Ostern im Möwenweg
gegangen ist, um noch ein Glas Marmelade zu holen, hat Petja blitzschnell seine ausgegessene Eierschale genommen und umgekehrt in Papas Eierbecher gesteckt. Da hat es ausgesehen, als wäre es noch ein ganz neues Ei. »Psssst!«, hat Petja gesagt und einen Finger an die Lippen gelegt.
Aber Papa hat das geschummelte Ei gar nicht bemerkt. Maus hat vor lauter Aufregung auf seinem Stuhl rumgehibbelt. »Du hast ja dein Ei noch gar nicht gegessen, Papa!«, hat er gerufen. »Willst du gar nicht dein Ei essen, Papa?«
Da hat Papa gesagt, nanu, er hätte schwören können, dass er das längst getan hat.
Dann hat er seinen Eierlöffel genommen (die haben wir mal von Oma Friedrichstadt zu Ostern gekriegt) und damit ordentlich auf das Ei draufgehauen und da ist die Schale zerknackt wie nichts.
»Nein!«, hat Papa gerufen. »Ein Luftei! Welcher Hase hat das denn gelegt?«
Ich hab gesagt, der Hase hieß Petja, und Papa hat gesagt, vielleicht hat er was verwechselt, aber eigentlich hatte er gedacht, dass heute Ostern ist und nicht der erste April. Er war aber nicht böse.
Danach haben wir alle unsere Schokoladenostereier gezählt. »Ich hab siebzehn Eier, übrigens«, hat Maus gesagt. Ich weiß nicht, warum er als Erster fertig war.
Ich hab gedacht, wenn Maus siebzehn Ostereier hat, muss ich ja auch siebzehn haben und Petja auch, aber eigentlich kennt Maus sich noch nicht so gut mit Zahlen aus. Da konnten es vielleicht auch nur dreizehn Ostereier sein oder vierundzwanzig und er hatte einfach nur falsch gezählt.
Aber man stelle sich vor, es waren wirklich siebzehn Eier! Da bin ich ganz stolz auf Maus gewesen. Es ist doch toll, wenn so ein kleiner Junge schon so klug ist und so gut zählen kann. Vielleicht wird Maus ja mal so schlau wie Vincent, dann habe ich später gleich zwei Schlaue in der Familie. (Weil ich Vincent doch heirate.)
Fünf Gummihasen und ein Schokoladenhase waren es auch noch. Und dann ja außerdem die Ostergeschenke. Ich finde, das war gerade richtig viel.
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Der Vorgarten-Osterhase bringt auch noch was
Als es an der Haustür geklingelt hat, ist Papa hingegangen. Obwohl ich gewusst habe, dass es bestimmt für mich war, nämlich Tieneke, die mir ihr neues Fahrrad zeigen wollte. Aber wenn es nun doch jemand anders gewesen wäre, dann hätte ich mich im Schlafanzug vielleicht peinlich gefühlt.
Es war aber wirklich Tieneke, und sie hat gesagt, dass ich mich ganz schnell anziehen soll. Weil der Osterhase nämlich vor unseren Häusern in den Vorgärten auch noch mal unterwegs gewesen war! Und da wollte ich ja wohl nicht im Schlafanzug nach Ostereiern suchen, wo immer fremde Leute vorbeigehen.
Ich hab mich also ganz schnell angezogen und Petja und Maus haben das auch (die wollten ja logisch auch mit Ostereier in den Vorgärten suchen) und draußen haben schon Fritzi und Jul auf uns gewartet. Die hatten die Ostereier nämlich als Allererste entdeckt, und dann hatten sie Tieneke Bescheid gesagt und draußen Wache gehalten, damit nicht vielleicht irgendwelche fremden Kinder, die zufällig gerade vorbeikamen, sich die Eier aus unseren Vorgärten schnappen konnten.
»Das war ein schlauer Osterhase!«, hat Jul gesagt. »Der hat genau gewusst, in welchen Häusern Kinder wohnen und in welchen nur Erwachsene. Denen hat er nichts gebracht.«
Und das hat auch gestimmt. In Voisins Vorgarten lagen nämlich keine Ostereier und bei Oma und Opa Kleefeld auch nicht. Da hab ich schon so eine Ahnung gehabt.
»Dann können wir ja jeder in unserem eigenen Garten suchen!«, hat Tieneke gesagt. »Dann gibt es keinen Streit.«
Ich war nicht so sicher, ob ich das gut finden sollte. Wenn Tieneke alle Ostereier behalten durfte, die in ihrem Garten lagen, und ich musste mir die in unserem Garten mit Petja und Maus teilen, dann war das doch vielleicht ungerecht.
Aber dann hat sich herausgestellt, dass der Osterhase sogar noch viel schlauer war! Weil bei Tieneke nämlich viel weniger Ostersachen versteckt waren als bei Petja und Maus und mir und auch bei Fritzi und Jul.
Unter Tienekes Forsythienstrauch lagen ein ganz niedlicher kleiner Hase in rosa Glitzerpapier und drei gefüllte Schokoladeneier; und unter einer komischen Pflanze, die Fetthenne heißt (da ist der Name ja noch komischer als die Pflanze), lagen fünf Gummihasen auf einem Stück Alufolie. (Das war natürlich nicht so gut für die Umwelt, weil man mit Alu sparsam sein soll. Aber für die Gummihasen war es gut. Die wären sonst auf dem Boden ja ganz backsig
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