Osterfeuer (German Edition)
Margot mitkommt,
wusste Trude allerdings nicht. Das war so eine Art Überraschung.«
»Und, ist die Überraschung gelungen?«
»Ich glaube schon. Die beiden hatten
sich in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren und als Margot mich fragte,
ob wir sie mitnehmen, dachte ich, wieso nicht? Ich bin sowieso diejenige, die unsere
Truppe zusammenhält – wahrscheinlich bin ich ziemlich sentimental und fand die Idee,
unser Kleeblatt von vor zwanzig Jahren auferstehen zu lassen, ausgesprochen nett
…und nun dieses Ende und ich bin schuld, ohne mich wäre Margot nie hierher gekommen
…«
Betty drohte wieder von ihren Gefühlen
überwältigt zu werden. Angermüller tat die kleine, füllige Frau leid, zu deren Sommersprossen
und roten Locken eher ein fröhliches Gesicht passte, und er versuchte, sie zu beruhigen.
»Ach Frau Oppel, glauben Sie einfach,
es gibt so etwas wie Schicksal und das kann man nicht beeinflussen …Was machen Sie
eigentlich beruflich?«
Betty fing sich wieder und schniefte
nur kurz.
»Ich hoffe, Sie haben recht. Beruflich?
Ich bin Institutssekretärin an der Freien Universität. Außerdem bin ich geschieden
und habe eine sechzehnjährige Tochter, Annick. Sagen Sie, wie ist es denn passiert,
ich meine, woran ist Margot denn gestorben?«
»Das können wir leider noch nicht
sagen, das muss erst noch genauer untersucht werden.«
Angermüller hatte sich absichtlich
recht vage ausgedrückt, doch Betty ahnte sehr wohl, wovon er sprach.
»Oh Gott, sie werden noch an ihr
rumschnippeln. Was für eine grässliche Vorstellung …«
Betty presste ihr Taschentuch auf
den Mund und wieder kullerten ein paar Tränen über ihr Gesicht.
»Frau Oppel, ich kann verstehen,
dass Sie das alles entsetzlich finden. Gerade haben Sie eine gute Freundin verloren
und ich nerve Sie mit meinen Fragen …«
»Entschuldigen Sie bitte! Aber wenn
man jemanden so lange kennt, dann ist das einfach ein Schock, wenn er plötzlich
stirbt und dann noch so …«
Sie schüttelte ihren Lockenkopf.
»Erzählen Sie doch mal. Was haben
Sie gestern so gemacht?«
»Wir vier haben den ganzen Tag zusammen
verbracht. Nur gefrühstückt hat Margot nicht mit uns. Sie ist dieser Typ, der den
Tag mit Kaffee und Zigarette anfängt …Das Wetter war sehr angenehm und Trude hat
uns das Städtchen gezeigt. Ständig liefen wir Leuten über den Weg, die schon über
uns Bescheid wussten, dass wir die Freundinnen aus Berlin sind, und die uns Guten
Tag sagen wollten. Hier scheint wirklich jeder jeden zu kennen. Danach waren wir
am Strand, haben irgendwo Mittag gegessen und sind dann in Travemünde spazieren
gegangen – es war ein richtig schöner Tag!«
»Und am Abend waren Sie auf dem
großen Fest?«
»Ja, richtig. Ich habe das ein bisschen
bedauert, dass wir nicht unter uns waren, denn ich hätte lieber wieder in Erinnerungen
geschwelgt. Doch es war natürlich klar, dass Trude ihre Verpflichtungen hat und
Iris war es, glaube ich, egal. Und Margot, ja, die fand das toll, dass hier was
los war …«
»Inwiefern, was für ein Typ war
Frau Sandner?«
»Wenn ich jetzt sage, sie war sehr
lebenslustig, klingt das irgendwie nicht ganz richtig …Sie war eine gut aussehende
Frau, die ihr Leben lebte. Unabhängig, unkonventionell, wusste genau, was sie wollte.
Ihr Beruf war ihr sehr wichtig und sie war sehr erfolgreich, glaube ich. Jedenfalls
wechselte sie häufig die Jobs, fing immer gleich ziemlich weit oben an und finanziell
hatte sie keine Probleme. Seit einigen Monaten arbeitete sie bei einem privaten
Fernsehsender.«
»Und neben dem Beruflichen?«
»Sie nahm sich, was sie wollte.
Feste Beziehungen gehörten selten dazu, aber irgendeinen Mann gab es immer. Immer
wieder. In letzter Zeit hat sie ein bisschen viel getrunken. Ich denke, im Grunde
war Margot ganz schön einsam, trotz ihrer trendigen Jobs und der vielen Leute, die
sie dadurch kannte. Das ist es, was ich meine, warum ich sie nicht als lebenslustig
bezeichnen würde. Sie warf sich mit einer Energie ins Vergnügen, die ich manchmal
als verzweifelt empfand. Und ich glaube, unsere alte Clique bedeutete ihr auch sehr
viel, das war für sie vielleicht so eine Art Familie oder Heimat … Sie ist jedenfalls
immer gerne gekommen, wenn ich sie dazugeholt habe …«
Betty Oppel hatte anscheinend ein
großes Herz und schilderte ihre Freundin voller Wärme und Verständnis. Außerdem
sah sie sich wohl zur Hüterin der alten Freundschaften aus Jugendtagen auserkoren.
»Und hat sich Frau Sandner
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