Ostern im Möwenweg
einen richtig langen Anlauf genommen und dann bin ich gesprungen. Aber leider war der Boden so matschig, dass ich ausgerutscht bin. Ich bin mitten in den Matsch gefallen.
»Miste!«, hab ich geschrien. Weil meine schöne neue Jacke jetzt nicht nur nass war, sondern auch noch ganz dreckig. Das war ja auch nicht gut auf einem Zeitungsfoto.
»Aber du bist viel weiter gekommen als Vincent!«, hat Tieneke gesagt. »Guck doch!« Man konnte nämlich meinen Fußabdruck im Matschboden sehen. Und den Abdruck vom Rest von mir auch.
»Ich gebe mich geschlagen!«, hat Vincent gesagt. »Noch mal spring ich nicht. Ich fühl mich jetzt schon wie ein Grillhähnchen.«
Ich hab gesagt, dass ich mich auch wie ein Grillhähnchen fühle, aber wie ein Grill
hühnchen
. (Weil ich doch ein Mädchen bin.) »Leider wie ein matschiges Grillhühnchen!«, hab ich gesagt. Und weil meine Jacke jetzt sowieso schon so schmutzig war, hab ich vorgeschlagen, dass wir ja Ticken spielen können. Weil es nichts mehr ausmacht, wenn ich noch mal ausrutsche und hinfalle.
Jul hat gesagt, aber wenn sie hinfällt, macht es schon was aus.
Vincent und Laurin sind dann sowieso verschwunden, weil sie nämlich Petja entdeckt haben, der hat in seinem Feuerwehroverall bei der Würstchenbude gestanden. Er durfte gerade eine kleine Pause machen, hat er gesagt.
Die Erwachsenen haben auf der anderen Seite vom Feuer gestanden und immer so in die Flammen geguckt und sich dabei unterhalten und sonst nichts getan. Ich steh später nicht immer nur rum und rede, wenn ich erwachsen bin. Das finde ich langweilig.
Aber Tieneke hat gesagt, den Erwachsenen genügt es bei einem Osterfeuer eben, wenn sie die Schönheit genießen. Und ich kann doch wohl später, wenn ich eine Mutter bin, nicht immer noch Weitsprung machen und Ticken spielen.
Ich weiß aber eigentlich gar nicht, warum nicht. Ich mach das trotzdem, dann freuen sich meine Kinder.
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Maus ist verschwunden, aber zum Glück nicht entführt
Wir haben dann aber doch ziemlich lange Ticken gespielt (sogar Jul) und nur Fritzi ist einmal ein ganz kleines bisschen ausgerutscht. Aber es war nur Matsch an ihren Knien, das ist ja nicht so schlimm. Das passiert jedem mal. Man kann die Hose in der Waschmaschine waschen.
Da ist Mama plötzlich angelaufen gekommen und hat gefragt, ob wir wissen, wo Maus abgeblieben ist.
»Ich hab gedacht, der spielt mit euch!«, hat sie gesagt.
Das hatte ich auch gedacht. Aber dann hab ich gemerkt, dass ich ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte. Schon als Fritzi hingefallen war, nicht mehr.
»Und ihr habt auch keine Ahnung, wo er sein könnte?«, hat Mama gefragt. Sie hat ganz unruhig ausgesehen. Maus ist ja noch klein, und wenn kleine Kinder bei einem Osterfeuer verloren gehen, ist es ja klar, dass die Mütter Angst haben.
»Vielleicht ist er bei Petja«, hab ich vorgeschlagen.
Aber Mama hat gesagt, da hat sie als Erstes nachgeguckt, und Petja steht mit den anderen Jungs von der Jugendfeuerwehr beim neuen Löschfahrzeug und Vincent und Laurin sind auch da. Aber Maus hat keiner von ihnen gesehen.
»Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!«, hat Mama gesagt. Aber die Flammen haben so geflackert und die Menschen haben ganz merkwürdige Schatten auf den Boden geworfen, und plötzlich hab ich gedacht, dass man nie wissen kann.
»Wir suchen ihn mal!«, hab ich gerufen. »Komm mit, Tieneke!«
Fritzi und Jul sind auch mitgekommen und wir haben uns überall durch die Leute gedrängelt, aber Maus haben wir trotzdem nirgendwo entdeckt. Dafür haben wir Caro und Kiki getroffen, die haben dann auch gleich noch mitgesucht.
»Vielleicht hat ihn einer entführt!«, hat Caro gesagt, als wir schon dreimal um das ganze Feuer gelaufen waren. Wir hatten sogar in dem ekligen Gebüsch nachgeguckt, das an der einen Seite vom Platz wächst. Aber da lagen nur zusammengeknüllte Getränkebecher.
»Quatsch!«, hat Kiki gesagt. »Der ist doch kein Millionärskind! Die werden doch nur entführt! Wegen dem Lösegeld!«
Da war ich ziemlich froh, dass wir keine Millionäre sind. Wir haben es ja auch so schön. Und ich möchte nicht so gerne entführt werden.
»Aber wo kann er denn sonst sein?«, hat Caro gefragt. »Vielleicht hat ihn einer entführt, der nicht weiß, dass er kein Millionärskind ist.«
Das konnte ich mir aber nicht vorstellen.
Als wir zu den Erwachsenen zurückgekommen sind, stand Papa nicht mehr bei ihnen. Mama hat gesagt, er hat sich auch auf die Suche gemacht
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