Ort der Angst (German Edition)
schwer sein!“
„Ich weiß nicht so recht! Ein Cenote ist kein Kinderplanschbecken. Wenn du keine Erfahrung hast, könnte das riskant sein.“
„Warum denn? Jetzt sei kein Spielverderber!“, mischte sich Robert ein. „Wir fragen einfach deinen Vater, ob es in der Gegend Höhlen gibt, die für Anfänger geeignet sind!“
„Der Club ist noch gar nicht eröffnet. Mein Vater muss erst alles komplett umbauen lassen, wenn ich ihn richtig verstanden habe“, beendete Oliver die Diskussion. Melanie machte ein enttäuschtes Gesicht.
„So ein Pech! Aber machen wir uns nichts draus! Ich bin sicher, Oliver lässt sich für morgen was noch viel Besseres einfallen. Ich tippe auf einen Ausflug durch ein Gehege wilder Schmetterlinge oder etwas ähnlich Spannendes“, stichelte Robert.
„Sei nicht so gemein! Und überhaupt, seit wann ist Oliver alleine für das Tagesprogramm verantwortlich?“
„Seit er uns in dieses Kaff geschleppt hat“, sagte Melanie beleidigt und zerpflückte das Zierschirmchen ihres Longdrinks.
„Entschuldige mal, ich finde es hier sehr schön! Alleine das Palmendach und die vielen Lampions in diesem Restaurant“, widersprach Anna und deutete auf die exotischen Gewächse, die aus dem Boden zwischen den Tischen wuchsen und den größten Teil des Sternenhimmels verdeckten.
„Super, so was gibts in Mérida sicher an jeder Ecke!“
„Wenn du meinst!“ Annas Gesicht färbte sich puterrot. „Entschuldigt mich für einen Moment. Ich spüre noch immer das Chili vom Hauptgang!“
So eine blöde Kuh, dachte Anna und lehnte sich über das Granitwaschbecken der Damentoilette, um ihr Makeup im Spiegel aufzufrischen. Mit noch immer erhitztem Gemüt eilte sie aus dem Waschraum, kämpfte gleichzeitig mit dem widerspenstigen Reißverschluss ihrer Handtasche und hätte fast Oliver über den Haufen gerannt, der gerade um die Ecke bog, um ebenfalls die Toiletten aufzusuchen.
„Hoppla! Immer langsam! Sag mal, ist alles okay mit dir? Du machst ein Gesicht, als wolltest du jemanden umbringen!“
Anna blieb stehen und ließ missmutig von ihrer Tasche ab. „Das solltest du lieber deine Freundin fragen. Ihr ständiges Genörgel geht mir langsam auf die Nerven!“
„Was? Jetzt übertreib mal nicht. Man kann mit ihr eine Menge Spaß haben, wenn sie gut drauf ist.“
„Du vielleicht!“
„Heute im Café hatte ich den Eindruck, dass ihr euch ziemlich gut verstanden habt!“
Anna runzelte die Stirn. „Komisch eigentlich. Bevor ihr vom Markt zurückkamt, schien alles in bester Ordnung zu sein. Aber sobald ihr mit am Tisch gesessen habt, fing sie wieder mit dem Rumgezicke an.“
Oliver lachte. „So seid ihr Mädels nun mal! Das macht euren weiblichen Charme aus!“
„Du spinnst wohl! Mit solchen Verallgemeinerungen kannst du mir gestohlen bleiben. Mir geht sie mit ihrem Getue auf die Nerven. Außerdem glaube ich, dass sie Robert nicht leiden kann. In seiner Gegenwart ist es am schlimmsten.“
„Du beschwerst dich, dass sie deinem Freund nicht nachhechelt? Was ist denn das für eine Sonderform der Eifersucht? Dir wäre es also lieber, wenn sie mit ihm flirten würde?“
Anna zupfte nachdenklich an ihren Locken. „Blödsinn! Ich finde nur ihr Verhalten ihm gegenüber auffällig. Sie scheint sich fast Mühe zu geben, ihn nicht zu mögen.“
„Naja, ich will ja niemandem zu nahe treten, aber Roberts Sinn für Humor ist auch nicht unbedingt mein Geschmack! Ich für meinen Teil bin Melanie nicht böse, dass sie immun gegen seinen Charme ist!“
Dieser Umstand machte Melanie in Annas Augen keinesfalls zu einer Mutter Theresa. Und was sie von Freundinnen über Melanie wusste, ließ sie auch nicht gerade wie ein Kind von Traurigkeit dastehen. Aber Oliver schien derart in diese Frau verknallt zu sein, dass Anna ihm nicht unnötig wehtun wollte. „Womöglich hätten wir diese Reise besser nicht zu viert machen sollen!“
„Ach was! Nein!“, beschwichtigte Oliver. „Wir sollten uns von ein paar Kleinigkeiten nicht den Urlaub verderben lassen! Mach dir keinen Kopf mehr und genieße stattdessen den Abend. Überdies“, fügte er augenzwinkernd hinzu, „solltest du rasch zu den anderen zurückkehren! Wenn wir zu lange auf der Toilette sind – und das auch noch zur selben Zeit - könnten die beiden ebenfalls auf seltsame Gedanken kommen.“
Kapitel 16
Paul erwachte unter grässlichen Kopfschmerzen. Als er die Lider öffnete, brannten seine Augäpfel, als seien sie mit Schmirgelpapier
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