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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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brauchte einen klaren Kopf, keinen klaren Schnaps.
    Sie klickte sich noch einmal in die Gelsenkirchener Geschichten. Es gab dreißig neue Beiträge zu ihrem Thread. Pattayafan 4 und Tarzan 12 regten sich über die Tendenz des ganzen Thread auf, weil hier mal wieder alle Männer in einen Topf geworfen
würden und sich das Ganze zu einem Männerhasserforum entwickeln würde. Aber zwei andere Männer widersprachen gleich. Eine Diskussion über »diese besondere Art des Rassismus« begann.
    Nona behauptete, der Frauenhandel sei kein Phänomen des Rassismus, sondern die ganz normale Unterdrückung, die es eben zwischen Menschen aus reichen und Menschen aus armen Ländern gäbe. Nona nannte es »strukturelle Gewalt«. Henriette 5 wollte im Frauenhandel ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit sehen.
    Ann Kathrin interessierte diese Diskussion nicht besonders, sie suchte Fakten. Sie beschloss, mit ihren neuen Erkenntnissen die Ermittlungen wieder anzuschieben. Dieser Huberkran konnte mit seinen Beziehungen noch sehr nützlich werden. Sie stellte sich vor, eine SOKO zusammenzustellen, das war eindeutig eine Sache fürs BKA . Organisierter Menschenhandel, ein sorgsam geplanter Banküberfall, das Ganze spielte zwischen dem Ruhrgebiet, Ostfriesland, Hessen und Bangkok.
    Ann Kathrin überlegte, ob sie zu Stenger nach Wiesbaden fahren sollte. In die Höhle des Löwen ...
    Wenn ich ein Mann wäre, dachte sie, würde ich mich einfach dort als Kunde um eine Frau bewerben …
    Sie fragte sich, ob Frank Weller das für sie tun würde. Dann reifte in ihr ein Plan. Es klang verrückt, aber … warum eigentlich nicht? Niemand konnte damit rechnen. Wenn Stenger Asiatinnen an Männer vermittelte, warum dann nicht auch an Frauen?
    Ann Kathrin lächelte verschmitzt. Sie hatte einmal eine sehr dominante Lesbe in Jever verhört, sie war von ihrer Freundin angezeigt worden, die nach einer Auspeitschungsszene ohnmächtig geworden war und nun behauptete, ihr sei Gewalt angetan worden. Ein skurriler Fall. Ein Verfahren, das am Ende eingestellt worden war, aber sie hatte ermittelt und war ständig
von neugierigen Kollegen gefragt worden, wie sich der Lesbenfall entwickeln würde.
    Sie fragte sich, ob sie in der Lage wäre, so eine Lesbe zu spielen. Das Klischee wirkte ja oft wahrer als die Wirklichkeit.
    Ich werde Stenger besuchen, als Lesbe, die sich eine Thaifrau kaufen will. Wenn er stumme Frauen verkaufen kann, dann wird er auch solche Kundenwünsche erfüllen. Ich werde ihn aufs Glatteis locken und ihn dann einbrechen lassen. Als Nächstes knöpfe ich mir Käfer vor. Das wird ein besonderes Vergnügen. Den führe ich zur Schlachtbank. Wenn ich es geschickt anstelle, verliert er seine Zulassung als Anwalt. Ja, sie gestand es sich ein, das Ganze war auch ein Rachefeldzug, zumindest im Fall Käfer.
    Das BKA war im jetzigen Zustand nur hinderlich, man würde ihr den Fall nicht überlassen, sondern irgendein Turnschuh von der Staatsanwaltschaft würde die Leitung der Ermittlungen übernehmen. Nein, ein paar Tage brauchte sie noch, bevor sie …
    Das Handy riss sie aus ihren Gedanken. Weller wollte sie vorwarnen.
    »Hier braut sich etwas zusammen. Huberkran ist stinksauer, weil du uns hängenlässt. Er hat einen offiziellen Brief an Ubbo Heide geschrieben. Wir brauchen dich hier wirklich. Das Ding ist riesengroß. Ich an deiner Stelle … «
    »Du pinkelst auch im Stehen, und ich käme gar nicht auf die Idee!«
    »Ann, bitte … «
    Mehr verstand sie nicht, dann ließ er sein Gerät in seiner Faust verschwinden und die steckte er in die Jackentasche. Sie blieb einfach dran und wartete. Nach zwei Minuten meldete er sich wieder: »Das war Huberkran. Ich mache mir Sorgen um dich, und ich hätte dich verdammt gern an meiner Seite. Ich bin überhaupt nur wegen dir in dieser Scheiß- SOKO . Ich liebe dich.«
    Er küsste sein Nokia und sie ihr Samsung.
    Huberkran wollte Weller auf jeden Fall bei dem Gespräch dabei haben. Frau Rose Gaiser und ihr Sohn Lennart waren in diesem Fall erst einmal die wichtigsten Zeugen. Viel wichtiger als alle Arzthelferinnen, denn der Täter musste sich in letzter Zeit Zugang zu den Akten verschafft haben.
    Judith Harmsen hatte ihren Fötus vor knapp drei Jahren abtreiben lassen. Die ältesten Fälle waren aber ein Jahrzehnt früher passiert. Der Täter musste also entweder seine Daten aktualisiert haben oder er hatte jederzeit Zugriff auf Dr.Gaisers Patientinnenkartei. Eine Sprechstundenhilfe hatte er von St. Gallen mit nach

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