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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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trifft.«
    Jansen versuchte, so ruhig wie möglich
zu bleiben, als er sagte: »Ich wiederhole noch einmal: Wir wissen definitiv, dass
Ihre Aussage von vorhin die reine Fantasie war. Warum haben Sie uns diese Geschichten
erzählt? Ich sage es Ihnen: Weil Sie etwas wissen und jemanden schützen wollen!
Und dieser j emand ist Trude Kampmann.«
    »Und ich kann nur wiederholen, dass
ich Frau Kampmann niemals für eine Mörderin halten kann.«
    Zum Erstaunen der Kriminalbeamten
erhob sich Elsbeth plötzlich.
    »Es tut mir leid, Ihre Zeit in Anspruch
genommen zu haben. Wenn meine Aussage für Sie ohnehin nicht von Belang ist, dann
kann ich jetzt wohl gehen …«
    »Moment mal, so einfach ist das
ja nicht!«, protestierte Jansen, doch mit einem Blick auf seinen Kollegen verstummte
er.
    »Gut Frau Friedrichsen.«
    Angermüller blieb ruhig und sagte:
    »Brechen wir hier erst mal ab. Der
Kollege von der Streife draußen fährt s ie
heim und Sie denken über alles noch einmal gründlich nach. Morgen werden wir wieder
miteinander reden, halten Sie sich zu unserer Verfügung. Vielleicht ist Ihnen dann
ja einiges klarer geworden.«
    »Wie Sie meinen, Herr Kommissar.
Guten Tag, die Herren!«
    Und hoch erhobenen Hauptes verließ
die alte Dame das Vernehmungszimmer.
    »So etwas habe ich noch nicht erlebt!
Die alte Schachtel erzählt uns einen vom Pferd und geht dann seelenruhig nach Hause!
Nee, nee …«
    Jansen griff sich an den Kopf. Doch
Angermüller meinte:
    »Täusch dich da mal nicht: Von Seelenruhe
kann mit Sicherheit keine Rede sein. Wenn nicht morgen, so doch übermorgen wird
sie schon mitteilsamer sein. Die alte Frau ist kein abgebrühter Gangster und das
Verhör hier hat sie ganz schön Kraft gekostet. Und du bist ja wohl meiner Meinung,
dass keine Fluchtgefahr besteht …«
     
    Oberhalb des Dünenstrandes auf mehrere höchstens zweistöckige Gebäude
verteilt, lag das Warstedter Krankenhaus etwas außerhalb der Stadt, zwischen Feldern
und Wiesen. Von der architektonischen Gestaltung und den Gartenanlagen her hätte
es sich auch um eine weitläufige Feriensiedlung handeln können. Trude und Iris betraten
die helle, freundliche Lobby, die mit ihrer Rezeption, den geschmackvollen Sitzecken
und den vielen Pflanzen durchaus einer Hotelhalle glich. Es war der Nachmittag vom
Ostermontag und Hauptbesuchszeit, Familienangehörige und Freunde saßen um Leute
in Bademänteln, tranken Kaffee, manche auch schon Bier und packten Blumen, Pralinenschachteln
und Zeitschriften aus.
    Auch Trude hatte für Betty im Garten
einen Strauß geschnitten, eine Schale mit selbstgebackenem Shortbread eingepackt
und am Zeitungsstand in der Lobby noch zwei Zeitschriften erstanden, von denen sie
glaubte, sie könnten Betty interessieren. Die freundliche Dame am Empfangs-tresen
wies ihnen den Weg zu Bettys Zimmer im zweiten Stock und wie bei jedem Besuch im
Krankenhaus spürte Trude die Spannung, was sie wohl hinter der Tür an die sie klopfte,
erwarten würde. Das auffordernde ›Ja bitte!‹ klang aber schon wieder recht kräftig
und so drückte sie mutig auf die Klinke.
    Den rechten Arm bis zum Hals in
Gips, um den Kopf einen Verband und im Rücken zwei dicke Kissen, sah Betty ihrem
Besuch entgegen. Beim Näher k ommen
waren unter beiden Augen leichte, blaue Verfärbungen zu entdecken. Wahrscheinlich
würden sich daraus zwei kräftige Veilchen entwickeln. Munter trat Trude an das Krankenbett,
legte ihre Mitbringsel ab und fragte mitfühlend:
    »Na, wie geht’s dir, du Arme? Tut
es sehr weh?«, während sie Bettys heile Schulter zu streicheln versuchte.
    »Geh weg, du falsche Schlange!«,
zischte diese plötzlich und wendete sich mit einem Ruck, der sie vor Schmerzen das
Gesicht verziehen ließ, von ihr ab. Resigniert zog Trude ihre Hand zurück.
    »Bist du immer noch nicht vernünftig
geworden?«
    Bettys Reaktion ließ nicht auf sich
warten:
    »Vernünftig!? Was soll das denn
heißen? Was erwartest du? Ich werde die Klippen hinuntergestürzt und breche mir
nicht den Hals, wie du gehofft hast …«
    »Betty! Das war ein Unfall und du
weißt das auch«, unterbrach Trude den wütenden Ausbruch der Freundin, »und eigentlich
freut es mich, dass es dir schon wieder so gut geht …«
    Trude hatte vorschlagen wollen,
noch einmal in aller Ruhe über die Vorkommnisse der vergangenen Tage zu sprechen,
doch dazu kam sie nicht. Betty ließ sie nicht ausreden und zum ersten Mal verspürte
Trude so etwas wie Hass hinter ihren Worten.
    »Was willst du noch von mir?

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