OstfriesenKiller
dich da in etwas hinein.«
»Ach, hör doch auf! Sie hat es mir selber erzählt!«, brüllte Jutta. Dabei wurden ihre Augen feucht.
Pia wölbte ihren Bauch vor. »Sylvia phantasiert. Sie lebt ganz in ihrer eigenen Welt. Kaum war ich schwanger, wollte sie ein Kind von Ludwig. Wenn wir anfangen, das ernst zu nehmen, dann …«
Jutta Breuer spürte, dass sie dabei war, sich zu blamieren. Heulend rannte sie nach draußen.
»Ihr müsst sie entschuldigen, Leute«, sagte Ludwig. »Seit dem Tod von Ulf liegen ihre Nerven blank.«
Pia küsste ihren Ludwig. Der streichelte den Bauch seiner Freundin.
Ann Kathrin hatte das Gefühl, dass Pia und Ludwig das auch demonstrativ für sie machten.
»Ich bewundere Ihre Haltung. Andere Frauen würden ausrasten vor Eifersucht«, sagte sie zu Pia.
Pia lächelte: »Ich kann mich auf meinen Ludwig verlassen.«
Ann Kathrin nickte ihr zu. Dann ging sie zu Paul Winter. »Kann ich Sie mal sprechen?«
»Jetzt?«
»Ich kann Sie auch vorladen, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Nein, nein. Schon gut. Selbstverständlich.«
Ann Kathrin Klaasen und Paul Winter gingen nach draußen. Vor dem Freizeitheim spazierten sie ein wenig hin und her, so dass sie durch die Fenster in den erleuchteten Raum sehen konnten.
Rainer Kohlhammer rannte hinter Tamara Pawlow her. Sie hatte ein Stück Kuchen, das er haben wollte. Sie kreischte.
»Also, Frau Kommissarin – was wollen Sie von mir?«
»Haben Sie eine sexuelle Beziehung zu Sylvia Kleine?« – »Geht Sie das was an?«
»Nun, ich bin nicht von der Sitte, aber …«
Paul Winter hob den Zeigefinger und dozierte: »Sylvia ist volljährig.«
»Körperlich ist sie ganz sicher erwachsen«, gab Ann Kathrin zu.
»Mein Gott, wollen Sie mein Leben ruinieren? Ich bin verheiratet, ich habe zwei Kinder.« Er zeigte auf das Freizeitheim. »Ich mach das hier nur ehrenamtlich. Ich bin Kirchenmusiker, verstehen Sie?«
»Wusste Ulf Speicher etwas von Ihrer Beziehung zu Sylvia Kleine?«
»Um Himmels willen, nein. Und das ist auch ganz anders, als Sie denken.«
Paul Winter zog Ann Kathrin von der Tür weg. «So, wie ist es denn?«
»Ich bin nicht so einer, wie Sie denken. Es ist nur ein-, zweimal passiert. Die ist völlig distanzlos, die drückt sich einfach so an einen. Fasst einen überall an und …«
Ann Kathrin nickte: »Und da waren Sie natürlich wehrlos.«
Paul Winter ballte die rechte Faust und zuckte mit ihr, als würde er einen Gegner suchen, den er niederschlagen konnte. Aber es war keiner in Sichtweite.
»Verdammt, das hört sich jetzt alles so schmutzig an … Aber … ich habe so etwas noch nie getan … Bitte, Sie treten das doch jetzt nicht breit, oder?«
»Wo waren Sie Donnerstagnacht zwischen 21 und 24 Uhr?«
»Da habe ich in der Kirche Orgel gespielt.«
»Um die Zeit?«
»Eine Abendandacht. Von 21 bis 22 Uhr.«
»Und dafür gibt es Zeugen?«
»Ja klar. Pastor Rehm und ein paar Mitglieder der Gemeinde. Direkt danach bin ich nach Hause gefahren. Meine Frau und meine Kinder können das bezeugen.«
Als Ann Kathrin Klaasen ihn verließ, hatte Paul Winter plötzlich Angst. Es war nicht die Angst, ermordet zu werden. Er fürchtete, seine Familie zu verlieren. Seine Ehre. Vielleicht sogar seinen Job als Kirchenmusiker.
Pastor Rehm war sehr hilfsbereit. Er führte Ann Kathrin Klaasen in seine Kirche. Es waren keine Gläubigen da. Gemeinsam standen sie vor dem Altar und sahen zur Orgel hoch.
»Und Sie haben Herrn Winter von hier aus spielen sehen?«, fragte Ann Kathrin kritisch.
Der Pastor nickte, dann erst verstand er den Inhalt ihrer Frage. Von hier aus konnte er ihn gar nicht sehen.
»Na ja, ich habe ihn gehört. Er hat einmal seinen Einsatz verpasst.«
»Stehen die Lieder, die gesungen werden, vorher fest?«
»Aber selbstverständlich.«
»Er könnte also auch – theoretisch – ein Tonband abgespielt haben?«
»Jetzt geht aber die Phantasie mit Ihnen durch. Das hört man doch, ob dort oben unsere herrlichen Orgelpfeifen erklingen oder ein Tonband.«
Ann Kathrin schüttelte bedächtig den Kopf. »Es könnte aber jemand anders für ihn gespielt haben.«
»Nun ja, theoretisch schon.«
»Sie haben Paul Winter also nicht kommen oder gehen sehen?«
Jetzt erst begriff Pastor Rehm, dass sein Kirchenmusiker echte Probleme hatte. »Ja, steht Herr Winter denn ernsthaft unter Verdacht?«
»Wir können keine Möglichkeit ausschließen.«
Pastor Rehm bekreuzigte sich.
Ann Kathrin Klaasen wusste, dass es falsch war, aber sie
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