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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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und einen mit Durst und Heimweh nach kaltem Seewasser, Umarmungen von Wassernixen, Wasserfällen, Eishöhlen erfüllen. Der Wind raschelte in dem breiten Gewölbe der goldenen Mohurbäume und ließ die Papierschnitzel des anonymen Briefes flattern, die Flory vor einer halben Stunde hinuntergeworfen hatte.
    Elizabeth lag auf dem Sofa im Lackersteenschen Wohnzimmer, die Füße hochgezogen und ein Kissen hinter dem Kopf, und las Michael Arlens Charmante Leute. Im allgemeinen war Michael Arien ihr Lieblingsautor, aber wenn sie etwas Ernstes wollte, neigte sie mehr zu William J. Locke.
    Das Wohnzimmer war ein kühler, in hellen Farben gehaltener Raum mit fast meterdicken, weiß getünchten Wänden; es war groß, erschien aber kleiner, als es war, weil überall kleine Tischchen und Messinggegenstände aus Benares herumstanden. Es roch nach Chintz und welkenden Blumen. Mrs. Lackersteen war oben und schlief. Draußen lagen die Diener stumm in ihren Zimmern, die Köpfe im todähnlichen Mittagssc hlaf an die hölzernen Kissen geschmiedet. Mr. Lackersteen schlief wahrscheinlich auch in seinem kleinen hölzernen Büro weiter unten an der Straße. Niemand regte sich außer Elizabeth und dem Chokra vor Mrs. Lackersteens Schlafzimmer, der auf dem Rücken lag und, eine Ferse in der Schlinge des Seils, den Punkah bewegte.
    Elizabeth war gerade zweiundzwanzig geworden und war Waise. Ihr Vater hatte weniger getrunken als sein Bruder Tom, aber er war ein Mann vom selben Schlage. Er war Teehändler mit wechselndem Glück, aber von Natur aus zu optimistisch, um in glücklichen Phasen Geld zurückzulegen. Elizabeths Mutter war eine unfähige, dumme, prahlerische, sich selbst bemitleidende Frau gewesen, die sich auf Grund von einer Empfindsamkeit, die ihr abging, vor allen üb lichen Pflichten des Lebens drückte. Nachdem sie jahrelang mit Dingen wie Frauenstimmrecht und Höherem Denken herumgespielt und sich mehrmals erfolglos in der Literatur versucht hatte, hatte sie sich schließlich auf die Malerei verlegt. Malerei ist die einzige Kunst, die man sowohl ohne Talent als auch ohne schwere Arbeit ausüben kann. Mrs. Lackersteens Pose war die eines unter die ›Philister‹ (eingeschlossen, selbstredend, ihr Ehemann) verbannten Künstlers, und diese gab ihr fast unbegrenzten Spielraum, ihrer Umwelt lästig zu fallen.
    Im letzten Kriegsjahr verdiente Mr. Lackersteen, der sich aus dem Militärdienst herauszuhalten vermochte, eine Menge Geld, und gleich nach dem Waffenstillstand zogen sie in ein riesiges, neues, ziemlich düsteres Haus in Highgat e mit großen Mengen von Treibhäusern, Buschwerk, Ställen und Tennisplätzen. Mr. Lackersteen hatte eine Schar von Dienstboten engagiert, sogar einen Butler - so groß war sein Optimismus. Elizabeth wurde für zwei Semester in ein sehr teures Internat geschickt. Oh, das Glück, das Glück, das unvergeßliche Glück dieser zwei Semester! Vier Mädchen in dieser Schule waren ›die Ehrenwerten‹, fast alle hatten eigene Ponies, auf denen sie an Samstagnachmittagen ausreiten durften. In jedes Menschen Leben gibt es eine kurze Periode, in der sich sein Charakter für immer festlegt; für Elizabeth waren es diese zwei Semester, da sie in nähere Berührung mit den Reichen kam. Danach ließen ihre gesamten Lebensregeln sich in einem Glauben zusammenfassen, einem sehr einfachen, daß das Gute (›wunderschön‹ nannte sie es) gleichbedeutend ist mit dem Kostspieligen, dem Eleganten, dem Aristokratischen, und das Schlechte (›Garstige‹) das Billige, das Minderwertige, das Schäbige, das Mühselige ist. Vielleicht gibt es die teuren Mädchensc hulen, um diesen Glauben zu lehren. Das Gefühl verfeinerte sich, als Elizabeth älter wurde, durchdrang es all ihre Gedanken. Alles, von einem Paar Strümpfe bis zu einer Menschenseele, wurde als ›wunderschön‹ oder ›garstig‹ klassifiziert. Und leider hatte das ›Garstige‹ in ihrem Leben die Vorherrschaft gehabt, denn Mr. Lackersteens Wohlstand war von kurzer Dauer.
    Der unvermeidliche Zusammenbruch geschah Ende 1919. Elizabeth wurde aus der Schule genommen und setzte ihre Ausbildung in einer Reihe billiger garstiger Schulen fort mit Lücken von einem oder zwei Semestern, wenn ihr Vater das Schulgeld nicht aufbrachte. Er starb an Grippe, als sie zwanzig war. Mrs. Lackersteen blieb mit einem Jahreseinkommen von 150 Pfund zurück, das mit ihrem Tode erlöschen sollte. Die beiden Frauen konnten bei Mrs. Lackersteens Haushaltführung in England nicht von

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