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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es war ein Jammer! Als sie sich anschickten, nach oben zu gehen, blieb Mrs. Lackersteen an der Tür stehen. Sie war auf den Gedanken gekommen, ein großes und schmerzliches Opfer zu bringen. Sie nahm Elizabeth bei den Schultern und küßte sie mit einer echten Zärtlichkeit, wie sie noch nie gezeigt hatte.
    »Mein Liebes, es wäre so schade für dich, gerade jetzt von Kyauktada wegzugehen!«
    »Das wäre es schon.«
    »Dann will ich dir etwas sagen, Liebes. Wir werden nicht in diesen gräßlichen Dschungel gehen. Dein Onkel wird allein gehen. Du und ich, wir bleiben in Kyauktada.« XIX
    Die Hitze wurde immer schlimmer. Der April war fast vorüber, doch auf Regen durfte man erst in frühestens drei, vielleicht sogar in fünf Wochen hoffen. Sogar die schönen kurzen Dämmerstunden waren verdorben durch den Gedanken an die bevorstehenden langen blendenden Stunden mit Kopfweh und blendender Helle, die jeden Schutz durchdrang und die Augenlider mit ruhelosem Schlaf verklebte. Niemand, weder Orientale noch Europäer, konnte ohne Kampf in der Tageshitze wach bleibe n; nachts hingegen, wenn die Hunde heulten und der Schweiß sich in Pfützen sammelte und den von Hitzepickeln befallenen Körper quälte, konnte niemand schlafen. Die Moskitos im Club waren so schlimm, daß man in alle Ecken brennende Räucherstäbchen stellen mußte und die Damen beim Sitzen die Beine in Kissenbezüge stecken mußten. Nur Verrall und Elizabeth waren gleichgültig gegen die Hitze. Sie waren jung und hatten frisches Blut, und Verrall war zu stoisch und Elizabeth zu glücklich, als daß sie das Klima beachtet hätten.
    Es gab in jenen Tagen im Club viel Gezänk und Lästereien. Verrall hatte sie alle ausgestochen. Er hatte sich angewöhnt, abends für ein bis zwei Stunden zu kommen, aber er ignorierte die anderen Mitglieder, lehnte die Drinks, die sie ihm anboten, ab, und antwortete auf Gesprächsversuche barsch und einsilbig. Er saß unter dem Punkah in dem Sessel, der früher Mrs. Lackersteens geheiligter Platz gewesen war, und las Zeitungen, die ihn interessierten, bis Elizabeth kam; dann tanzte er und unterhielt sich ein bis zwei Stunden mit ihr und machte sich dann davon ohne auch nur ein Gutenacht für die anderen. Inzwischen war Mr. Lackersteen allein in seinem Lager und tröstete sich nach den Gerüchten, die bald durchsickerten, in seiner Einsamkeit mit einem Kunterbunt von burmanischen Frauen.
    Elizabeth und Verrall ritten jetzt fast jeden Nachmittag aus. Verralls Vormittage nach der Parade waren den Poloübungen geweiht, aber es lohnte sich, fand er nun, die Nachmittage für Elizabeth aufzugeben. Reiten kam ihr ebenso natürlich wie Schießen; sie erzählte sogar Verrall dreist, daß sie zu Hause »ziemlich viel gejagt« habe. Er sah auf den ersten Blick, daß sie log, aber wenigstens ritt sie nicht so schlecht, daß sie eine Last geworden wäre.
    Sie pflegten die rote Straße hinauf in den Dschungel zu reiten, den Fluß auf dem dicken Pyinkado- Baum, der mit Orchideen bedeckt war, zu überschreiten und dann der schmalen Karrenfährte zu folgen, wo der Staub weich war und die Pferde galoppieren konnten. Es war drückend heiß in dem staubigen Dschungel, und immer hörte man weit weg Donner grollen, ohne daß es regnete. Kleine Baumschwalben flitzten um die Pferde herum und hielten mit ihnen Schritt, um die Fliegen aufzupicken, die ihre Hufe aufscheuchten. Elizabeth ritt das rotbraune Pony, Verrall das weiße. Auf dem Rückweg ließen sie ihre schweißdunklen Pferde Seite an Seite gehen, so dicht, daß zuweilen sein Knie das ihre streifte, und unterhielten sich. Verrall konnte seine rüde Art ablegen und sich sehr liebenswürdig unterhalten, wenn er wollte, und bei Elizabeth wollte er.
    Die Freude dieser gemeinsamen Ritte! Die Freude, auf einem Pferd zu sitzen und in der Welt der Pferde zu sein, der Welt der Jagden und Rennen, des Polos und der Sauhatzen! Wenn Elizabeth Verrall wegen nichts and erem liebte, sie hätte ihn allein darum geliebt, weil er Pferde in ihr Leben brachte. Sie plagte ihn mit Gesprächen über Pferde, wie sie einst Flory mit Gesprächen über die Jagd geplagt hatte. Allerdings war Verrall kein Erzähler. Ein paar karge, barsche Bemerkungen über Polo und Sauhatz und eine Aufzählung von indischen Stationen und Namen von Regimentern waren schon sein Äußerstes. Und doch war das wenige für Elizabeth so aufregend, wie Florys lange Reden es nie gewesen waren. Allein sein Anblick zu Pferde rief mehr Gefühle wach als

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