Osterfeuer (German Edition)
bist,
weil die Geschichte dich so mitgenommen hat und am besten wir beide vergessen sofort,
welche Ungeheuerlichkeiten du eben von dir gegeben hast.«
»Ich weiß, was ich weiß …«, sagte
Betty in bedeutungsvollem Trotz und sah an Trude vorbei.
Trude konnte nur noch fassungslos
mit dem Kopf schütteln und schaute Iris an, die jedoch ihrem Blick auswich. Das
ließ Trudes Fassungslosigkeit in Wut umschlagen.
»Was ist mit Iris, die sich aus
allem so vornehm heraushält? Ist nicht gerade das sehr verdächtig?«
Sie konnte ihre Erregung nicht verbergen
und als Betty nicht reagierte, ging sie zum direkten Angriff auf Iris über: »Gib
es zu Iris, auch du bist nicht gerade bestürzt über Margots Ende. Schließlich hätte
sie deiner neuen Karriere beim Fernsehen durchaus Steine in den Weg legen können!«
Der Blick, den sie von Iris für
diese Attacke erntete, irritierte sie. Was sah sie da aufblitzen? Doch nach einer
kurzen Schrecksekunde beschied Iris sie knapp:
»Du hast recht – wir sind alle verdächtig.«
»Oh, ihr beiden ihr seid so … so
…!«Betty rang um das passende Wort. »…so kaltschnäuzig! Wenn ich das gewusst hätte!«
Und sie verfiel wieder in einen jammernden Monolog der Selbstanklage:»Warum hab
ich Margot bloß hierher gebracht! Das hätte ich mir doch denken können, dass es
nicht gut gehen würde. Ich bin eben einfach zu naiv gewesen und jetzt bin ich schuld
an ihrem Tod!«
Bettys Worte gingen in ein leises
Schluchzen über und Trude war hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Wut. Aber
Wut nicht nur auf Betty und ihre unglaublichen Verdächtigungen sondern auch auf
Iris, die meinte, sich mit emotionsloser Objektivität aus allem heraushalten zu
können. Und ich dachte immer, das sind meine Freundinnen! Ich sollte Babs anrufen
– bei ihr kann ich mich über diese beschissene Situation wenigstens mal richtig
ausheulen, beschloss Trude. Komisch, dass Babs sich nicht schon längst bei mir gemeldet
hat, denn bestimmt hat das Buschtelefon ihr die Nachricht von dem grausigen Vorfall
längst mitgeteilt! Na ja, dafür hat mich halb Warstedt heute schon mit neugierigen
Fragen genervt!
Sie bogen gerade um die Ecke der Scheune, da kam ihnen Elsbeth schnellen
Schrittes aus der Dunkelheit entgegen, trotz der abendlichen Kühle nur mit ihrer
leichten Bluse bekleidet.
»Elsbeth, was ist los? Du siehst
so aufgeregt aus!«, fragte Trude besorgt. Der immer noch ziemlich volle Mond stand
mittlerweile hoch am Himmel und in seinem Licht wirkte die sonst so energiegeladene,
kraftvolle Elsbeth plötzlich blass und alt.
»Sie nehmen Oliver mit!«
»Wer nimmt ihn mit?«
»Die Polizei. Sie sind gekommen,
kurz nachdem ihr losgegangen wart. Ich hab’s von meinem Badezimmerfenster aus gesehen.
Es waren die beiden Kommissare, die heute Nachmittag schon mal hier gewesen sind
…«
»Und dann?«
»Ich bin hinüber zum Haus gelaufen
und Franz sagte mir, dass sie im Herrenzimmer wären und Oliver nur noch ein paar
Fragen stellen wollten. Kurze Zeit später kam der größere, dickere von beiden zu
uns und eröffnete uns, dass sie Oliver jetzt auf die Dienststelle nach Warstedt
mitnähmen …«
Es war offensichtlich, dass Elsbeth
Mühe hatte, Haltung zu bewahren. So aufgelöst hatte Trude ihre geschätzte Freundin
noch nie erlebt.
»Mach dir keine Sorgen, Elsbeth.
Bestimmt bedeutet das nichts Schlimmes, vielleicht soll er jemanden identifizieren
oder so. Oder es handelt sich schlicht und einfach um einen Irrtum, den Olli dort
sicher aufklären kann.«
Sie konnten gerade noch sehen, wie
ein blinkendes Blaulicht sich auf der Zufahrt entfernte, dann war es hinter einer
Kurve verschwunden. Trude empfand keineswegs die Zuversicht, die sie auszustrahlen
versuchte, um Elsbeth zu beruhigen. Wer konnte wirklich wissen, was letzte Nacht
vorgefallen war?
»Du musst jetzt was tun, Trude!«
Die Angst um ihren Enkel stand der
sonst so stark wirkenden Frau ins Gesicht geschrieben und der Klang ihrer Stimme,
konnte nur flehentlich genannt werden.
»Aber Elsbeth, ich fürchte, da kann
ich nichts tun …«, sagte Trude bedauernd und fasste die Hände der Freundin.
»Wirklich nicht, Trude?«
Den verzweifelten Blick der alten
Frau würde Trude so schnell wohl nicht vergessen, wenn sie auch nicht verstand,
wieso Elsbeth annahm, ausgerechnet sie könne ihrem Stiefsohn aus dieser Situation
heraushelfen.
»Uns bleibt nichts als abzuwarten
und zu hoffen, dass nichts Schlimmeres hinter dieser Geschichte steckt
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