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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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über den Zusammenhang zwischen dem Genuss dieses
Lebensmittels und der männlichen Potenz mittlerweile auswendig. Sie fand die sich
jährlich wiederholenden Rituale nicht mehr peinlich sondern sterbenslangweilig.
Auf der anderen Seite war sie froh, dass nicht mehr der Mord an Margot und die Polizeiarbeit
im Mittelpunkt des Interesses stand. So wenig spektakulär und so zurückhaltend wie
möglich hatte sie die neugierigen Fragen beantwortet, die zu Anfang des Abends auf
sie einstürmten. Zum Glück war Franz ihr Unbehagen bei dem Thema nicht verborgen
geblieben und er hatte mit ein paar launigen Worten die inquisitorische Ausfragerei
beendet.
    Immer wieder wanderten Trudes Gedanken
zu Elsbeth. Nun war sie doch beunruhigt, denn sie hatte Elsbeth leider nicht mehr
angetroffen, bevor sie hierher gefahren waren und sie hoffte jetzt, sie vielleicht
beim Nachhausekommen noch kurz sprechen zu können. Jedes Mal, wenn ihre Augen gedankenverloren
durch den Raum schweiften, wurde Trude von Lina Erichsens lauerndem Blick in die
Gegenwart zurückgeholt. Lina und Erich saßen ihr gegenüber und wahrscheinlich hoffte
Lina immer noch auf eine angemessene Vergütung für die voreilig geschenkten Wildhasenkeulen.
Ein paar wertvolle Informationen über dieses einmalige, schreckliche Verbrechen,
das sich endlich einmal vor ihrer Haustür ereignet hatte, müssten doch wirklich
drin sein.
    Auch Rieke schien Trudes zeitweilige
geistige Abwesenheit zu bemerken und fragte sie besorgt:
    »Na min Deern, geit di dat auch
gut?«
    »Danke, bestens! Ich träume manchmal
ein bisschen, das ist aber kein Grund zur Sorge!«, antwortete Trude und lächelte
ihre aufmerksame Gastgeberin an, der es einfach nicht gelingen wollte, sich geschmackvoll
zu kleiden und ihr glattes, dünnes Haar in Form zu bringen. Das blaue, strassbestickte
Kleid, das sie heute trug und das bestimmt ein Vermögen gekostet hatte, betonte
wenig schmeichelhaft ihren kräftigen, knochigen Körperbau und ließ sie wie einen
als Frau verkleideten Mann erscheinen. Aber wenn auch das Ostereierfest ein ziemlich
barbarischer Brauch und Riekes Küche nicht gerade ein Hochgenuss war, Rieke war
eine herzliche Person, manchmal vielleicht ein bisschen anstrengend, weil sie so
entsetzlich langweilig war, aber lieb und nett. Dass sie mit diesem Knut als Ehemann
gestraft war, hatte sie eigentlich nicht verdient, schien ihr persönlich aber zum
Glück am wenigsten auszumachen.
    Der Name Overbeck galt in dieser
Gegend etwas: Auch das kleine Dorf, das sich an den Gutshof mit dem noblen Herrenhaus
anschloss, wurde so bezeichnet. Sowohl den Namen als auch den Besitz hatte Rieke
in die Ehe mitgebracht. Wie Franz ihr erzählt hatte, waren Riekes Eltern damals
strikt gegen eine Verbindung mit Knut, der aus einer nach dem Krieg zugewanderten,
kinderreichen Familie stammte und außer seinem guten Aussehen und seinem flotten
Mundwerk nicht viel vorzuweisen hatte. Leider hatte sich ihre einzige Tochter und
Erbin unsterblich in ihn verliebt und haute sogar mit ihm zusammen ab, um sich im
schottischen Gretna Green vom Dorfschmied trauen zu lassen. Sie drohte, erst wieder
zurückzukommen, wenn ihre hartherzigen Eltern den unerwünschten Schwiegersohn akzeptierten.
Es war wahrscheinlich die einzige Entscheidung in ihrem Leben, bei der Rieke nicht
das tat, was von ihr erwartet wurde.
    Natürlich wollten auch Overbecks
ihr Kind nicht verlieren und gaben klein bei. Von Knut forderten sie, den Namen
Overbeck bei der Heirat anzunehmen – für ihn eine Kleinigkeit, wurde er doch damit
Nutznießer der umfangreichen Besitztümer der Familie. Mit Kindern war die Verbindung
leider nicht gesegnet und Knut war auch nicht der Fleißigste, doch immerhin war
der Reiterhof seine Idee und von achtbarem Erfolg gekrönt und für die tagtägliche
Kleinarbeit hatte er ja die geschäftstüchtige Rieke. Die bewahrte immer noch die
Illusion ihrer großen Liebe und verschloss die Augen vor sämtlichen jungen Stallmädchen
und Reitschülerinnen, die man häufig auf dem Beifahrersitz neben Knut in seinem
Geländewagen umherfahren sah.
    »Dann wollen wir jetzt man mit der
Süßspeise weitermachen. Hat jeder sein Schälchen bekommen?«, fragte Rieke ihre Gäste.
    »Das ist eine S-pezialität meiner
Urgroßmutter, ein ganz altes Familienrezept. Himmlische Eier haben wir das immer
genannt. Dreißig S-tück sind da drin!«
    Unter einer dicken Sahnehaube verbarg
sich eine hellgelbe, schaumige Creme und erwartungsvoll versenkte Trude ihr

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