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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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auf Norderney am FKK -Strand fotografiert, als er einen Tagesausflug mit deinem Ex und seiner neuen Gespielin gemacht hat.«
    Ann Kathrin Klaasen konnte Susanne Möninghoff nun wahrlich nicht ausstehen. Aber sie fand es eine Unverschämtheit, dass Rupert sie ihr gegenüber als Gespielin bezeichnete. Er wollte damit nicht die Möninghoff beleidigen, sondern sie. So, als sei auch sie nichts weiter gewesen als eine Gespielin von Hero.
    »Jetzt wissen wir wenigstens«, triumphierte Rupert, »was das Bürschchen so macht, wenn er gerade mal keine Leichen klaut.«
    »Er hat die Leiche nicht geklaut!«, schrie Ann Kathrin viel lauter, als ihr lieb war. Der Friedhofsgärtner zuckte zusammen.
    Je mehr sie sich aufregte, umso sachlicher und ruhiger wurde Rupert. Jetzt hatte er sie endlich da, wo er sie haben wollte. »Meinst du nicht, dass du in der Sache ein bisschen befangen bist, Ann Kathrin? Ich an deiner Stelle würde den Fall abgeben. Es gibt hier wahrlich genug zu tun. Soll ich deinem kleinen Liebling einen Anwalt rufen, oder kommst du selbst vorbei?«
    Ann Kathrin wollte am liebsten ihren Sohn ans Telefon geholt haben, um direkt mit ihm zu sprechen, aber sie entschied sich dagegen. Sie beendete das Gespräch, klappte das Handy zusammen, ließ es in ihre Tasche gleiten und rannte zu Weller. Er kam ihr im Laufschritt entgegen, weil ihm natürlich nicht entgangen war, dass etwas nicht stimmte.
    »Ich muss zurück nach Aurich in die Polizeiinspektion! Du glaubst nicht, was passiert ist … «
    Erst als sie auf der A 28 waren, wurde Ann Kathrin klar, dass sie in der Aufregung vergessen hatte, Namen und Adresse des Friedhofsgärtners aufzuschreiben.
     
    Weller fuhr die ganze Zeit dicht am Geschwindigkeitslimit.
    »Warum macht er so was?«, fragte Ann Kathrin. »Warum?«
    Obwohl Weller wusste, dass die Antwort ihr nicht gefallen würde, sagte er, was er dachte: »Weil er Aufmerksamkeit will.«
    »Ja, die kriegt er jetzt. Vermutlich mehr, als ihm lieb ist«, erwiderte Ann Kathrin zerknirscht.
    Weller legte seine rechte Hand auf ihr Knie. Er konnte fühlen, wie sehr es in ihr brodelte. Ihr ganzer Körper stand unter Anspannung. Sie schob seine Hand weg.
     
    Sie musste ihre Chipkarte zweimal in den Automaten schieben, bevor die Tür zur Polizeiinspektion sich öffnete. Weller nannte den weißen Kasten nur »die Stechuhr«, weil damit die Zeiten registriert wurden, wann sie die Dienststelle betraten und wieder verließen. Doch wie viel ihrer Arbeit fand dort schon statt?
    Rupert stolzierte durch den Flur. Er sah ein bisschen aus, als hätte er sich Koks durch die Nase gezogen, aber Ann Kathrin Klaasen wusste, dass sein Triumphgefühl nicht von Koks kam, sondern weil er ihren Sohn überführt hatte, und damit wurden die Karten im Personalquartett neu gemischt.
    Eike saß geknickt auf der Bank im Flur und kaute an den Nägeln. Er hatte keineswegs sehnsüchtig auf das Erscheinen seiner Mutter gewartet, sondern es war ihm eher peinlich, als sie kam. Lieber hätte er alles ohne sie durchgestanden. In seinem Blick lag fast ein bisschen Feindseligkeit.
    Ann Kathrin wollte ihn in den Arm nehmen. Es war, als würde er gefrieren. Sie hatte Mühe, freundlich zu bleiben, und
Rupert machte es ihr nicht leichter. Auf seinem Schreibtisch lag der Inhalt des »Bombenkoffers«.
    »Ich frage mich«, grinste Rupert, »woher er die Dessous hatte. Der Lehrerin haben sie die jedenfalls nicht geklaut.«
    »Von mir hat er sie nicht«, stellte Ann Kathrin Klaasen klar, und Rupert nickte. Er hielt einen Stringtanga hoch und tat, als würde er bei Ann Kathrin Maß nehmen. Dann sagte er mit Kennerblick: »Vor ein paar Jahren hätte der dir wahrscheinlich gepasst.«
    »Es reicht, Rupert!«, keifte sie ihn an. »Ich will mir diese Scheiße nicht länger anhören!«
    Der Vibrator lag in einer durchsichtigen Plastiktüte. Rupert nahm das Ding in die Hand und untersuchte es. Dann hielt er es Ann Kathrin Klaasen hin: »Weißt du, wie man das einschaltet?«
    Weller fuhr Rupert an: »Äi, Schluss jetzt! Du überreizt dein Blatt, Rupert. Andere Leute haben auch Trümpfe in der Tasche.«
    Weller sah aus, als würde er sich gleich mit Rupert prügeln.
    Eike guckte irritiert zwischen den beiden hin und her.
    Hatte er Angst und verstand nicht, worum es hier ging?, fragte Ann Kathrin sich, oder hatte er längst kapiert, dass der Mann, der sich so sehr für seine Mutter einsetzte, ein Verhältnis mit ihr hatte?
    Trotzdem wollte Ann Kathrin sich gegen das wohltuende

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