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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Arm hinter sich her ins Wohnzimmer. Er versuchte sie zu bremsen, stolperte über den Teppich und ließ sich dann in den Sessel fallen, in dem sie vorher gesessen hatte, mit Frau Orthners Laptop auf den Beinen.
    Der Bildschirm war schwarz. Sie drückte auf die Leertaste, um das Display wieder zu beleuchten. Doch nichts geschah.
Sie tippte noch zweimal schnell hintereinander, dann wurde ihr klar, was passiert war.
    Weller, noch ganz verschlafen, kapierte nicht, was sie ihm zeigen wollte.
    Sie sprudelte los wie zu warmer Sekt, wenn der Korken den Flaschenhals verlässt: »Die ist fotografiert worden! Die Bilder sind hier drauf, ich hab sie gesehen! Mindestens ein Dutzend. Der Täter hat ihr langsames Sterben dokumentiert!«
    Es waren nicht so sehr die Worte, die sie sagte, sondern mehr die Aufgeregtheit, mit der sie es tat, die Weller restlos wach machte und sofort zur Aktion brachte. Er versuchte nun seinerseits, den Laptop in Gang zu setzen.
    Er schaute auf den schwarzen Bildschirm. »Beruhig dich erst mal, Ann.«
    Sie schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Kaffeetasse. »Nein. Ich … ich fürchte … ich glaube, ich hab’s versaut.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich hab aus Versehen Kaffee über die Tastatur geschüttet.«
    Er blickte sie fassungslos an. Sollte das ein Scherz sein?
    »Ich hab noch alles weggetupft, aber es müssen wohl Tropfen zwischen den Tasten gewesen sein, und jetzt ist alles … «
    »Bist du dir sicher, dass du gesehen hast, was du gesehen hast?«
    »Natürlich.«
    »Wenn die Fotos auf der Festplatte gespeichert sind, können wir sie uns auch ansehen.«
    Ann Kathrin stampfte zornig mit dem Fuß auf. Sie war sich lange nicht mehr so dämlich vorgekommen.
    Ich habe alles falsch gemacht, dachte sie. Erst nehme ich ein wichtiges Beweismittel mit nach Hause, statt es abzuliefern, dann hantiere ich stümperhaft daran herum und gieße auch noch Kaffee darüber. Die Kollegen werden sich kaputtlachen.
    »So was kann jedem mal passieren«, sagte Weller.
    »Wir müssen Charlie wecken.«
    Weller atmete tief durch. »Nein, Ann Kathrin, das müssen wir nicht. Ich mach dir mal einen Vorschlag: Wir pennen uns jetzt aus, und morgen früh gibst du den Laptop einfach bei Charlie ab und sagst ihm, er soll die Festplatte für uns knacken. Wir brauchen die Fotos.«
    »Ich hab das Ding einfach angefasst.«
    »Ich auch«, sagte Weller und ihm wurde klar, dass sie damit möglicherweise die Fingerabdrücke des Mörders verwischt hatten. Eine schlimmere Situation war für ihn als Kriminalbeamten kaum denkbar. Wer so etwas machte, blamierte die ganze Innung. Er wurde jetzt schon wütend, wenn er an Ruperts Gesicht dachte.
    Ann Kathrin spürte, dass Weller sie schützen wollte, und das rührte sie an. Sie konnten nichts machen, doch sie waren beide so wach und voller Adrenalin. Da sie nicht wussten, wohin mit ihrer Energie, begaben sie sich beide in die Küche. Zunächst begannen sie, von den Resten zu naschen. Dann räumten sie die Spülmaschine aus, und Weller schrubbte den Wok mit einer Bürste sauber.
    Dann war Willi plötzlich in der Küche, die Katze von Sylvia Kleine.
    Weller mochte eigentlich keine Katzen, doch er hob Willi mit seinen nassen Händen hoch und kraulte ihn. Das ist typisch Ann Kathrin, dachte er. Sie überführt die Mörderin und kümmert sich dann um deren Haustiere.
    Es war nicht einfach nur Sex. Nein, er liebte diese Frau, weil sie sich in all diesem Chaos und Wahnsinn den Luxus einer Menschlichkeit bewahrt hatte, die andere höchstens zum Grinsen fanden.
    Es war fast drei Uhr, als sie schlafen gingen. Sie knutschten nicht mehr. Sie kuschelten sich einfach aneinander und schliefen ein.
     
    Damit es für die Kollegen nicht so auffällig wurde, fuhren sie mit zwei Autos nach Aurich zur Polizeiinspektion am Fischteichweg. Ann Kathrin nahm den direkten Weg, Weller kam eine halbe Stunde später, denn er musste erst zu sich nach Hause. Er brauchte ein paar frische Sachen.
    Zu Hause packte er sich einen kleinen Koffer. Drei Hemden, ein bisschen Unterwäsche. Zahnbürste und sein eigenes Shampoo. Er wollte gerüstet sein für weitere Übernachtungen bei Ann Kathrin. Er beschloss, es so dezent wie möglich anzugehen. Er konnte jetzt schlecht mit dem Koffer bei ihr auftauchen, aber er wollte frische Wäsche zum Wechseln im Kofferraum haben.
    Ann Kathrin hatte den Laptop bereits bei Charlie Thiekötter abgegeben und fühlte sich im Büro von Rupert kritisch beobachtet. Am liebsten hätte sie ihn gefragt,

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