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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Löffelchen,
um zu probieren. Es schmeckte sehr süß, mit einer leicht säuerlichen Zitrusfruchtnote,
gar nicht schlecht. Allerdings war das Ganze wohl mit Gelatine gefestigt und beim
Unterrühren nicht aufgepasst worden. Verstohlen sammelte Trude die gummiartigen
Klümpchen auf den Rand ihres Kristallschälchens und sah die meisten anderen Gäste
ähnliches tun. Auch Rieke schob die kleinen Fremdkörper mit der Zungenspitze heraus
und machte dabei ein ganz unglückliches Gesicht. Im Nebenraum klingelte das Telefon
und Rieke bedeutete Knut, bitte das Gespräch anzunehmen. Doch der blieb sitzen.
    »Wer stört denn jetzt wieder? Kann
doch nur irgend so’n dämlicher Hamburger Herrenreiter sein …«
    Seine Kunden mochte Knut nicht besonders.
Natürlich stand Rieke vom Tisch auf und lief zum Telefon.
    »Franz, ist für dich – dein Sohn
ist dran«, rief sie dann von nebenan.
     
    Trude vibrierte vor Unruhe, als sie das Auto in halsbrecherischem Tempo
über den glänzenden Asphalt die fünf Kilometer von Overbeck zurück zur Mühle jagte.
Nach Ollis Anruf, dass er Elsbeth auf dem Küchenboden liegend gefunden hatte, waren
sie und Franz sofort aufgebrochen. Oh Gott, Elsbeth – was war nur passiert? War
sie plötzlich ohnmächtig geworden? War sie gestürzt? Hatte sie einen Herzinfarkt
erlitten? Tausend Szenarien malte Trude sich aus und wünschte, obwohl sie bereits
mit verbotenen hundertfünfzig Stundenkilometern über die Landstraße schossen, sie
kämen noch schneller vorwärts.
    Olli hatte den Hausarzt angerufen
und als Franz und Trude atemlos in die Wohnküche geeilt kamen, kniete er gerade
neben Elsbeth, um sie zu untersuchen. Ihre Freundin lag auf dem Rücken am Fuß der
steilen Treppe, die von der Küche in den oberen Wohnraum führte. Das silberblonde
Haar hatte nicht die gewohnte, wohlfrisierte Facon, sondern lag in wirren Strähnen
um den Kopf. Die Augen in dem immer leicht gebräunten Gesicht waren geschlossen
und Trude wartete ängstlich auf ein Zucken der Lider, eine Kopfbewegung, irgendein
Lebenszeichen. Ob Elsbeth vielleicht einen Unfall gehabt hatte? Von Anfang an hatten
Trude und Franz Elsbeth zugeredet, die Treppe, die so nicht geplant war, bei den
Handwerkern zu reklamieren, doch Elsbeth betrachtete die steilen Stufen als Teil
ihres Fitnessprogramms und wollte nichts daran ändern lassen.
    Doktor Bach war ein bedächtiger,
ruhiger Mann Ende Fünfzig und als Arzt sehr gewissenhaft. Gesunder Menschenverstand,
die Bevorzugung alter Hausmittel vor Hightech Medizin und ein offenes Ohr für die
menschlichen Nöte seiner Klientel, ließen seine Patienten ihn sehr schätzen. Als
er seine Untersuchung beendet hatte, erhob er sich. Er machte ein sehr ernstes Gesicht
und Trude fühlte plötzlich, wie ihr sämtliches Blut aus dem Kopf wegsackte. Reflexartig
griff sie nach Franz’ Arm.
    »Es tut mir sehr leid, Ihnen das
sagen zu müssen, aber ich kann für Frau Friedrichsen nichts mehr tun. Mein Beileid
Frau Kampmann, Herr Kampmann, Oliver.«
    Der Arzt hatte Elsbeth nicht nur
als Patientin gekannt, sie spielten seit Jahren auch gemeinsam Theater in der örtlichen
Laienspielgruppe. Mit sichtlicher Bewegung drückte Doktor Bach ihnen allen fest
die Hand. Franz, der seinen Arm um Trude gelegt hatte, die nun heftig zitterte,
zog sie enger an sich und murmelte seinen Dank. Oliver sah nur stumm auf seine tote
Großmutter und kämpfte mit den Tränen
    »Was ist passiert Doktor, woran
ist sie gestorben?«, fragte Franz mit rauer Stimme.
    »Wahrscheinlich ist sie von der
Treppe gestürzt und hat sich dabei den obersten Halswirbel gebrochen …«
    Es war Doktor Bach anzusehen, dass
er sorgfältig seine Worte wählte, als er fortfuhr: »Nicht dass Sie denken, meine
Fantasie treibt Blüten, weil ich um den Mord an der Berlinerin auf dem Mühlenhof
weiß und ich möchte man auch nicht die Pferde scheu machen, aber etwas kommt mir
seltsam vor. Ich bin natürlich kein Gerichtsmediziner, aber …«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Herr
Doktor?«, fragte Franz irritiert. Doktor Bach kniete sich wieder neben die Tote
und zeigte mit dem Finger an ihren Hals.
    »Tja, sehen Sie hier diese roten
Streifen? Vielleicht Kratzspuren, vielleicht aber Würgemale … jedenfalls etwas,
das bestimmt nicht vom Sturz über die Treppe herrührt. Ich denke, wir sollten besser
die Polizei benachrichtigen …«
    Während seiner Worte hatte Trude
sich von Franz losgemacht und war, entschlossen gegen den Schmerz ankämpfend, der
sie zu lähmen drohte,

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