Osterfeuer (German Edition)
dann?«
Unter den Augen der beiden Beamten
wand sich der Junge vor Verlegenheit.
»Aber das wissen Sie doch schon
alles … muss ich denn das auch noch mal erzählen …?«
Angermüller ließ sich seine angespannte
Neugier nicht anmerken und nickte nur wortlos.
»Frau Sandner fing an, uns anzufassen
und zu küssen und dann …«
Seine Stimme wurde immer leiser,
»dann hatten wir Sex zusammen …«
»Ihr alle drei?«, fragte Angermüller
nach und Jansen sandte unauffällig ein Nicken in seine Richtung.
»Ja.« Oliver sagte das mit ganz
kleiner Stimme und gesenktem Kopf und sah Angermüller verzweifelt an:
»Es tut mir so leid! Ich liebe doch
Anna! Deshalb wollte ich auch auf keinen Fall, dass sie was erfährt … und jetzt
ist es zu spät!«
»Na, na!«, versuchte Angermüller
den Jungen zu beruhigen, »es gibt für fast alles einen Ausweg! Jetzt erzähle erst
einmal weiter!«
»Also, wegen Anna wollte ich dann
auch schnell zurück zum Laguna und auf einmal wollte diese Margot mitkommen. Das
fand ich natürlich gar nicht gut und habe ihr das auch gesagt … da wurde sie total
sauer! Sie fing an, mich zu beschimpfen, schrie herum … Da bin ich einfach abgehauen.«
»Du hast die Scheune also vor Ben
verlassen?«
»Ja, Ben ist noch geblieben.«
»Und du bist mit dem Motorroller
gefahren und trotzdem später am Laguna Beach Club gewesen, obwohl Ben den Weg zu
Fuß über den Strand gemacht hat. Wie erklärst du das?«
»Thimo, der von dem ich den Roller
hatte, hatte sich den Kilometerstand und die Tankfüllung aufgeschrieben, wegen Sprit
und so. Da wäre es ja aufgefallen, wenn ich nach fast zwei Stunden mit nur 4km auf
dem Tacho zurückgekommen wäre. Deswegen bin ich noch eine ganze Weile so durch die
Gegend gefahren.«
Jansen in seiner Ecke räusperte
sich:
»Das ist ja gut und schön, aber
es wäre natürlich durchaus möglich, dass du dann noch einmal zur Mühle zurückgefahren
bist. Es war ja zu befürchten, dass diese Margot Sandner die Geschichte mit euch
nicht sehr diskret behandeln würde und schließlich hattest du ein großes Interesse
daran, das zu verhindern …«
Erschrocken sah Oliver den Kommissar
an. Er stotterte: »Aber … nein … ich bin nicht noch einmal zurückgefahren … Denken
Sie etwa ich …?«
Er wagte es nicht einmal, diesen
Gedanken auszusprechen. Neben den Gewissensbissen, die ihn gegenüber seiner Freundin
quälten, der Angst, seine Beziehung kaputt gemacht zu haben, sah er sich nun, nachdem
er endlich sein Schweigen gebrochen hatte, dem Verdacht des Mordes ausgesetzt.
»Wir denken erst mal gar nichts«,
beschwichtigte Angermüller.
»Hast du denn Beweise für das, was
du sagst?«
Zusammengesunken saß der große Junge
auf dem Hocker, starrte angestrengt vor sich hin und fuhr sich ein ums andere Mal
mit der Hand durch die blonden Locken.
»Mann, Mann, Mann!«, stöhnte er,
»was für Beweise hab ich?«
Er sah konzentriert auf seine Füße,
die in Turnschuhen von mindestens Größe achtundvierzig steckten.
»Na ja halt der Kilometerstand,
der Benzinverbrauch!«
»Das sagtest du bereits.«
»Sie können Thimo fragen, der hat
nämlich sofort bei mir abkassiert …«
»Thimo – und weiter?«
»Thimo Rohde.«
»Wo können wir den erreichen?«
»Der wohnt Am Eichenwald 13 … Und
da fällt mir ein, mir ist auch jemand begegnet!«
Für einen Moment entkam Oliver seiner
Niedergeschlagenheit und er sagte lebhaft:
»Felipe, der kennt mich, der macht
bei uns öfter Gartenarbeit und der muss mich gesehen haben!«
»Ist das der Kubaner, der auch auf
dem Fest war?«, wollte Angermüller wissen.
»Ja, genau! Der wohnt irgendwo in der neuen Siedlung …«
»Gut. Das finden wir raus. Ich hätte
da noch eine andere Frage: Erinnerst du dich, wie Margot Sandner gekleidet war?«
Oliver dachte kurz nach: »Sie trug
ein graues Kleid, glaube ich … rote Schuhe …«
Angermüller hüstelte.
Ȁhem. Ich meinte eigentlich mehr,
was sie darunter trug, Strümpfe, Unterhose und so weiter.«
Es war deutlich zu sehen, wie eine
kräftige Röte über Olivers Gesicht bis zum Haaransatz kroch.
»Ja, also die Strümpfe, die Strümpfe waren so schwarz …«
»Und die Unterwäsche?«
»Die Unterwäsche, ja … ich weiß
nicht mehr …«
Oliver wand sich vor Verlegenheit.
»So genau habe ich nicht hingesehen
… ich kann mich jedenfalls nicht mehr daran erinnern …«, stammelte er und wusste
nicht, wo er dabei hinschauen sollte. Auch Angermüller fühlte sich peinlich
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