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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Berufsschule.
    »Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen. Ich sag jetzt gar nichts mehr. Ich will einen Anwalt sprechen. Zeigen Sie mir überhaupt erst mal Ihren Ausweis. Wer sagt mir denn, dass Sie wirklich von der Polizei sind?«
    Ann Kathrin hielt ihm ihren Dienstausweis unter die Nase. Stefan Garrelts sah gar nicht hin, sondern rechtfertigte sich stattdessen: »Ich kenn die Tamara aus dem Bus. Wir fahren oft morgens zusammen, wenn ich zur Berufsschule muss.«
    »Deswegen haben Sie noch lange nicht das Recht, die junge Frau zu belästigen!«
    Ann Kathrin ärgerte sich über ihre Stimme. Sie war zu aufgeregt. Zu wenig sachlich. Viel zu schrill.
    Jetzt wurde Stefan Garrelts weinerlich: »Sie verstehen das alles falsch. Die Tamara treibt es doch mit jedem.«
    »Das hat eben aber ganz anders auf mich gewirkt!«
    Jetzt erschienen auch Sylvia und Tamara im Flur. Tamara brachte den großen Colabecher und reichte ihn Stefan.
    »Bitte, lass ihn einfach laufen«, sagte Sylvia und sah Ann Kathrin auffordernd an.
    »Ihr könnt ihn anzeigen, wenn ihr wollt. Das war mindestens sexuelle Belästigung. Er hat euch unsittlich berührt und …«
    »Ach …«, Sylvia winkte ab.
    »Da sehen Sie«, freute sich Stefan Garrelts.
    Ann Kathrin gab sich zunächst geschlagen. Sie sah ein, dass es um wichtigere, größere Sachen ging. Sie hatte einen Mörder zu fangen. Und dazu brauchte sie Sylvias Vertrauen, ja, ihre Mithilfe.
    Sie nickte. »Also gut. Verzieh dich. Ich hab ja deine Adresse. Du wirst von mir hören. Ich lad dich vor, und wenn ich dich noch einmal in der Nähe der Mädchen sehe, dann …«
    Er ließ die Cola zurück und rannte zum Ausgang.
     
    Später, bei einem Milchkaffee im Mittelhaus in Norden in der Fußgängerzone, erzählten Sylvia und Tamara, wie sie die Dinge sahen: »Wenn man es ihm ordentlich besorgt, ist er eigentlich ganz nett«, sagte Sylvia, riss den zweiten Zuckerbeutel auf und schüttete ihn in den Kaffee. »Jungs sind eben so.«
    Tamara nickte. Sie kaute auf der Unterlippe herum. Sie wollte ihrer Freundin Sylvia, die sie offensichtlich als Vorbild anerkannte, nicht widersprechen. Sie druckste herum. »Aber der Stefan kann auch ganz schön gemein sein.« Dann sah sie Sylvia an. Die nickte, als müsse sie ihrer Freundin die Zustimmung für die Aussage nachträglich geben.
    Tamara schluckte und sah sich um. Es war ihr peinlich. Ihre Wangen waren feuerrot. Es war noch nicht viel Betrieb im Mittelhaus. Von den Nachbartischen her wurden sie nicht belauscht. Trotzdem schob Tamara ihren Kopf ganz nah an den von Ann Kathrin. Dann erzählte sie stockend: »Der will immer, dass ich ganz viel Cola trinke, und wenn ich dann muss, lässt er mich nicht.«
    »Wie? Er lässt dich nicht?«, fragte Ann Kathrin empört nach.
    »Dann hält er mich auf dem Sitz fest, weil er will, dass …«
    Sie sprach es nicht aus. Sylvia tat es für sie: »Er hält sie dann so lange fest, bis sie sich in die Hose gemacht hat.«
    Tamara kniff die Schenkel zusammen, als würde es genau jetzt in diesem Moment geschehen, und hielt sich die rechte Hand vor Augen, weil sie sich vor Ann Kathrin schämte.
    »Warum tut er das?«, fragte Ann Kathrin.
    Sylvia wirkte völlig klar, als würde sie alles mit der naiven Hellsichtigkeit, zu der geistig Behinderte manchmal fähig sind, in der Tiefe begreifen: »Es gefällt ihm, wenn sie ihn anbittelt und bettelt, er solle sie zur Toilette gehen lassen.«
    Tamara flüsterte: »Dann zwingt er einen, Sachen zu machen, damit er einen gehen lässt.«
    »Was für Sachen?«, fragte Ann Kathrin. Obwohl sie die Antwort natürlich wusste, war sie trotzdem verblüfft, als Sylvia wieder für ihre Freundin antwortete: »Er hat es gerne, wenn man es ihm mit der Hand macht. Und wenn sie dann wimmert, weil sie nicht mehr kann, und sagt, sie würde sich gleich in die Hose machen, dann wird er besonders scharf. Dann sagt er: ›Halt’s fest, ich tu’s ja auch.‹«
    Tamara nickte und wischte sich eine Träne ab.
    Sylvia fuhr fort: »Und wenn er es dann plätschern hört, dann kommt es ihm.«
    Ann Kathrin war jetzt kurz davor, sich zum Milchkaffee einen Schnaps zu bestellen. Sie sah auf die Uhr. Es war schon kurz nach 22 Uhr. Sie beschloss, die Mädchen nach Hause zu fahren, aber Sylvia winkte ab: »Wir nehmen uns immer ein Taxi. Van Hülsen fährt uns gern. Das ist ein netter Mann. Der kennt mich. Der hat auch immer meinen Opa gefahren.«
    »Woher wusste Stefan eigentlich, dass ihr im Kino seid? Der geht doch normalerweise

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