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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sich beide Hände vors Gesicht und weinte hinein. »Ich bin eine schlechte Mutter, und ich war ihm eine schlechte Ehefrau. Ich bin nicht mal dir eine gute Geliebte! Und als Kommissarin hab ich auch versagt.«
    »Aber Ann, du weißt, dass das nicht stimmt! Ohne dich wären wir noch lange nicht so weit. Wir hätten sie längst noch nicht gefunden … «
    »Was nutzt das denn? Sie war tot! Er gibt uns Hinweise, verstehst du, Frank, er will von uns gefasst werden. Wir sind nur zu dämlich, seine Zeichen zu lesen. Wir sind zu langsam!«
    Er versuchte, sein steifes Glied zu ignorieren. Er wollte nicht zum Sklaven seiner eigenen Lust werden.
    »Du bist nur ein gefallener Engel, Ann Kathrin«, sagte er und streichelte ihr Gesicht auf dem Bildschirm. »Du weißt, was richtig ist. Diese Möninghoff bringt dich dazu, das Falsche zu tun. Sie hat dich verwirrt. Ich werde sie mir schnappen, diese Hure.«
     
    Weller schlief schon längst und atmete beruhigend regelmäßig neben Ann Kathrin. Aber sie lag wach, starrte die Decke an, und ihr Blick blieb besonders lange an dem Koffer hängen, der oben auf dem Kleiderschrank lag. Eine silberne Schnalle daran
spiegelte das Mondlicht wider, das zwischen den Lamellen des Rollladens ins Schlafzimmer fiel. Sie hatten die Fenster auf Kipp und die Rollläden so, dass ein wenig Luft hereinkam und sie das Meer in ihrem Schlafzimmer riechen konnte.
    Dabei wälzte sie im Kopf die ganze Zeit zwei Probleme: Erstens, was will der Mörder mir mitteilen? Wahrscheinlich weiß ich längst genug, um ihn zu fassen. Ich kann es nur noch nicht deuten. Und zweitens, wie mache ich weiter mit Eike? Ich muss Kontakt zu meinem Sohn bekommen, ohne dass diese blöde Ziege mir dazwischenpfuscht.
    Vielleicht wäre es schön, zusammen mit Eike in Urlaub zu fahren. In irgend so eine Anlage mit Sport und Animation für die Jugend. Sie selbst wäre am liebsten am einsamen Juister Strand mit ihm spazieren gegangen, aber sie wusste, dass er darauf nicht stand. Sie musste ihm schon etwas bieten, um ihn zu sich zu locken. Gleichzeitig beleidigte es sie. Was war das für eine Situation, dass sie sich als Mutter ein Amüsement ausdenken musste, um mitzuhalten mit den Dingen, die der Papa und seine Geliebte ihrem Kind boten?
    Je weniger sie in der Sache mit Eike weiterkam, umso mehr verbiss sie sich in ihren Fall. Es musste Gemeinsamkeiten zwischen den beiden ermordeten Frauen geben.
    Ann Kathrin ging hoch in ihr Arbeitszimmer. Hier oben hatte sie keine Rollläden, daher schien der Mond so hell herein, dass sie kein Licht anknipsen musste. Sie setzte sich in ihren Bürosessel aus schwarzem Leder. Er war schön kühl auf der Haut.
    Ihr Laptop kam ihr merkwürdig fremd vor. Ein bisschen unheimlich, seitdem sie wusste, dass jemand ihn von außen beherrschte, ihre Daten ausspioniert hatte und von hier aus ihre Überwachungsanlage bzw. die Videokameras ein- und ausschalten konnte. Sie musste sich innerlich überwinden, online zu gehen. Sie berührte die Tastatur mit spitzen Fingern, als ob sie ein wildes Tier wäre, das jeden Moment nach ihr schnappen
konnte. Sie verstand dieses Ding nicht, und alles, was sie nicht verstand, machte ihr Angst.
    Natürlich wäre es professionell gewesen, Charlie den Computer ganz zu überlassen. Vielleicht konnte er zurückverfolgen, wer von wo aus in ihren Computer hineingehackt hatte. Aber irgendwie zog sie sich damit völlig aus, fand sie. Ihr Computer mit all den Mails würde plötzlich zum Objekt der Fahndung, ein Gegenstand für Laborberichte und kriminaltechnische Auswertungen.
    Sie legte die Antiviren- und Trojanerprogramme ein, die Charlie Thiekötter ihr gegeben hatte. Schon nach wenigen Sekunden wurde das Programm fündig. Mit einem Mausklick bestätigte sie, dass der Trojaner gekillt werden sollte.
    Sie fühlte sich gut damit, das alleine erledigt zu haben. Sie wollte nicht, dass alle alles über sie wussten. Sie hatte keine schlimmen Geheimnisse, nichts, was sie ins Gefängnis bringen konnte. Aber etwas in ihr beharrte trotzdem darauf, eine Privatsphäre zu haben. Mussten die wissen, was sie sich wo bestellt hatte? Bei ihren krausen Dienstzeiten hatte sie längst das Internet als Kaufhaus für sich entdeckt. Sie konnte nachts in Ruhe aussuchen und bestellen, die Post lieferte alles. Da die Postbotin sie gut kannte, stellte sie die Pakete einfach in die Garage, wenn Ann Kathrin nicht da war. Die Garagentür ließ sie für solche Zwecke immer offen.
    Plötzlich wurde ihr ganz heiß. Sie

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