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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Miss Kent dennoch den Mut fand, ihm gegenüberzutreten, wo sie ihn doch für einen gemeingefährlichen Verbrecher halten musste.
    Entweder war die Frau außergewöhnlich dumm, oder aber sie brauchte die fünftausend Pfund noch verzweifelter, als ohnehin schon zu vermuten stand.
    „Führen Sie Miss Kent in den Empfangssalon, Telford“, wies Harrison den Diener an.
    „Bedauerlicherweise nutzt Lady Bryden den Salon derzeit. “ Telford senkte unsicher den Kopf, bevor er weitersprach: „Ich denke, Mylady fühlt sich derzeit nicht wohl genug, um Miss Kent zu empfangen. “
    „Was tut sie denn gerade? “
    „Sie glaubt, sie hätte einen Streit mit Lord Bryden, Ihrem Vater, Sir. Manchmal wird sie recht... laut. “
    „Verstehe. Hat sie etwas gegessen, Telford? “
    „Nein, Sir. Wie Sie mich angewiesen haben, habe ich sowohl für Lady Bryden wie auch für Ihren Vater eingedeckt. Mylady schien bester Stimmung, bis ich den ersten Gang servierte. “
    „Was ist dann passiert? “
    „Nun, sie begann sich einzubilden, sie hätte einen Disput mit Ihrem Herrn Vater. Anscheinend glaubte sie, er weigerte sich zu essen, weil es ihm nicht schmeckte. Lady Bryden schimpfte also, er sei halsstarrig und würde die Köchin beleidigen. Ich versuchte, sie zu beruhigen, indem ich anbot, Lord Bryden etwas anderes zu bringen, das mehr nach seinem Geschmack wäre. Aber Lady Bryden wollte kein Wort davon hören und verließ das Speisezimmer. Seitdem ist sie allein im Empfangssalon und streitet mit ihm. “
    „Was haben Sie denn serviert, Telford? “
    „Gekochte Hammelbrust mit Kapernsauce. Mrs. Griffin versicherte, es sei eine ihrer Spezialitäten. “
    „Mein Vater konnte Hammel nicht ausstehen. “
    Der Butler wirkte betrübt. „Verzeihen Sie, Sir. Wenn mir das bewusst gewesen wäre, hätte ich Mrs. Griffin gebeten, etwas anderes fürs Dinner vorzubereiten. Es ist ihr so wichtig, dass Sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind, Sir, und sie war der Meinung, dass Lady Bryden dieses Gericht bestimmt besonders munden würde. “ „Schon gut, Telford. Weder Sie noch Mrs. Griffin konnten derlei schließlich ahnen. Führen Sie Miss Kent doch einfach hier herein und bitten dann die Köchin, Lady Bryden ein Tablett mit Tee, Toast, Käse und frischem Obst zu richten. Vielleicht noch einige Scheiben kalten Bratens dazu. Sagen Sie meiner Mutter, ich wünsche sie in Kürze zu sprechen und es würde mir ausgesprochen missfallen, wenn sie dann noch immer mit Papa streitet. “
    Damit drehte er sich wieder zum Fenster und nippte am Glas. Er fühlte sich unbeschreiblich erschöpft. Damals, als sein Vater gestorben war und er selbst den Titel erbte, hatte er noch geglaubt, es würde mit der Zeit leichter werden. Er musste nur ein, zwei Jahre durchhalten, dann wäre alles besser. Bedauerlicherweise hatte sich dies als Irrtum herausgestellt. Sicherlich, es gab auch Augenblicke, in denen ihm sein Leben erträglich schien, zumindest finanziell. Die Verantwortung, die er trug, lastete jedoch in jeder Sekunde zentnerschwer auf seinen Schultern.
    Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er sich endlich damit abgefunden, dass die Dinge sich niemals ändern würden.
    „Miss Kent, Mylord“, kündigte Telford an und riss seinen Herrn aus den trüben Gedanken. Gleich darauf betrat Charlotte das Arbeitszimmer.
    „Danke, Telford, Sie können gehen. “
    Der Butler verbeugte sich und schloss die Tür.
    Sie kommt mir heute Abend noch kleiner und zarter vor, als ich sie in Erinnerung habe, dachte Harrison, als er sich umwandte und seinen Gast betrachtete. Ihre Miene war ernst, das Gesicht blass und der Ausdruck in den weit geöffneten grünen Augen gehetzt. Sie schien so ätherisch und zerbrechlich wie ein Eiskristall, den schon die pure Berührung zu zerstören vermochte. Der Grund dafür war zweifellos die Angst, die sie jetzt vor ihm empfand, da war er ganz sicher. In der Nacht bei den Chadwicks hatte sie so stark und tapfer gewirkt. Heute hingegen zitterte sie fast aus lauter Furcht in seiner Gegenwart. Im Stillen hatte er sich der Hoffnung hingegeben, sie möge ihn eines solchen gemeinen Mords für unfähig halten. Das Entsetzen in ihrem Blick überzeugte ihn allerdings vom Gegenteil.
    Er leerte das Glas in einem Zug aus. „Guten Abend, Miss Kent“, begrüßte er sie. „Sie kommen wegen des Geldes, darf ich annehmen, oder? “
    „Es tut mir so furchtbar Leid. “ Ihre Stimme zitterte. „Können Sie mir jemals verzeihen? “
    „Das kommt darauf an.

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