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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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erdrosseln. Warte nur, so einfach werde ich es dir nicht machen.
    Da flötete Susanne Möninghoff schon Hero herbei. War das Ganze ein abgekartetes Spiel? Hatten die beiden sich abgesprochen? Wieso war der plötzlich so freundlich? Seine SMS hatte sich doch noch ganz anders gelesen.
    So laut, dass es auch wirklich jeder hören musste, lachte Susanne Möninghoff: »Nun gib deiner Ex schon einen Kuss! Du weißt doch, dass ich nicht eifersüchtig bin, hahaha.«
    Hero umarmte sie und gab ihr einen feuchten Schmatz auf die Wangen. Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien. Zum ersten Mal waren seine Berührungen ihr widerlich.
    »Ich wollte mit dir über Eike sprechen«, sagte sie halbherzig und ärgerte sich über ihre eigene Tolpatschigkeit.
    »Können wir dir was anbieten? Ein schönes Steak vom Gallowayrind oder ein paar Würstchen vom Biobauernhof? Wir
haben auch Deichlamm. Man schmeckt die Salzwiesen. Das ist ganz erstaunlich!«
    »Wir verwenden nur wirklich gutes Fleisch, weißt du, dafür geben wir gerne etwas mehr aus«, posaunte Susanne Möninghoff. »Komm, ich stell dir meine Freunde vor. Das hier ist ein wunderbarer Musiker, der … «
    Wieso duzt die mich eigentlich, fragte sich Ann Kathrin. Ist das neuerdings gesellschaftlich anerkannt? Irgendeine Regel, die ich nicht kenne? Etwa so: Jede, die mit dem Ehemann einer anderen ins Bett steigt, wird dadurch zu ihrer Duzfreundin. Praktisch per Geschlechtsverkehr …
    Ann Kathrin Klaasen warf nur einen hilflosen Blick zu Eike, aber der schien sich immer noch mehr für seine beiden neuen Freundinnen zu interessieren als für seine Mutter.
    Ann Kathrin trat den Fluchtweg an. Sie wusste, dass sie damit alles nur noch schlimmer machte. Im Auto hasste sie sich dafür, weggelaufen zu sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Spiel einfach mitzuspielen. Gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ein sicherlich biodynamisch völlig korrektes Filet zu essen, um dann den Abflug zu machen. So hatte sie sich nur selbst eine Niederlage beigebracht.
    Sie raste nach Hause, dabei rollten ihr Tränen über die Wangen. Sie überlegte einen Moment, ob es klug sei, nach Nessmersiel zu Aggis Huus zu fahren, um dort noch ein bisschen aufs Meer zu schauen und etwas zu trinken. Die Wohnzimmeratmosphäre dort hatte ihr in aufgeregten Situationen immer gutgetan, aber vielleicht war schon geschlossen, oder sie stieß auf eine Touristengruppe – nein, Menschen konnte sie auf keinen Fall mehr ertragen und noch schlimmer, keine Niederlage mehr. Auch nicht die kleinste. Sie spürte, dass sie ganz nah am Rand war, als könnte schon ein geschlossenes Lokal einen Suizidversuch in ihr auslösen.
    Sie wusste, dass Weller zu Hause auf sie wartete. Sie hatte
ihm den Schlüssel gegeben. Er wollte es »für uns ein bisschen gemütlich machen«. Als sie das Haus im Distelkamp 13 in Norden betrat, war jede elektrische Beleuchtung ausgeschaltet. Weller hatte alle Kerzen und Teelichter angezündet, die er im Haus gefunden hatte. Es waren viele. Es roch nach Arnika, und die Teelichter auf den Steinfliesen wiesen ihr den Weg.
    Er wusste, dass das eine Niederlage für mich wird, dachte sie. Er wusste es. Er hat das hier vorbereitet, um mich aufzufangen. Er will mir etwas Gutes tun. Doch sogleich keimte wieder Misstrauen in ihr auf. Oder ist das nur ein erneuter Versuch von ihm, mich zu verführen? Ist er so ausgehungert und unersättlich? Wer weiß, wie lange er keine Frau mehr hatte. Will er sich nur austoben mit mir?
    Wieder traten Tränen in ihre Augen. Warum bin ich so, dachte sie. Muss ich alles kaputt machen? Kann ich überhaupt niemandem mehr vertrauen? Gar nicht mehr genießen? Was ist mit mir los?
    Er hatte eine Flasche sizilianischen Rotwein entkorkt. Auch er kaufte in Norden inzwischen im Kontor ein, weil er wusste, dass es kaum irgendwo erlesenere Weine gab. Er verstand nicht wirklich etwas von Wein und ließ sich im Kontor gern beraten. Allein schon die Art, wie Matthias Fuchs über Wein sprach, war das Geld wert, fand Weller. Er hatte sich seine Worte gemerkt und wollte den Wein genauso für Ann Kathrin anpreisen, doch als er sie jetzt sah, waren die Sätze in seinem Kopf wie ausgelöscht.
    Weller nahm sie in den Arm und hielt ihr einfach ein Glas Wein nah ans Gesicht. Er roch daran. Sie tat es ihm gleich, dann kuschelte sie sich in seine Arme, ohne einen Schluck genommen zu haben. Er trank ein bisschen aus dem bauchigen Glas.
    »Es war schrecklich«, sagte sie. »Ganz

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