Osama (German Edition)
Beschwerdeabteilung ist da drüben«, sagte der Mann. Joe folgte seinem Zeigefinger. Der deutete auf die Tür.
Joe zuckte die Schultern, zerknüllte das Papier, legte es auf den Tresen und ging.
Charing Cross rauf, quer über den St. Giles Circus und in die Tottenham Court Road, die aussah wie aus einem Science-Fiction-Taschenbuch. Es gab Reihen und Reihen von Läden mit unmöglichen schimmernden Geräten in den Auslagen. Einer, an dem er vorbeikam, hatte das Schaufenster voll mit Fernsehbildschirmen, jeder auf einen anderen Sender eingestellt, mehr Sender, als er für möglich gehalten hätte. In einem Büro ein Mann, der tanzte. Winzige Insekten, vergrößert, bei der Paarung. Zwei Polizisten, die vor einer Explosion davonrannten. Ein Schulmädchen in Uniform, das stumm in ein Mikrofon sang, während es die ganze Zeit aus seinem Fernseher herausstarrte, als blickte es aus einem Gefängnisfenster. Gigantische explodierende Raumschiffe, Männer, die Laserwaffen abfeuerten, ein außerirdisches Schleimmonster mit einem menschlichen Gefangenen in einem Eisblock. Joe war übel. Er drehte um, rannte die New Oxford entlang, nach Bloomsbury hinein, die Luft heiß in seiner Lunge, Verkehrsampeln blinzelten ihn grün und rot und gelb an, Glasaugen über ihm bewegten sich langsam, um ihn im Blick zu behalten, als er vorbeiging.
Das Britische Museum. Ein Mann, der vor dem Tor Würstchen verkaufte, der Geruch von gebratenen Zwiebeln schnürte ihm den Magen zusammen. Herumlaufende Touristen, blitzende Fotoapparate. Die Kameras waren sonderbar; zu klein, fand er. Als hätten sie innen keinen Film.
Ein Mann in einem Roboteranzug ging die Straße hinunter, über dem Kopf ein Schild: Eintrittskarten zum halben Preis. »Zu Hause ist es doch am schönsten!«, rief der Mann. Er blieb bei Joe stehen, gab ihm ein Flugblatt. »Zu Hause ist es doch am schönsten, Kumpel. Nimm eine Eintrittskarte, solange die Gelegenheit günstig ist.«
Joe blinzelte, seine Sicht war verschwommen. Der Blechmann ging davon. Er hatte Joe bereits vergessen. »Zu Hause …«
»Joe?«
Er blinzelte und schlug die Augen auf. Madam Seng stand über ihm.
»Sie hatten einen bösen Traum«, sagte sie.
Der Mann mit dem Kastorhut
Seine Zunge war dick und taub. Er setzte sich auf, und der Raum schwankte. Nichts hatte sich verändert. Die Kundschaft lag immer noch kunstvoll auf ihre Kissen drapiert. Die Mädchen verabreichten ihnen ihre Medizin. Der Film lief weiter stumm auf der Wand gegenüber.
Szene: Der Mann mit dem Kastorhut setzt sich mit einem anderen, benommen wirkenden Mann hin.
Zwischentitel: Habe ich geschlafen?
Szene: Der Mann mit dem Kastorhut in Großaufnahme, seine grotesken Augen und seine Leichenblässe.
Zwischentitel: Nein, und ich genauso wenig .
»Ich würde gerne Ihre Rolle in dem Ganzen verstehen.«
»Meine Rolle worin?«, fragte Madam Seng.
»Was hat Mo hier gemacht?«
Ihre Augen, sich leicht weitend. »Der Detektiv?«
»Er hatte Ihre Karte.«
Sie zuckte die Schultern. »Er ist ein paarmal hergekommen.«
»Warum?«
»Warum tut ihr anderen es?«
»Nein«, sagte Joe. Er schüttelte den Kopf, und seine Sicht wurde verschwommen. »Er hat etwas untersucht. Ein paar Leute. Er ist hergekommen … Er muss sie hier gesehen haben.« Ihre Augen betrachteten ihn ruhig. Er beschrieb den Mann mit den schwarzen Schuhen.
Madam Seng: »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt mit Ihnen reden sollte.«
Joe: »Warum tun Sie’s?«
Madam Seng: »Sie erinnern mich an einen jungen Mann, den ich mal gekannt habe.«
Joe: »Was ist mit ihm passiert?«
Madam Seng: »Er …«, leichtes Zögern. »Ist woandershin gegangen.«
Joe blinzelte, wollte niesen. Stützte den Kopf in die Hände – er fühlte sich an wie ein Bleigewicht. »Haben Sie Kaffee?«, sagte er.
»Das hier ist ein Opiumhaus, kein Café«, sagte Madam Seng, und Joe lächelte. »Bitte?«
Sie winkte einem der Mädchen.
»Erzählen Sie mir von diesen Männern«, sagte Joe.
An der gegenüberliegenden Wand kam der Film stotternd zum Stillstand.
»Ich bin kein Schlangenkopf«, sagte Madam Seng.
»Die haben Sie aber dafür gehalten.«
»Ja.«
»Wohin sollten Sie sie denn bringen?«
Sie zuckte die Schultern. »Ins Irrwirren-Land.«
»Haben sie gefunden, wonach sie suchten?«
»Nein.«
»Wonach haben sie denn gesucht?«
»Wonach suchen Sie denn?«
»Ich habe nur eine Aufgabe zu erfüllen, Lady.«
Sie sah belustigt aus. »Das ist schön«, sagte sie. »Lady.«
Das Mädchen kam
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