Osterfeuer (German Edition)
Tür
und lächelte ihrem Mann zu.
»Nix is am Morgen so appetitlich
wie du, mein Schatzi! d ir auch frohe
Ostern!«
Mit zwei Schritten war er bei ihr,
küsste sie auf beide Wangen und hob sie ohne jede Anstrengung einen Meter über den
Küchenfußboden. Trotz ihrer neununddreißig Jahre und einer Zwillingsschwangerschaft
hatte Astrid immer noch die knabenhaft schlanke Figur wie damals, als er sie kennen
lernte. Er drehte sich wie zum Tanz mit ihr im Kreis.
»Bitte Georg, lass mich runter!
Mir wird schwindlig und bald kommen unsere Gäste. Du weißt doch, wie überpünktlich
Mutti immer ist!«
»Da hast du allerdings recht!«
Georgs Miene verfinsterte sich bei
dem Gedanken an seine Schwiegermutter und resigniert stellte er Astrid auf den Boden
zurück.
»Kannst du vielleicht noch der Festtafel
den letzten Schliff geben? Du machst das eh viel besser als ich …«
Auf die Bitte zu antworten war Astrid
nicht mehr möglich, da in diesem Augenblick Julia und Judith – wie meist im Doppelpack
– in ihren Nachthemden die Treppe herunterstürmten und lautstark nach dem Osterhasen
verlangten, beziehungsweise nach seinen Gaben.
»Auch St. Louis möchte ein Osternest
suchen. Nicht wahr mein Süßer?«, Julia herzte und küsste den verängstigt äugenden
Hamster in ihren Händen.
»Und Barbie natürlich auch!«, betonte
Judith und hielt ihrem Vater einen ausgestreckten Arm hin an dessen Ende auf ihrer
flachen Hand eine weiße Ratte saß und neugierig in die Gegend schnüffelte.
»Ist sie nicht abartig schön, Papa? Sag doch mal! Und draußen scheint
die Sonne und da könnten wir doch gleich …«
»Frohe Ostern, Mädels!«
Astrid hatte ihre Stimme etwas gehoben,
um sich gegen das eingespielte Duo durchsetzen zu können.
»Ja, frohe Ostern, frohe Ostern,
Mama, Papa!«
»Und St. Louis!«
»Ja, und Barbie! Frohe Ostern!«
Die Zwillinge, zwölf Jahre alt und
kaum zu bändigen vor Energie und Fantasie, hingen abwechselnd an Georg und Astrid
und küssten sie ab, zwischendurch kamen ihre Haustiere dran und Georg war wie immer
erstaunt, dass zwei so kleine Wesen so ein Tohuwabohu veranstalten konnten.
»Kinder!«
Astrid war diejenige, die sie wieder
zur Ruhe bringen konnte und sie geschickt zu Komplizen machte, was den bevorstehenden
Besuch der Oma und der anderen Gäste betraf.
»Also, ihr wisst Bescheid: Wir wollen
doch alle einen schönen Ostersonntag haben und dazu gehört, dass Oma, Opa und alle
anderen sich wohl fühlen und alles gut klappt. Wollt ihr dabei helfen?«
»Jaaa!«, riefen sie wie aus einem
Munde, doch Judith, die forschere von beiden, musste noch hinzufügen:
»Die Oma meckert sowieso immer.«
Astrid warf ihrer Tochter einen
sanft rügenden Blick zu, nahm aber trotzdem die nicht unwahre Bemerkung auf:
»Die Oma ist eben sehr anspruchsvoll
und wir wollen versuchen, ihr einfach keinen Grund zur Klage zu geben …«
Die Zwillinge schauten ihre Mutter
skeptisch an.
»Ihr wisst, die Großeltern möchten
beim Ostereiersuchen dabei sein. Also, zieht euch die tollen neuen Sachen an, die
ihr euch letzte Woche ausgesucht habt, und dann helfen wir alle zusammen, den Tisch
fertig decken, und dem Papa noch ein bisschen in der Küche …«
»Und eure lieben Tierchen lasst
ihr bitte in ihren Käfigen!«, fügte Georg mit gebotener Strenge hinzu.
»Es gibt da ein paar Leut, die haben
ihre Probleme mit Ratten und Hamstern beim Frühstück.«
»Oh wie gemein! Die arme Barbie,
soll die denn nicht merken, dass Ostern ist? Nur wegen der doofen Erwachsenen? Das
find ich so was von krass!«, empörte sich Judith sofort und auch Julia fing an,
ihren armen St. Louis zu bedauern. Im Grunde aber war ihnen diese Maßnahme einsichtig.
Es würde sich später sicher eine Gelegenheit finden, ihre beiden über alles geliebten
Hausgenossen allen Anwesenden angemessen zu präsentieren. Die ganze Familie bereitete
nun sich und die Frühstückstafel mit Eifer für den Empfang der Gäste vor.
Zwei Stunden später hatte man die Ostereiersuche hinter sich, alle
saßen um den großen Tisch und ließen sich die Köstlichkeiten schmecken, die Georg
zusammengetragen und zubereitet hatte. Die geballte Anwesenheit von Astrids Familie
– außer ihren Eltern, ihre beiden Schwestern mit ihren Männern und insgesamt vier
Kindern – löste bei Georg immer ein Gefühl der Beklemmung aus. Zum Glück lockerte
Steffen, sein erster und bester Freund, den er in Lübeck gefunden hatte und der
zumindest für ihn und Astrid auch zur Familie
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