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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Motive
, hatte ihr Vater gesagt.
Liebe, Hass oder Habgier. Oft gebiert das eine das andere. Aus Liebe wird Hass. Aus Hass Habgier. Wie kann man jemanden mehr vernichten als dadurch, dass man sich alles aneignet, was er besitzt?
    Wurde Jutta Breuer jetzt zur Chefin des Regenbogen-Vereins? Und hatte sie gleichzeitig als Betreuerin von Sylvia Kleine deren Vermögen im Griff? War Jutta Breuer die eigentliche Gewinnerin in diesem Spiel? Dann würde das nächste Opfer mit hoher Sicherheit nicht Tim Gerlach heißen, sondern Ludwig Bongart. Denn der war in der Lage, ihr beides streitig zu machen. Auch wenn es ihm als Zivildienstleistenden eigentlich nicht zustand, hatte er doch informell die Führung des Regenbogen-Vereins übernommen.
    Weller kam herein. Er sah fertig aus. Er stellte sich neben Ann Kathrin Klaasen und schaute auf die Akten, die sie auf ihrem Schreibtisch liegen hatte. Er blätterte gedankenverloren darin. Dabei atmete er tief aus.
    Er verzog den Mund: »Suchst du in diesem alten Kram eine Antwort auf unsere aktuellen Fragen?«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher«, sagte sie, »ob Ulf Speicher das erste Opfer war.«
    Ein Energiestoß durchfuhr Weller. Er stand jetzt nicht mehr so schlapp da, ja, er nahm regelrecht Haltung an. »Was?«
    Ann Kathrin erklärte ruhig ihre Theorie. Weller hörte wie elektrisiert zu. Dann sagte er: »Eine Explosion auf dem Meer. Ein Autounfall. Eine Gewehrkugel aus einem antiken Gewehr. Ein Schwerthieb. Ein Pfeil. Und wer sagt uns, dass die Oma nicht an einer Medikamentenverwechslung gestorben ist? Sagen wir mal, das fällt unter Giftmord. Würde doch passen, oder nicht? Von jedem ein bisschen. Der Täter wiederholt sich jedenfalls nicht.«
    Ann Kathrin sah Weller an, dass er ihre Hypothese sehr ernst nahm, auch wenn er jetzt so locker daherredete.
    »Es wäre ein in der Kriminalgeschichte einmaliges Vorgehen. Normalerweise wiederholen sich Täter. Unserer scheint die Abwechslung zu lieben.«
    »Glaubt er vielleicht, dass wir ihm dann nicht auf die Spur kommen?«, fragte Weller.
    »Jedenfalls darf die Demonstration nicht stattfinden«, sagte Ann und klappte den Aktenordner zusammen. »Wir müssen es verhindern und wenn wir den Justizminister persönlich …«
    Weller trat einen Schritt zurück und lächelte seine Kollegin grimmig an: »No chance. Du hast keine Ahnung, welche Ausmaße das inzwischen angenommen hat. Ich komme gerade von der Dienstbesprechung. Wir haben zwei zusätzliche Hundertschaften Schutzkräfte aus Hannover angefordert. Ministerpräsidenten, Parteivorsitzende und Kirchenfürsten streiten sich darum, wer aufs Podium darf, um zu den Menschen zu sprechen.
Ostfriesland steht auf
heißt das Ganze jetzt. Das wird die größte Demo, die Aurich je erlebt hat. Der 1.Mai tritt dagegen völlig in den Hintergrund. Das ist das eigentliche Ereignis, auf das das Land schaut. Und rate mal, wer für den Regenbogen-Verein sprechen wird.«
    Jutta Breuer, wollte Ann Kathrin sagen, aber noch während sie den Namen aussprechen wollte, wusste sie, dass es falsch war. Nein, es gab nur einen, der vom Podium für alle sprechen konnte: »Ludwig Bongart?«
    Weller nickte. »Genau. Und es soll auch ein Betroffener sprechen, also spricht einer von den Behinderten persönlich.«
    »Vermutlich Rainer Kohlhammer.«
    Er pfiff durch die Lippen. »Das würde bedeuten, wenn die miese Ratte aus der Imbissbude das Podium in die Luft jagt, ist er seinen Bruder los und kann in Zukunft sein Geld wieder alleine verbraten.«
    Ann Kathrin schluckte.
    »Wir werden alles aufbieten, was wir haben«, fuhr Weller fort. »Scharfschützen auf den umliegenden Häusern. Es ist sogar denkbar, dass der Bundeskanzler anreist.«
    »Der Bundeskanzler? Hierher, nach Aurich?«
    Mit großer Geste erklärte Weller: »Hier werden die Kameras sein, Ann. In der Tagesschau wird man nicht über Berlin berichten oder Dresden oder München. Hier spielt die Musik. In Ostfriesland.«
    Ann Kathrin spürte eine leichte Übelkeit. Vielleicht hab ich zu viele Pralinen gegessen, dachte sie. Ich bin das nicht mehr gewöhnt. Außerdem sollte ich mal wieder mit richtigen Mahlzeiten beginnen.
    Der Logopäde Josef de Vries hatte sein Hemd bei der Arbeit durchgeschwitzt. Er schwitzte leicht. Selbst im Winter. Aber er spürte, dass die Arbeit ihm wieder Spaß machte. Er liebte es, einen Gegner zu haben. Jemanden, an dem er sich reiben konnte. Dann erst spürte er sich selbst wirklich.
    Wer immer die Regenbogenfreunde umgebracht hatte: Der Täter

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