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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war? War »wer« überhaupt das richtige Wort -oder würde es richtiger sein, sich zu fragen, was da nach ihm gesucht hatte?
    Während seiner übereilten Flucht von Anaheim nach Laguna hatte er keine Zeit gehabt, über diese bizarren Ereignisse nachzudenken, aber jetzt kamen seine Gedanken nicht davon los. Er hatte das Gefühl, eine Begegnung mit etwasÜbernatürlichem überlebt zu haben. Schlimmer noch, er hatte das Gefühl, daß er wüßte, was es war -und daß seine Amnesie nur von seinem eigenen Verlangen herrührte, zu vergessen.
    Nach einer Weile waren nicht einmal mehr die Erinnerungen an diese unnatürlichen Erlebnisse in der Lage, ihn wach zu halten. Der letzte Gedanke, den er an der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen hatte, waren diese vier Wörter, die ihm in den Sinn gekommen waren, nachdem er in der verlassenen Gasse aufgewacht war: Glühwürmchen in einem Wirbelsturm.

12
    Nachdem sie der Polizei alles Wissenswerte erklärt, wegen ihrer unbrauchbaren Autos Vorkehrungen getroffen und drei eilig herbeigerufene leitende Angestellte von Decodyne informiert hatten, war es schon früher Morgen. Bobby und Julie konnten endlich nach Hause. Ein Streifenwagen der Polizei setzte sie vor der Tür ab, und Bobby war froh, das Haus zu sehen.
    Sie lebten in einem Einfamilienhaus mit drei Schlafzimmern in einer Neubausiedlung mit Häusern im spanischen Stil im Osten von Orange County. Sie hatten es vor zwei Jahren hauptsächlich als Investition gekauft. Sogar nachts fiel auf, daß die Gegend erst seit relativ kurzer Zeit bewohnt war. Keiner der Bäume kam in der Höhe auch nur annähernd an die Regenrinnen der Häuser heran. Die Büsche waren ebenfalls noch ziemlich mickrig.
    Bobby schloß die Tür auf. Julie trat ein, und er folgte ihr. Das Geräusch ihrer Schritte auf dem Parkettboden der Diele schallte hohl von den nackten Wänden des sich anschließenden und ebenfalls völlig leeren Wohnzimmers zurück. Ein Beweis dafür, daß sie nicht vorhatten, ewig dort zu leben. Um das Geld für die Erfüllung »des Traums« zu sparen, hatten sie Wohn-und Eßzimmer und zwei der Schlafzimmer gar nicht erst möbliert. Sie hatten billige Teppichböden erstanden und noch billigere Vorhänge. An sonstigen Zierat hatten sie keinen einzigen Pfennig verschwendet. Dies war lediglich eine Zwischenstation auf dem Weg zu »dem  Traum«, also gab es keinen Grund, dafür das Geld zum Fenster rauszuwerfen.
    »Der Traum«. Genauso sahen sie ihn -eingerahmt von Anführungszeichen. Um »den Traum« zu realisieren, hielten sie ihre Ausgaben so niedrig wie möglich. Sie gaben nicht viel für Kleidung oder Urlaub aus, und sie kauften keine Luxusschlitten. Mit harter Arbeit und eiserner Entschlossenheit bauten sie Dakota & Dakota Investigations zu einer großen Firma aus, die man mit großem Gewinn würde verkaufen können. Deshalb steckten sie einen Großteil der Einnahmen wieder ins Geschäft, um es noch größer zu machen. Für »den Traum«.
    Die Küche und ein kleines Wohnzimmer waren -wie das kleine Frühstückszimmer, das sie trennte -möbliert. Diese Räume und das große Schlafzimmer im Obergeschoß waren der Teil des Hauses, den sie bewohnten, wenn sie zu Hause waren.
    Die Küche hatte einen Boden aus spanischen Fliesen, beigefarbene Ablageflächen und Wandschränkchen aus dunkler Eiche. Für dekorativen Schnickschnack hatten sie kein Geld ausgegeben, trotzdem wirkte der Raum behaglich, weil alle notwendigen Küchenutensilien vorhanden waren: ein Netz mit einem halben Dutzend Zwiebeln, Kupfertöpfe hingen an Haken von der Decke, überall standen Geräte und Flaschen mit Gewürzen. Auf der Fensterbank lagen drei grüne Tomaten, die noch reifen mußten.
    Julie lehnte sich gegen die Frühstückstheke, als könne sie kaum noch stehen, und Bobby fragte: »Möchtest du einen Drink?«
    »Alkohol bei Sonnenaufgang?«
    »Ich hatte eher an Milch oder einen Saft gedacht.«
    »Nein, danke.«
    »Hungrig?«
    Sie schüttelte den Kopf »Ich möchte nur ins Bett, ich bin völlig kaputt.«
    Er nahm sie in die Arme, zog sie an sich. Wange an Wange standen sie da. Er verbarg sein Gesicht in ihrem Haar. Ihre Arme schlossen sich fester um ihn.
    Eine Weile blieben sie so stehen, sagten nichts, warteten, daß sich die noch verbliebene Furcht in der Wärme verflüchtigte, die ihre gegenseitige Nähe erzeugte. Furcht und Liebe waren untrennbar miteinander verbunden. Wenn man sich erlaubte, sich um jemanden zu sorgen, ihn zu lieben, war man verletzlich, und

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