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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Das schwüle Wetter hatte sie mindestens ebenso sehr benebelt wie ihre Weizenbiere.
    Sie erkannten in Angela Riemann gleich eine der ihren, und zwei der drei Zecher wollten sich gleich als Herzensbrecher ausprobieren. Dem dritten war es einfach noch zu warm.
    Vielleicht hätte sie sich anders entschieden, wenn ihr die zwei Männer, die auf sie zukamen, sympathischer gewesen wären. Vielleicht hätte sie ein bisschen Smalltalk mit ihnen gehalten, sich beflirten und zu einem weiteren Bier und einem Jägermeister überreden lassen. Aber etwas an ihnen gefiel ihr nicht.
    Sie hatten diese typischen Aufreißersprüche drauf. Vielleicht waren sie ihr auch einfach zu jung. Jedenfalls drehte sie sich plötzlich auf der Hacke um und lief in die Polizeiinspektion.
    Ubbo Heide war eigentlich nur hergekommen, um sich nach Feierabend mit einem alten Freund und Boßelbruder, der in drei Tagen pensioniert werden sollte, auszusprechen. Ubbo war am Ende seines Lateins angekommen. Er brauchte selber Rat, und sowohl Innenminister als auch Staatsanwalt weckten in Ubbo den Wunsch, ebenfalls in Pension zu gehen.
    Er fühlte sich zu alt, um sich solchen Anfeindungen und Schwierigkeiten länger auszusetzen.
    Angela Riemann lief praktisch in Ubbos Arme. Sie rempelte ihn an, so dass er fast gestürzt wäre.
    »Wer sind Sie?«, fauchte sie ihn an. »Lassen Sie mich durch! Ich will den Chef sprechen!«
    »Ja, da sind Sie im Prinzip an der richtigen Adresse«, sagte er und richtete sich wieder auf. Sein Brustkorb schmerzte.
    »Ich heiße Angela Riemann«, sagte sie. »Ich werde gesucht. Hier bin ich.«
    Dann warf sie den Kopf geradezu stolz in den Nacken und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
    »Schön, Frau Riemann«, sagte Ubbo Heide überrascht. »Darf ich Sie dann bitten, mir zu folgen?«
    Er drehte sich um und ging voran. Noch während er die ersten Schritte tat, dachte er darüber nach, dass dies ein Fehler war. Er musste die Delinquentin im Auge haben, nicht sie ihn.
    Nun, da sie sich selbst stellte, konnten solche Vorsichtsmaßnahmen vielleicht vernachlässigt werden. Aber man wusste bei solchen Leuten nie, woran man war. Einige benahmen sich völlig vernünftig, ja oberlehrerhaft und drehten dann plötzlich von einer Sekunde auf die andere durch.
    Genau so war es bei ihr. Sie entschied sich aus heiterem Himmel anders. Eine Welle der Wut schüttelte sie orkanartig. Sie packte einen Klappstuhl, der im Flur stand, und warf ihn nach Ubbo Heide. Dann rannte sie weg.
    Das ungewohnte Geräusch ließ Ubbo herumfahren. Es gelang ihm gerade noch, die Hände zu heben und den Stuhl abzuwehren. Er krachte vor ihm auf den Boden.
    »Halt!«, rief Ubbo Heide. »Bleiben Sie stehen! Machen Sie doch keinen Unsinn!«
    Zu seiner Verblüffung tat sie genau, was er sagte. Sie blieb stehen, drehte sich langsam um, lachte dann hysterisch und krächzte: »Sie suchen mich. Hier bin ich. Was wollen Sie von mir?«
    Mit zwei Schritten war Ubbo Heide bei ihr. Er würde sie nicht noch einmal entkommen lassen.
    »Wo sind die Babys? Ina und Tina Müller?«
    Er versuchte, Angela Riemann zu überrumpeln. In der psychischen Verfassung, in der sie sich befand, hoffte er, würde sie seinem Druck einfach nachgeben und hier auf dem Flur gestehen.
    Doch sie lachte noch einmal. Diesmal klang es gequälter, wie das Lachen eines Menschen, der kurz davor war, verrückt zu werden.
    »Ich habe die Kinder nicht, Herr Kommissar. Ich nicht! Das müssen Sie mir glauben!«

    Noch bevor das Verhör von Frau Riemann überhaupt begonnen hatte, während sie noch vom Notarzt untersucht wurde und Ubbo Heide versuchte, Ann Kathrin herbeizuzitieren, kam ein Anruf von Charlie Thiekötter. Er klang ein bisschen betreten, als hätte er etwas zu beichten.
    »Ubbo, wir haben die Ergebnisse aus den Niederlanden bekommen. Das dauert ja immer ewig bei denen, aber diesmal lag es nicht an ihnen, sondern an uns. Wir hatten gebeten, die Überwachungskameras in den Kaufhäusern zu überprüfen, ob Frau Riemann und Herr Müller dort gemeinsam einkaufen waren oder nur einer von ihnen. Wir hatten die Kassenbons und …«
    »Ja, ja, ja!«, unterbrach Ubbo Heide. »Was ist denn nun dabei herausgekommen?«
    »Naja, die haben mir per E-Mail die Filme geschickt. Die sind bei mir aber im Spam-Speicher gelandet, und ich habe erst jetzt bei der Überprüfung …«
    Ubbo Heide stöhnte: »Was ist dabei herausgekommen, verdammt?«
    »Sie waren beide in Groningen einkaufen, und zwar haben wir sie auf den

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