Orks vs. Zwerge
sie sich zuckend, wie die gepanzerten Scheren eines Krebses, bevor der Wühler die Arme sinken ließ. Schwer atmend starrte der Aerc in die dunklen Augen hinter dem Sehschlitz des Panzerhelms. Der Zwerg hustete nochmals und murmelte etwas. Ragroth nickte. »Du warst ein fairer Gegner«, sagte er. »Blöd für dich, dass ich’s mit fair nicht so habe. Es ist Krieg, du blöder Arsch. Da ist für so etwas kein Platz.« Damit stieß er seinen Dolch unter dem Helm hindurch in den Schädel des Zwergs. Dann riss er seine Keule aus dem Brustkorb des Toten, rollte sich auf die Füße und lief los.
A uf dem Platz am nördlichen Ende der Brücke hatten sich unzählige Zwerge versammelt. Ein Großteil waren schwer gepanzerte Königliche, die mit stoischer Gelassenheit auf ihren Einsatz warteten. Es mussten weit über hundert sein und noch einmal die gleiche Menge an Freiwilligen aus den Stadtverbänden. Sogar ein verlorenes Häuflein Menschen befand sich unter ihnen; dürre Gestalten in Straßenkleidung und mit lächerlich leichten Waffen, die gegen einen Ork wenig ausrichten würden. Aus ihren weit aufgerissenen Augen, die im Dunkeln kaum etwas sehen konnten, sprach die nackte Angst.
Talus’ Blick wanderte die Reihen entlang. Auf den ersten Blick wirkte ihre Zahl beeindruckend, aber er kannte die tatsächliche Situation besser als die meisten Dalkar. Gegen die erdrückende Übermacht der Orks waren sie bei Weitem nicht genug. Viel zu wenige, um selbst diese eine Brücke längere Zeit zu halten.
Jarl Dornbirn deutete nach vorn. »Die Zwölfte Königliche bewacht den Straßenabschnitt dort drüben.« Sein ausgestreckter Zeigefinger beschrieb einen weiten Bogen nach Osten. »Von der Markthalle bis hinunter zu den Lagerhäusern am Ufer. Sie und Ihre Männer schützen unsere linke Flanke.«
Talus verzog das Gesicht. Er konnte nicht viel erkennen, was es dort unten zu bewachen gab. Eine Handvoll Bäume, ein paar Hütten und dazwischen eine Menge aufgewühlter Erde. Ein denkbar ungünstiger Ort, um sich gegen eine Übermacht blutrünstiger Orks zur Wehr zu setzen. »Sind Sie sicher, dass wir uns so weit vorn aufstellen sollten? Sieht mir alles ziemlich offen aus. Ich könnte mir vorstellen, dass wir am Kai besser positioniert sind. Dort stehen uns zumindest ein paar Mauern zur Verfügung, hinter denen wir uns verschanzen können.«
Der Standartenträger warf Talus einen Blick zu, der erkennen ließ, dass er ernsthaft an seinem Verstand zweifelte. »Die Position ist klug gewählt. Die Orks greifen von der Oststadt aus an. Hier im Westen erwarten wir keine nennenswerten Zwischenfälle. Der Generalstab plant daher, von dieser Stelle aus einen schnellen Gegenangriff zu führen.«
»Einen schnellen Gegenangriff?« Talus unterdrückte einen Hustenanfall. »Ich habe nicht gewusst, dass so etwas in der derzeitigen Situation vorgesehen ist.«
»Jetzt wissen Sie es. Die Zwölfte führt Derok zum Sieg.«
»Verstehe. Irgendwer muss es ja tun.« Talus schob die Hand unter den Brustpanzer und kratzte sich den Bauch. »Bei diesem stolzen Vorhaben schützen wir natürlich gern eure Flanke. Bekommen wir wenigstens Material, um Barrikaden zu bauen?«
»Ihr seid selbst die Barrikaden. Der Feind wird sich an euch die Zähne ausbeißen.«
»Ganz schön niedrige Barrikaden sind wir, was, Heetmann?« Unteroffizier Dvergat stellte sein Bierfass ab und klopfte sich mit der Hand auf den Helm. »Ich denke, wir sollten uns übereinander aufstellen. Obendrauf ein paar Armbrustschützen positionieren, dann sind wir uneinnehmbar.«
Talus spuckte auf den Boden. »Mach endlich das verdammte Bierfass auf, Dvergat.«
M odrath brüllte frustriert. Die Straße war schmal, und der Ochsenkarren schaukelte gefährlich hin und her, streifte einmal links, dann wieder rechts die steinernen Fassaden der Häuser, und seine eisernen Räder ließen Funken sprühen. Modrath ließ seinen Hammer gegen die Rückseite des Gefährts krachen, doch außer einem dumpfen Dröhnen des eisernen Kastens bewirkte er damit nichts. Auf dem schwankenden Dach tauchte ein Wühler auf und richtete einen Pfeilwerfer auf ihn. Der Oger warf sich zur Seite, entging knapp dem Geschoss, prallte heftig gegen die Hauswand zu seiner Rechten und fiel zurück. Fluchend fing er sich und versuchte, abermals zu dem davonschlingernden Wagen aufzuschließen.
»Ihr beschissenen Arschmaden! Ich reiß euch die Beine aus!«
Der Wühler auf dem Dach des Fahrzeugs entgegnete etwas, das Modrath über dem
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