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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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wieder mit der Pistole in der Hand gegenübertreten. Sie schob sich die Waffe hinten in den Hosenbund und zog ihr T-Shirt darüber.
    Das Taxi blieb noch stehen. Wollte Eike wieder etwas abholen?
    Ann Kathrin öffnete die Tür. Vor ihr stand nicht etwa Eike, sondern Sylvia. Sie strahlte Ann Kathrin an und öffnete die Arme, wie um eine alte Freundin zu begrüßen.
    »Du warst auf einmal weg nach der Demo. Ich dachte, vielleicht willst du ja wieder bei mir schlafen. Oder kann ich vielleicht bei dir …«
    Der Taxifahrer sah aus dem Fenster. Es war nicht van Hülsen persönlich, sondern einer seiner Fahrer.
    »Also, Sylvia, kann ich wieder, oder nehm ich dich mit zurück?«
    »Nee, nee, schon gut. Ich bleib hier!«, rief Sylvia. Dann erst sah sie Ann Kathrin fragend an. »Oder?«
    »Keine Angst, ich schick dich nicht weg«, sagte Ann Kathrin erleichtert und zog Sylvia zu sich ins Haus. »Ich hab schon gegessen, aber wenn du willst, mach ich dir etwas«, schlug sie vor.
    Sylvia schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab keinen Hunger. Oder hast du vielleicht Chips?«
    Diesmal tranken sie keinen Wein miteinander. Aber sie saßen trotzdem noch eine Weile im Wohnzimmer. Sie sprachen über Väter, über Männer und über Kinder.
    Sylvia zeigte Ann Kathrin eine Stelle an ihrem Oberarm. Da saß angeblich ein kleines Stäbchen.
    »Wenn man sich das reinmachen lässt, kriegt man keine Kinder. Jutta sagt, das muss bald erneuert werden.«
    »Sie hat deine Gesundheitsfürsorge?«, fragte Ann Kathrin.
    Sylvia nickte. »Ich glaub, ich will mir aber kein neues Stäbchen einsetzen lassen. Es wäre doch schön, ein Kind zu haben, oder nicht? Was meinst du?«
    Ann Kathrin wurde bewusst, wie groß die Verantwortung der Leute im Regenbogen-Verein war. Bei welch existentiellen Entscheidungen mussten sie ihre Klienten begleiten. Natürlich würde ein Kind bei Sylvia in größtem Wohlstand aufwachsen. Aber wäre sie in der Lage, eine gute Mutter zu sein?
    »Die Jutta meint, ich wäre damit überfordert«, beschwerte sich Sylvia. »Die haben so ein Gutachten über mich gemacht. Darin steht, dass ich das nicht schaffe mit einem Kind. Meinst du, das ist so schwer? Du hast doch selber ein Kind.«
    Ja, dachte Ann Kathrin, und ich konnte es kriegen, ohne dass vorher ein Gutachten erstellt wurde.
    »Einfach ist es nicht, weißt du. Man muss sich den ganzen Tag um so einen kleinen Menschen kümmern. Man hat nur noch wenig Zeit für sich selbst. Es ist nicht wie eine Puppe. Man kann so ein Baby nicht einfach mal weglegen und sich vierzehn Tage später wieder drum kümmern.«
    »Das weiß ich. Ich bin doch nicht blöd!«, rief Sylvia fast empört. »Man kann Kurse machen und das alles lernen.«
    »Ja, vielleicht kann man das«, sagte Ann Kathrin traurig. »Aber da lernt man ein Baby zu wickeln und wie man es richtig ernährt. Aber ein Kind braucht viel mehr. Man wird ständig vor neue Entscheidungen gestellt und hat immer das Gefühl, alles falsch zu machen. So war es zumindest bei mir.«
    »Aber du musst doch eine ganz tolle Mutter sein!«, lachte Sylvia.
    »Nein«, sagte Ann Kathrin, »das bin ich ganz bestimmt nicht.« Dann stand sie auf und sagte: »Komm, ich mach dir ein Bett. Du kannst im Zimmer von meinem Sohn schlafen, wenn du willst.«
    »Ihr habt doch Ehebetten. Kann ich da nicht mit rein? Dein Mann ist doch nicht hier, oder?«
    Ann Kathrin sah Sylvia kurz an. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ja. Warum eigentlich nicht? Aber wehe, du wühlst wieder so rum wie letzte Nacht.«
     
    Auf der rosa Liste standen nur noch zwei Todeskandidaten. Das wäre bis Dienstag leicht zu machen. Aber vielleicht gehörten ja noch mehr Leute auf die Liste. Vielleicht war sie nicht komplett. Das Ganze machte nur Sinn, wenn sie alle starben. Keiner durfte entwischen. Keiner!
    Die Waffe war bereits ausgewählt, und der Termin stand fest.

Montag, 02.Mai, 7.00 Uhr
    Weller und Rupert standen bereits morgens um sieben Uhr vor Tim Gerlachs Tür. Er wohnte in Norden in einer Wohnsiedlung hinter dem Supermarkt im vierten Stock.
    Der Vogel war ausgeflogen. Normalerweise hätten sie einen Schlüsseldienst rufen müssen, um die Tür zu öffnen, aber Ruperts Nerven lagen blank. Er trat gegen die Tür. Sie flog auf.
    Als Weller ihn empört ansah, zuckte Rupert mit den Schultern. »Muss wohl schon kaputt gewesen sein. Nicht die beste Wohngegend.«
    Mit Sicherheit hauste Tim Gerlach hier allein. Er hatte diese Räume schon lange nicht mehr betreten. Weller fragte sich, ob eine

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