Ort der Angst (German Edition)
Hause, um seinen Fund genauer zu betrachten. Vielleicht war es das Beste, ihn einfach zu behalten.
Kapitel 18
In nichts als eine Wolke aus Parfum gehüllt kam Melanie aus dem Badezimmer und fand auf dem Bett eine Nachricht von Oliver vor. Zornesröte überhauchte ihre Wangen, während sie las. Wenn er mir nicht sofort bei seiner Rückkehr eine gute Erklärung liefert, warum er mitten in der Nacht abgehauen ist, kann er was erleben, dachte sie und riss das Kärtchen in Stücke. Eine Frechheit, sie einfach mit einer hingeschluderten Zeile abzuspeisen, die lediglich besagte, dass er überraschend fort musste.
Melanie war viel zu aufgewühlt, um jetzt schlafen zu können. Wütend zog sie sich wieder an und wanderte im Zimmer umher. Sollte sie nach unten gehen und an der Bar etwas zu trinken bestellen oder sich dieses schräge Fest ansehen? Sie löschte das Licht, um keine blutsaugenden Plagegeister anzulocken, öffnete die Tür zum Balkon und ging hinaus. In einiger Entfernung konnte sie von hier oben einen Teil der Parade sehen. Eine riesige La Catrina auf Stelzen ließ zwei kleinere Figuren wie Marionetten an Fäden tanzen. Ein nächtlicher Windhauch wehte Fetzen der Festmusik herüber.
„Doch, hat was!“, ertönte eine männliche Stimme hinter Melanie und ließ sie zusammenfahren.
„Was?“, keuchte sie und wirbelte herum.
Entspannt stützte sich Robert mit den Ellenbogen am Geländer des benachbarten Balkons ab und betrachtete das Spektakel.
„Das Fest meine ich! Ziemlich cool!“
„Geht so.“ Missmutig drehte sie sich weg. Ein kratzendes Geräusch zwang sie, erneut in seine Richtung zu blicken. Robert schob den Außenparavent zur Seite.
„Hey, was machst du da?“
Ohne zu antworten stieg er auf das Geländer und sprang zu ihr herüber.
„Du hast ja wohl nicht alle Tassen im Schrank! Was soll das?“
„Ich nehme lediglich Rücksicht auf die anderen Hotelgäste. Ich habe keine Lust zu schreien, wenn wir miteinander sprechen.“
Melanie schnaubte. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich mich mit dir unterhalten möchte?“
„Arme Melanie! Muss ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein, als ich dir von Oliver als Annas Neuer vorgestellt wurde. Und dann noch die Ankündigung, dass wir euch auf eine mehrwöchige Reise begleiten würden. Keine Bange, ich war nicht minder überrascht, dich an der Seite dieses Bürschchens zu sehen“, sagte Robert mit spotttriefender Stimme.
„Gib nicht so an! Du bist kaum älter! Davon abgesehen sieht er ziemlich gut aus. Findest du nicht?“
„Das Aussehen anderer Männer interessiert mich nicht.“
„Das anderer Frauen dafür umso mehr!“
„Ein ganz natürlicher Umstand, den Mutter Natur so eingerichtet hat. Ebenso wie die Tatsache, dass Frauen sich für eine dauerhafte Beziehung einen Partner wünschen, der ihnen Sicherheit bieten kann. Oliver, der später als einziger Sohn das Architekturbüro seiner Mutter übernehmen wird, passt da genau ins Schema.“
„Auf ihn kann ich mich wenigstens verlassen!“ Insgeheim ärgerte sich Melanie, dass Oliver sich einfach aus dem Staub gemacht hatte, ohne etwas zu sagen. „Wenn wir schon beim Thema sind; dass Annas Vater eine Anwaltskanzlei leitet und du in diese Branche einsteigen willst, ist sicher reiner Zufall!“, konterte sie bissig.
„Darf ich dich bitten, dein Gift etwas leiser zu versprühen?“ Robert biss die Zähne zusammen und kam näher. Melanie wich zurück und lächelte. Es stimmt also , dachte sie triumphierend.
„Erstaunlich, wie gut wir im Grunde zueinander passen. Beide auf der Jagd.“
Mit einem prasselnden Knall zeichnete eine verirrte Leuchtrakete glitzernde Sterne an den Himmel und erhellte die Nacht; genug um Roberts markantes Gesicht für einen Moment aufleuchten zu lassen. Widerwillig gestand sich Melanie ein, dass sie ihn noch immer ausgesprochen anziehend fand. Sie wandte sich ab und versuchte, an etwas anderes zu denken.
„Das richtige Feuerwerk findet sicher erst nach dem Umzug statt. Falls Oliver bis dahin noch immer nicht zurück ist, sehe ich mir das Schauspiel von hier aus an.“
„Dein Freund ist nicht da? Wo ist er denn?“
Melanie ärgerte sich über ihren Patzer und schwieg.
„Du weißt es nicht? Anscheinend habe ich den Jungen unterschätzt!“, flüsterte Robert viel zu nahe an ihrem Ohr und umfasste ihre Schultern. „Mach dir nichts draus! Ich bin ja bei dir.“
„Danke, ich verzichte!“
„Ja richtig! Dir steht der Sinn neuerdings mehr
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