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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gesprochen hatten. Sie wußten möglicherweise, wer Thomas gewesen war und warum er ein Talent besessen hatte, das nicht einmal Candys selige Mutter ihren Kindern hatte mitgeben können.
    Er berührte verschiedene Objekte und Möbelstücke, doch alles, was er aus ihnen herausholen konnte, waren Bilder von Thomas und Derek und von einigen der Pfleger und Schwestern, die für sie sorgten. Dann sah er ein Album, das aufgeschlagen neben dem Tisch lag, auf dem er Derek abgeschlachtet hatte. Die Seiten waren voll von allen Arten von Fotos, die nebeneinander und in sonderbaren Mustern eingeklebt waren.
    Er hob das Buch auf, blätterte es durch, fragte sich, was es wohl war, und als er versuchte, das Bild der letzten Person zu sehen, die es in den Händen gehalten harte, wurde er mit jemandem belohnt, der weder eine Krankenschwester noch ein Dummkopf war.
    Ein kantig wirkender Mann mit einem harten Gesichtsausdruck. Nicht so groß wie Candy, aber fast ebenso kompakt.
    Die Sirenen waren jetzt nur noch gut einen Kilometer entfernt und wurden mit jeder Sekunde lauter. Candy ließ die rechte Hand über den Umschlag des Albums gleiten. Er suchte - suchte ...
    Manchmal konnte er nur sehr wenig spüren, manchmal eine ganze Menge. Diesmal mußte er erfolgreich sein, wenn dieses Zimmer nicht eine Sackgasse werden sollte bei seiner Suche nach der Bedeutung der Kräfte des kleinen Dummkopfs.
    Er suchte ...
    Clint hatte irgendwann im Lauf des Nachmittags in Dereks Sessel gesessen und in dieser sonderbaren Kollektion von Bildern geblättert.
    Als er versuchte zu sehen, wohin Clint gegangen war, nachdem er dieses Zimmer verlassen hatte, sah er einen Chevy, den Clint auf einem Freeway gefahren hatte, dann einen Ort, der Dakota & Dakota hieß. Danach wieder den  Chevy auf einem Freeway und danach ein kleines Haus in einem Ort namens Placentia. Die Sirenen waren nun sehr nahe, vermutlich schon auf der Zufahrt zum Parkplatz des Cielo-Vista-Pflegeheims.
    Candy warf das Buch hin. Er war fertig. Er konnte gehen.
    Bevor er sich hinausteleportierte, mußte er freilich noch etwas tun. Als ihm aufgegangen war, daß Thomas ein Dummkopf und Cielo Vista ein Heim voller Dummköpfe war, hatte ihn die bloße Existenz einer solchen Einrichtung wütend gestimmt und angeekelt.
    Er hielt die Hände etwa einen halben Meter voneinander entfernt, Handfläche gegen Handfläche. Himmelsblaues Licht glühte zwischen ihnen auf.
    Er konnte sich noch gut erinnern, wie Nachbarn und andere Leute früher über seine Schwestern gelästert hatten und auch über ihn, als er noch ein Junge gewesen war, denn er war wegen seiner Probleme nicht zur Schule geschickt worden. Violet und Verbina hatten ausgesehen, als seien sie geistesschwach und hatten sich auch so benommen. Ihnen war es vermutlich gleichgültig gewesen, wenn die Leute von ihnen behaupteten, sie seien geistig zurückgeblieben. Beschränkte und ungebildete Leute hatten auch ihm das Etikett aufgedrückt, ein geistig Behinderter zu sein, weil sie glaubten, er sei vom Schulunterricht befreit, weil er so lernunfähig und sonderbar sei wie seine Schwestern. Nur Frank hatte am Unterricht teilgenommen wie ein normales Kind.
    Das Licht begann zu einem Ball zu verschmelzen. Je mehr Kraft aus seinen Händen heraus-und in den Ball hineinströmte, desto intensiver wurde der Blauton. Außerdem schien der Lichtball eine feste Form anzunehmen.
    Candy war ein kluger Junge gewesen und hatte keinerlei Lernschwächen gehabt. Seine Mutter hatte ihn lesen, schreiben und rechnen gelehrt. Deshalb wurde er jedesmal wütend, wenn er die Leute sagen hörte, er sei ein Blindgänger. Er war natürlich aus anderen Gründen vom Schulunterricht befreit worden, hauptsächlich wegen dieser Sache mit dem Sex. Als er älter und größer wurde, nannte ihn niemand mehr geistig zurückgeblieben oder riß Witze über ihn - zumindest nicht, solange er in Hörweite war.
    Die saphirblaue Kugel sah jetzt fast so massiv aus wie ein echter Saphir, allerdings hatte sie die Größe eines Basketballs. Sie war fast fertig.
    Nachdem man ihm ungerechtfertigterweise das Etikett angehängt hatte, zurückgeblieben zu sein, war Candy keineswegs mit Sympathien für die ernsthaft Behinderten aufgewachsen, sondern hatte eine so intensive Verachtung gezeigt, daß er glaubte, sogar ungebildeten Menschen sei nun klar, daß er ganz gewiß keiner von ihnen war -und auch niemals einer von ihnen gewesen war. So etwas von ihm anzunehmen - oder auch von seinen Schwestern -, war

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