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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Schwiemu.«
    Sie zeigte auf den Whisky: »Alkohol löst keine Probleme.«
    Rupert nickte: »Genau. Das hat Alkohol mit Buttercremetorte gemeinsam.«
    Demonstrativ leerte Rupert vor den Augen seiner Schwiegermutter das Whiskyglas und schnalzte genüsslich mit der Zunge.
    Er schloss die Augen und sehnte sich nach Frauke, sehnte sich nach dem Zimmer, in dem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.
    Irgendwann hörte er dann wieder seine Schwiegermutter, die inzwischen von ihrem legendären weihnachtlichen Gänsebraten sprach, den natürlich niemand jemals in der abendländischen Geschichte des Weihnachtsessens besser gemacht hatte als sie. Es war wie ein Ritual und gehörte einfach zum Besuch dazu.
    Während seine Schwiegermutter ausführlich ihr Gänsebratenrezept in allen Details erklärte und seine Frau es – zum wievielten Mal eigentlich? – mitschrieb, klingelte sein Handy zum dritten Mal.
    Sie unterbrach ihre Ausführungen und deutete ihm mit einer Geste, als würde König Lear sein Land verschenken, großzügig an, er solle ruhig rangehen.
    Seine Frau schüttelte kaum merklich den Kopf und lächelte dabei.
    Rupert stand zum Telefonieren auf. Er hatte Angst, sein Handy könnte zu laut gestellt sein. Beate hatte bessere Ohren als er und hörte vor allen Dingen alles, was nicht für sie bestimmt war. Wenn sie miteinander in einem Restaurant essen gingen, konnte sie ihm später von jedem einzelnen Gespräch an einem der Nebentische berichten. Sie kannte dann Lebenslügen und Geheimnisse von Menschen, deren Anwesenheit Rupert nicht einmal bemerkt hatte, nur das, was Rupert ihr an dem Abend erzählt hatte, vergaß sie augenblicklich.
    Rupert ging mit dem Handy ins Schlafzimmer. Er fand es auf eine dekadente Art prickelnd, mit Schuhen im Ehebett zu liegen und mit seiner Geliebten zu telefonieren.
    »Ich muss dich treffen«, sagte sie. »Ich halte es überhaupt nicht länger aus. Ich denke die ganze Zeit an dich. Du hast mich so scharf gemacht …«
    Durchaus geschmeichelt legte Rupert einen Arm hinter seinen Kopf, war froh, das Gespräch nicht im Beisein seiner Schwiegermutter und seiner Frau führen zu müssen, und genoss es trotzdem.
    »Ich würde wirklich gerne. Aber ich kann jetzt nicht. Ich …«
    »Ich brenne innerlich. Du hast ein Feuer in mir entzündet. Du bist mein Latin Lover.«
    Rupert wusste zwar nicht, was an Latin Lovers Besonderes sein sollte, fühlte sich aber trotzdem geehrt.
    »Was machst du?«, fragte sie, und es klang irgendwie anzüglich, fand er.
    »Ich liege auf dem Bett. Ich kann ja schlecht mit dir telefonieren, während meine Schwiegermutter neben mir steht und Vorträge hält.«
    »Ihr habt getrennte Betten, stimmt’s?«
    »Ja«, log er.
    »Gut«, sagte sie. »Ich werde sonst eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig?« Das Gespräch nahm jetzt einen Verlauf, der Rupert gar nicht gefiel.
    »Ich kenne so etwas sonst gar nicht, Liebster. Ich wusste nicht, dass ich überhaupt noch solche Gefühle habe und dazu fähig bin. Du hast sie in mir geweckt. Ich muss dich sehen. Ich will dich haben. Es gibt so viel nachzuholen …«
    Rupert versuchte, sie vom Gas runterzuholen. »Ich fand es auch toll, und wir können uns gerne wiedersehen, aber jetzt geht es wirklich nicht. Ich …«
    »Ich kann nicht länger warten. Ich liege auch auf dem Bett und denke an dich. Rate mal, wo meine Hände dabei sind.«
    »Am Telefon?«
    »Ja, die linke.«
    »Ich muss jetzt wirklich …«
    »Ach, komm«, bettelte sie. »Lüg ihnen etwas vor. Sag, du musst los, einen Verbrecher jagen. Dir fällt doch bestimmt etwas ein … Wir könnten uns in unserem Hotel treffen.«
    »Ich sag doch, es geht nicht.«
    Ihr Ton wurde fordernder, ja, fast ein wenig erpresserisch. »Ist es dir lieber, wenn ich mit meinem Mann schlafe? Na, der wird sich wundern! Du kannst mich doch nicht erst so heiß machen und dann in der Luft hängen lassen …«
    »Du hast einen recht beglückten Eindruck auf mich gemacht, als wir uns getrennt haben«, verteidigte er sich.
    »Beim Sex mit meinem Mann guck ich seit Jahren nur noch an die Decke an und denke, die müsste auch mal wieder gestrichen werden. Mit dir, das war … Ach komm, wir stehlen uns ein paar Stunden Zeit und …«
    Was ihm bei der Arbeit schon lange nicht mehr passiert war, geschah jetzt. Rupert brach der Schweiß aus. Er hatte Sorge, es jetzt sowieso nicht mehr zu bringen, obwohl er gerade noch davon geträumt hatte. Aber so fordernde Frauen war er nicht gewöhnt. Das machte ihn

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