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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Boie
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zusammengerollt, damit von dem Kirschlorbeer nicht vielleicht doch noch ein paar Regentropfen auf das Geschenk fallen konnten, das in der Tüte drin war.
    Da bin ich auf einmal ganz aufgeregt gewesen, auch wenn eine Plastiktüte ja vielleicht nicht so eine feierliche Verpackung für ein Ostergeschenk war. Aber hinterher hat Mama gesagt, auch der Hase muss praktisch denken, wenn er etwas im feuchten Gras versteckt, und was hätte mir wohl die wunderschönste Osterverpackung genützt, wenn das Geschenk darin ganz durchgeweicht gewesen wäre.
    Das hat ja gestimmt. Mir ist ein praktischer Hase auch lieber als einer, der nur an Schönheit denkt.

    Gerade als ich die Tüte unter dem Busch rausgeholt habe und gucken wollte, was darin war, hat Tieneke nach mir gerufen.
    »Hallo, Tari!«, hat sie geschrien. Sie war schon angezogen. »Hast du schon gesehen? Ich hab ein neues Fahrrad gekriegt!«
    Da hab ich gedacht, dass das für ein Ostergeschenk doch wirklich zu viel ist, und Maus fragt nachher bestimmt wieder, wie so ein kleiner Hase das wohl angeschleppt hat. Ich hab aber nicht zu Tieneke gesagt, dass ich es übertrieben finde. Mit einer besten Freundin soll man sich mitfreuen, da soll man nicht neidisch sein. Und außerdem weiß ich ja, dass Tieneke immer so viel kriegt. Sie ist ja ein Einzelkind.
    Obwohl er nicht weiß, warum Einzelkind den Osterhasen interessiert, hat Petja hinterher gesagt. Aber er glaubt sowieso, dass der ein ziemlich blöder Kerl ist. Petja hatte nämlich einen neuen Schulrucksack gekriegt und das war vielleicht für ein Ostergeschenk ein kleines bisschen Beschummel. Den Schulrucksack hätte er ja sowieso gebraucht.
    »Willst du mein Fahrrad mal angucken?«, hat Tieneke gerufen.
    Ich hab gesagt, nachher. Zuerst wollte ich gucken, was in meiner Plastiktüte war. Es hat sich weich angefühlt, da hab ich schon Angst gehabt, dass es nachher vielleicht ein Schlafanzug ist. (Für Unterhosen war das Geschenk zu groß.) Petja hatte ja schließlich auch ein nützliches Geschenk gekriegt, das er sowieso bekommen hätte, da konnte das bei mir doch auch sein.
    Ich hab die Tüte also ganz, ganz vorsichtig aufgemacht und ganz, ganz vorsichtig reingeluschert. Und da hab ich mich so gefreut!
    »Ich hab ein Pony, Tieneke!«, hab ich geschrien. »Guck mal, ein braunes!«
    Ich weiß nicht, ob andere Kinder mit neun vielleicht schon zu alt für Stoffponys sind, aber ich bin das nicht. Wenn ich schon kein echtes Pony hinten im Garten haben kann, ist ein Stoffpony doch auch schön.

    »Oh, danke, lieber Osterhase, danke!«, hab ich gesagt.
    »Der kann dich doch nicht hören, du Dummi!«, hat Maus gesagt. »Der ist doch längst abgeflitzt! Der muss doch noch so viele Ostersachen verstecken!«
    Da hab ich Maus in den Arm genommen und geknuddelt. »Ja, klar, Maus, aber trotzdem!«, hab ich gesagt. »Der hat ja so lange Ohren, vielleicht hört der mich doch.«
    Danach mussten Mama und Papa ihre Ostergeschenke suchen, die waren aber leider noch nicht versteckt. Das mussten wir ja selbst machen. Ich hab gesagt, ich versteck meine Geschenke lieber drinnen, weil es da bessere Verstecke gibt, und da wollten Maus und Petja das auch.
    Maus hatte im Kindergarten auch einen Eierbecher bemalt und Petja hatte in Arbeitslehre einen Toastscheibenhalter gebastelt. Den fand ich ziemlich gut. Leider hatte er ihn überhaupt nicht schön verpackt.
    »Die reißen das Papier doch sowieso ab!«, hat Petja gesagt. »Was soll ich mich da stressen!«
    Das hab ich aber schade gefunden, weil festliches Papier immer so schön ist. Und außerdem ist es vielleicht nicht sehr hygienisch, wenn so ein Toastscheibenhalter ganz ohne was drum unter unserem Wohnzimmerschrank versteckt liegt. Ich hab gesehen, dass da mindestens genauso viel Staub war wie unter meinem Bett.
    Maus hat seinen Eierbecher unter einem Kissen auf dem Sofa versteckt (leider auch ohne Geschenkpapier. Da war von der Malfarbe nachher ein ganz, ganz kleiner Fleck am Kissen. Aber Mama hat gesagt, das macht nichts. Das erinnert uns jetzt das ganze Jahr über an Ostern.) Und ich habe den Schuhkarton mit dem Filtertütenhasen in die Sammeltüte für das Altpapier gelegt und meinen kleinen Eierbecher in den Topfschrank.
    »Ihr könnt kommen!«, haben wir gerufen.
    Da sind Mama und Papa durchs ganze Wohnzimmer gelaufen und durch die Küche und durch den Windfang und Papa hat sogar im Gästeklo nachgeguckt.
    Maus und ich haben immer »Heiß! Heiß!« oder »Kälter! Kälter!« geschrien. So muss

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