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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehört, der sich bei dem Dorf Thongwa zusammenbraut?«
    »Ja. Sie sind sehr töricht, diese Dorfleute. Was können sie mit ihren Dahs und Speeren gegen die indischen Soldaten ausrichten? Sie werden wie wilde Tiere abgeschossen werden.«
    »Natürlich. Wenn es zu einem Kampf kommt, wird es ein Massaker sein. Aber sie sind nur ein Haufe n abergläubischer Bauern. Sie haben ihren Glauben auf diese albernen kugelsicheren Jacken gesetzt, die an sie verteilt werden. Ich verachte solche Unwissenheit.«
    »Die armen Menschen! Warum hältst du sie nicht zurück, U Po Kyin? Es ist nicht notwendig, jema nden zu verhaften. Du brauchst nur in das Dorf zu gehen und ihnen zu sagen, daß du ihre Pläne kennst, und sie werden es nicht wagen, weiterzumachen.«
    »Nun ja, ich könnte sie zurückhalten, wenn ich wollte, natürlich. Aber ich will nicht. Ich habe meine Gründe. Siehst du, Kin Kin, - bitte kein Wort darüber! - das ist sozusagen mein eigener Aufstand. Ich habe ihn selbst angestiftet.«
    »Was!«
    Ma Kin ließ ihre Zigarre fallen. Sie hatte die Augen so weit aufgerissen, daß man das hellblaue Weiß, das die Pupille umgab, genau sehen konnte. Sie war entsetzt. Es brach aus ihr heraus:
    »Ko Po Kyin, was sagst du da? Das meinst du doch nicht ernst! Du hättest einen Aufstand angezettelt - das kann nicht wahr sein!«
    »Gewiß ist es wahr. Und wir leisten da gute Arbeit. Dieser Zauberer, den ich aus Rangun geholt habe, ist ein gescheiter Bursche. Er hat ganz Indien als Zirkuszauberer bereist. Die kugelsicheren Jacken sind in den Läden von Whiteaway & Laidlaw gekauft, eine Rupie acht Annas pro Stück. Die kosten mich ein schönes Stück Geld, kann ich dir sagen.«
    »Aber, Ko Po Kyin! Ein Aufstand! Diese schrecklichen Kämpfe und Schießereien, und all die armen Menschen, die getötet werden! Bist du denn verrückt geworden? Fürchtest du nicht, selber erschossen zu werden?«
    U Po Kyin blieb plötzlich stehen. Er war erstaunt. »Meine Güte, Weib, was hast du jetzt wieder für Ideen? Du nimmst doch nicht etwa an, daß ich gegen die Regierung rebelliere? Ich - ein angesehener Diener der Regierung seit dreißig Jahren! Lieber Himmel, nein! Ich habe gesa gt, daß ich den Aufstand eingeleitet habe, nicht daß ich mich daran beteilige. Diese Idioten von Bauern werden ihre Haut riskieren, ich nicht. Kein Mensch ahnt, daß ich etwas damit zu tun habe oder zu tun haben werde, außer Ba Sein und ein paar anderen.«
    »Aber du hast gesagt, du hättest sie zur Rebellion überredet?« »Natürlich. Ich habe Veraswami beschuldigt, er habe einen
    Aufstand gegen die Regierung angestiftet. Nun, ich muß einen Aufstand vorzeigen können, nicht wahr?«
    »Ah, ich verstehe. Und wenn die Rebellion ausbricht, wirst du sagen, daß Dr. Veraswami daran schuld ist. Ist es so?«
    »Wie langsam du bist! Ich hätte geglaubt, daß selbst ein Idiot begreifen würde, daß ich diese Rebellion nur dafür anstifte, um sie niederzuschlagen. Ich bin ein - wie heißt n och dieser Ausdruck, den Mr. Macgregor gebraucht? Agent provocateur - Latein, das verstehst du nicht. Ich bin ein agent provocateur. Erst überrede ich diese Idioten, in Thongwa zu rebellieren, und dann verhafte ich sie als Rebellen. Im selben Augenblick, wo es planmäßig losgeht, stürze ich mich auf die Anführer und werfe sie ins Gefängnis. Danach wird vielleicht ein bißchen gekämpft werden. Vielleicht werden ein paar Männer getötet und ein paar andere auf die Andaman- Inseln geschickt. Aber mittlerweile werde ich der große Sieger sein. U Po Kyin, der Mann, der einen höchst gefährlichen Aufstand im richtigen Augenblick erstickt hat! Ich werde der Held des Distrikts sein.«
    U Po Kyin begann voll von gerechtem Stolz auf seinen Plan, wieder lächelnd, die Hände auf dem Rücken, im Zimmer auf und ab zu gehen. Ma Kin dachte eine Zeitlang schweigend über den Plan nach. Schließlich sagte sie:
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du das tust, Ko Po Kyin. Wohin soll das alles führen? Und was hat es mit Dr. Veraswami zu tun?«
    »Ich werde dich nie lehren, weise zu sein, Kin, Kin! Habe ich dir nicht zu Anfang gesagt, daß Veraswami mir im Wege ist? Dieser Aufstand ist genau das Richtige, um ihn loszuwerden. Natürlich werden wir nie beweisen, daß er dafür verantwortlich ist; aber was schadet das? Alle Europäer werden es selbstverständlich finden, daß er da seine Hände irgendwie im Spiel hat. So funktionieren ihre Gedanken. Er wird fürs Leben ruiniert sein. Und sein Sturz ist

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