Osterfeuer (German Edition)
gestern Abend gut amüsiert?«
»Es machte den Eindruck. Sie zog
alle Aufmerksamkeit, besonders die der Männer, auf sich und konnte sich vor Tanzpartnern
nicht retten. Und so etwas hat Margot schon immer genossen …«
»Wann und wo haben Sie Frau Sandner
zum letzten Mal lebend gesehen?«
»Da habe ich schon drüber nachgedacht.
Ich glaube, das muss irgendwann nach zwei Uhr heute Nacht gewesen sein, in dem großen
Zelt. Margot tanzte mit einem jungen Mann und Iris fürchtete schon, dass wir mit
dem frühstücken müssen …«
»Wieso fürchtete sie das?«
»Na ja, sie tanzten sehr innig und
der Junge schien völlig verzaubert von Margot – wie gesagt, sie war eine toll aussehende
Frau, die die Blicke aller Männer auf sich zog und er hatte das große Los gezogen.«
»Kennen Sie den jungen Mann?«
»Nein, danach müssen Sie Trude fragen,
die weiß bestimmt, wer das war. Ja glauben Sie denn, dass der Junge etwas mit Margots
Tod zu tun hat?«
Betty sah die Kriminalbeamten entsetzt
an. Wie oft hatten Angermüller und Jansen schon solche Fragen gehört. Menschen,
die in irgendeiner Weise mit den Ermittlungen zu einem Mordfall konfrontiert wurden,
erschreckte allein die Vorstellung, dass auf eine Person, die sie flüchtig kannten
oder gesehen hatten, auch nur der Hauch eines Verdachts fiel.
»Frau Oppel, das ist die berühmte
Routine bei polizeilichen Ermittlungen. Wir müssen versuchen, möglichst genau die
letzten Stunden im Leben des Opfers zu rekonstruieren. Nur so haben wir eine Chance,
an den Täter zu gelangen. Deshalb müssen wir wissen, wer wann wo mit wem gewesen
ist. Deshalb muss ich auch Sie fragen, was Sie ab zwei Uhr gemacht haben?«
Betty hüstelte verlegen.
»Ja, natürlich. Wir, also Iris und
ich, sind irgendwann nach halb drei hierher gegangen. Iris und ich teilen uns hier
im oberen Stockwerk ein Schlafzimmer, Margot als Raucherin hatte ein extra Zimmer.
Ich war hundemüde und im Zelt war es am Schluss ziemlich kalt gewesen. Iris wollte
sich noch einen Kräutertee kochen. Ich bin gleich ins Bett gefallen und habe bis
zehn Uhr herrlich geschlafen. Als ich bemerkt habe, dass Margot nicht nach Hause
gekommen war, dachte ich, sie hätte vielleicht bei diesem jungen Mann übernachtet
und war fast ein bisschen sauer. In so einem Kaff könnte das womöglich einen Skandal
verursachen. Und nun ist alles noch viel schlimmer …«
»Wann haben Sie Frau Sandners Fehlen
bemerkt?«
»Gleich nach dem Aufstehen, so kurz
nach zehn heute morgen. Die Tür ihres Zimmers war nur angelehnt und da habe ich
einfach kurz hineingeschaut und gesehen, dass das Bett leer war.«
»Und da nahmen Sie an, dass Ihre
Freundin woanders übernachtet hat …«
»Ja genau. Aber leider hat dann
ja Trudes Hund die grausige Entdeckung gemacht.«
Betty schluckte heftig, um ihre
Gefühlsaufwallung zu unterdrücken.
»Wann war das?«, wollte Angermüller
wissen. Betty überlegte kurz.
»Wahrscheinlich eine gute Stunde
nachdem ich aufgestanden war, nach elf irgendwann. Trude kam mit einem Morgentee
zu uns herüber. Ich saß hier draußen in der Sonne und plötzlich kam ihr kleiner
Hund ganz aufgeregt angelaufen und war gar nicht zu beruhigen. Trude rannte ihm
dann hinterher und ich habe mir auch die Gummistiefel angezogen und bin ihr nach.
Und da hatte sie Margot schon gefunden.«
Betty presste sich ihr Taschentuch
auf den Mund und schaute die beiden Männer verzweifelt an.
»Was hat Frau Kampmann dann gemacht?«
»Ich wollte Margot aus dem Wasser
ziehen, aber Trude sagte, das hätte keinen Sinn, denn Margot sei schon tot. Sie
hatte ihren Puls gefühlt. Und dann sagte sie, dass wir wohl besser nichts verändern
und die Polizei holen sollten. Sie war sehr gefasst und hat ganz ruhig und umsichtig
gehandelt.«
In Betty Oppels Stimme hörte Angermüller
bei diesen letzten Sätzen ein gewisses Befremden. So eine emotionale Person wie
sie selbst war hätte sich aus ihrer Aufgeregtheit heraus bestimmt nicht so vorbildlich
verhalten und er war Frau Kampmann dankbar, dass sie nicht durch sinnlose Aktivitäten
den Tatort für die Ermittlungsarbeit unbrauchbar gemacht hatte.
»Gut, gut. Frau Kampmann hat das
ganz prima gemacht. Vielen Dank, dass Sie mir alles so ausführlich erzählt haben,
Frau Oppel. Für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt, das wir wissen sollten,
rufen Sie mich einfach an.«
Angermüller gab ihr seine Karte mit den Telefonnummern.
»Unterschreiben Sie bitte noch hier,
dass wir Ihre Aussage auf Band aufnehmen
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