niemanden mehr hereinzulassen.«
Axt runzelte die Stirn. Sie hatte geglaubt, dass die Bürger in Sicherheit gebracht worden waren. Doch vor ihnen standen beinahe hundert, die nicht hereingelassen wurden. Menschen zwar, aber nichtsdestotrotz Bürger von Derok. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Sehr vernünftig«, sagte stattdessen Beryll. »Sie verstopfen doch nur unsere Straßen und behindern die Soldaten.«
»Meine Rede.« Talus zog ein schweres Breitschwert und hob es in die Höhe. »Na dann wollen wir mal, Männer.«
Als die ersten Flüchtlinge auf die vorrückenden Soldaten stießen, wurden zornige Rufe laut, die sich schnell in überraschte Schmerzensschreie verwandelten. Wer nicht schnell genug zur Seite ausweichen konnte, wurde von den Dalkar mit Tritten und Stößen zurückgedrängt. Auf einen Schlag verwandelte sich der Platz in ein Chaos aus schiebenden, drängenden und schreienden Menschen, die sich vergeblich gegen die anrückende Mauer aus Stahl zu stemmen versuchten.
Als die Menge weit genug zurückgedrängt war, nickte Talus und steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Viel Erfolg, ihr Verrückten. Wir sehen uns wahrscheinlich erst in der Halle der Helden wieder. Ich werde in der Südstadt ein Bier auf eure Seelen trinken.« Er drehte sich um und marschierte kopfschüttelnd davon. Hinter ihm schlossen sich knarrend die Flügel des Tors.
Acht
D er Raum im vierten Stockwerk des Turms war groß und dennoch reichlich überfüllt. Und das, obwohl die drei Dutzend Leichen der zwergischen Turmbesatzung inzwischen nach draußen geschafft worden waren. Zusätzlich hatte man die Mannschaftsbetten an der Innenwand gestapelt, um Platz zu schaffen. Das Einzige, was noch in der Mitte des halbrunden Raums stand, war der lange Messtisch, an dem die hier stationierten Soldaten ihre Mahlzeiten verzehrt haben mochten. Im Moment hatten sich fünfzehn Aerc darum versammelt. Die wenigsten wirkten entspannt, und das lag nicht nur daran, dass der Tisch für Aerc-Verhältnisse deutlich zu niedrig war. Es hatte auch damit zu tun, dass die fünfzehn Aerc aus zwölf verschiedenen Stämmen kamen. Und vier Völkern, wenn man schon dabei war.
Vor allem aber lag es daran, dass sie alle gleichermaßen müde und aufgeputscht von der Schlacht waren und darauf brannten, ihre Krieger auf die eroberte Stadt loszulassen. Ein Kriegsrat war so ziemlich das Letzte, was irgendjemand in diesem Raum gerade wollte. Ragroth eingeschlossen.
Doch da müssen wir jetzt wohl durch. Wäre ja nicht auszudenken, wenn Drangog jemanden vor den Kopf stößt, weil er die Meinung von irgendeinem unwichtigen Arschloch übergeht.
Ragroth stand es nicht zu, zwischen den Unterhäuptlingen, den Raut, zu stehen. Also saß er etwas abseits auf einem der Feldbetten. Es stank penetrant nach Zwerg und nach dem Blut, mit dem das Fußende getränkt war. Aber es war besser, als um einen zu niedrigen Tisch zu stehen, sich gegenseitig anzufunkeln und dabei vergeblich zu versuchen, irgendjemandem zu imponieren. Er war ohnehin kleiner als die meisten der Raut, die wie er aus den Stämmen des Graslands kamen. Von den vier Ayubo ganz zu schweigen. Die Schwarzhäute wirkten neben ihm wie Oger. Die beiden Korrach am Tisch waren zwar kleiner als er, aber wer wollte sich schon mit den Felsenkriechern vergleichen. Und der Fischfresser – wenn es nach ihm gegangen wäre, würde er sich nicht einmal im selben Raum mit einer dieser Kreaturen aufhalten. Es ging aber nicht nach ihm. Was ihm, abgesehen von diesem einen Punkt, ganz recht war. Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Das hatte mal eine Drûaka, eine Schamanin seines Stamms, zu ihm gesagt. Es war ein guter Hinweis gewesen. Deswegen war er nur Broca und versuchte, allzu großer Macht aus dem Weg zu gehen. So mussten große Krieger wie Drangog vorn am Tisch stehen, und er konnte bequem sitzen.
Der Shirach, Drangog, hatte sich am Kopfende des Tischs aufgebaut und starrte missmutig über die versammelten Unteranführer seiner Truppen. Er war riesig, grobschlächtig und wurde an Hässlichkeit nur von seinem Bruder und Leibwächter überboten, der hinter ihm stand und die Raut misstrauisch mit blutunterlaufenen Schweinsäuglein anfunkelte. Beide trugen die Tätowierungen des Warzeneberstamms und hatten sich die unteren Eckzähne mit den Hauern ihres Totemtiers verlängern lassen. Es machte sie beeindruckender, aber auch
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