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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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runterzuquatschen.«
    Eike zögerte. Ob er seine Mutter noch einmal drücken oder küssen sollte, bevor er zu Susanne Möninghoff ins Auto stieg? Er schämte sich fast vor Susanne, seine eigene Mutter in den Arm zu nehmen. Außerdem fürchtete er, sie könne aus Wut auf seine Bombenattrappe und die Geldforderung, die sie auf sich zukommen sah, die Umarmung verweigern.
    Er stieg zu Susanne Möninghoff in den Wagen. Ann Kathrin winkte ihrem Sohn verhalten.
    Nur um Ann Kathrin Klaasen zu ärgern, ließ Susanne Möninghoff den Saum von ihrem Rock noch ein bisschen höher rutschen, als sie an ihr vorbeifuhr.
    Als Ann Kathrin noch etwas verwirrt und ganz in ihre Gefühle verstrickt ins Büro zurückkam, saß Rupert mit dem Rücken zu ihr, den Blick demonstrativ in eine Akte gerichtet. Er tat, als würde er sie gar nicht bemerken.
    Weller trumpfte auf. »Frau Orthner hatte nur ein Enkelkind. Bastian Kühlberg. 19  Jahre alt. Fährt einen silbernen Golf aus dem letzten Jahrtausend.«
    Das war Wellers übliche Bezeichnung für Autos, deren Erstzulassung 1999 oder früher lag.
     
    Bastian Kühlberg wohnte nicht mehr bei seinen Eltern, sondern mit zwei anderen jungen Männern in einer Wohngemeinschaft. Jeder hatte ein Zimmer, und die Küche nutzten sie gemeinsam. Er war irritiert, als Ann Kathrin Klaasen und Weller klingelten. Zuerst wollte er sie nicht reinlassen. Er ließ sich beide Ausweise zeigen und prüfte sie lange. Dann durften sie die wundersame Welt dieser Männer- WG betreten.
    Im Flur waren gut zwei Dutzend BHs an die Wand genagelt. Sie konnten unmöglich von nur einer Frau stammen, es waren Körbchengrößen von 75  A bis 85  C dabei.
    Ann Kathrin blieb verwundert stehen. Weller tat ganz cool, als sei es völlig normal, die BHs von eroberten Frauen an die Wand zu hängen.
    Bastian Kühlberg sagte schulterzuckend zu Ann Kathrin Klaasen: »Das ist nur ein Spaß. Eine Art Kunsthappening, Sie verstehen?«
    An jeden BH war ein Foto seiner barbusigen Besitzerin getackert.
    »Wie kriegen Sie die Mädchen dazu?«, wollte Ann Kathrin wissen.
    Bastian Kühlberg lachte: »Ich frage ganz einfach.«
    »Was fragen Sie?«, erkundigte sich Weller.
    »Na, ob sie sich von mir oben ohne fotografieren lassen und
mir ihren BH schenken. Manchmal kriege ich eine geknallt, manchmal laufen sie weg. Einige sagen, ich sei ein blöder Spinner, aber die meisten finden es witzig und machen mit. Ich will ein Kunstwerk daraus machen, eine gigantische Wäscheleine, die ich dann durch die Stadt spanne.«
    »Sie sind also Künstler?«, fragte Weller.
    Bastian Kühlberg nickte.
    Ann Kathrin kam sich plötzlich ziemlich verklemmt vor. »Wo waren Sie gestern zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr?«
    »In der Sauna im Olantis-Bad. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Gibt es Zeugen dafür?«
    »Ja, mich haben eine Menge Leute gesehen. Aber ich kenne die natürlich nicht alle persönlich.«
    Weller startete einen Versuchsballon: »War gestern nicht Frauensauna?«
    Bastian Kühlberg schüttelte den Kopf. »Nee, die ist montags.«
    Ann Kathrin Klaasen gab Weller einen Wink. Er verstand sofort, was sie sagen wollte: Erinnere mich daran, das später nachzuprüfen.
    Bastian Kühlberg führte die beiden Kommissare in sein Zimmer. Er schlief auf einer Matratze, die einfach auf dem Boden lag. Neben der Matratze auf dem Boden stand ein HP -Laptop. Ein größerer Computer von Acer, den er offensichtlich auch als Fernseher benutzte, stand auf einem Schreibtisch, der aussah, als sei er wertvoller als die gesamte Wohnungseinrichtung. Eine Menge silberner und goldener DVDs lagen herum. Sie waren mit Edding beschriftet. Er brannte wohl viel selbst.
    So stellte sich Ann Kathrin eine typische Studentenwohnung vor, mit zusammengewürfelten Möbeln und ein paar Ikea-Regalen. Aber die edle Truhe und die teure Kommode passten
nicht ganz ins Bild, ebenso wenig der Schreibtisch. Ann Kathrin Klaasen zeigte darauf: »Die haben Sie doch bestimmt von Ihrer Oma geschenkt bekommen.«
    Er nickte. »Ja. Aber was wollen Sie eigentlich von mir? Glauben Sie etwa, ich hätte meine Oma umgebracht und bei Ihnen vor die Tür gelegt?«
    »Von umgebracht war nicht die Rede«, hielt Ann Kathrin Klaasen fest.
    Bastian Kühlberg bot ihnen keine Sitzplätze an, aber er erklärte sich: »Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Sie glauben doch, dass jemand meine Oma … «
    »Ja, das glauben wir«, sagte Weller, um ihn zu verunsichern. Er mochte die selbstsichere Art des jungen Mannes nicht. Er

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