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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und Osteuropa … «
    »Ja, das stimmt, ich leite eines der größten Partnervermittlungsinstitute Deutschlands.«
    »Er erzählte mir von einem Freund, der über Sie eine wundervolle Thaifrau bekommen hat.«
    War er arglos, ging er ihr voll auf den Leim oder hatte er längst gewittert, dass er verschaukelt wurde?
    »Ja, und da dachte ich mir, Sie verkaufen doch nicht nur Frauen an Männer. Ich kann mich doch als Frau auch an Sie wenden, oder?«
    Er schluckte das Wort »verkaufen« ohne Widerspruch. »Nun, das kommt darauf an, was Sie von mir wünschen … «
    Ann Kathrin begann geständnishaft: »Ach, wissen Sie, ich habe ja wenig Zeit für eine Beziehung. Heute London. Morgen Sydney … Eine Ehe habe ich mir längst abgeschminkt. Der letzte Göttergatte hat mich fast den Betrieb gekostet. Ich wollte von Männern schon gar nichts mehr wissen, und seien wir doch mal ehrlich, im Bett bringen es deutsche Männer auch nicht mehr.«
    Stenger hustete. Ann Kathrin fuhr fort: »Und dann habe ich aber in Kenia diesen Barmann gesehen. Er mixte Drinks mit einer Grandezza! So einen hätte ich gerne. Also, schon einen Schwarzen, aber nicht so ganz schwarz, also mehr hellbraun. So diese Mulatten, die gefallen mir besonders gut. Der Barmixer in Kenia hatte ganz breite Schultern. Durchtrainiert sollte er schon sein und dann vielleicht kochen können … Haben Sie auch welche mit einer Massageausbildung? Ich mag dieses uninspirierte Gestreichele und Gefummele nicht. Ich dachte, wenn
ich so müde und kaputt von der Konferenz nach Hause komme, dann könnte er mich vielleicht massieren, mir einen Drink mixen, ein bisschen für mich tanzen … Ja, einen guten Tänzer hätte ich gerne. Steppen sollte er … «
    Ann Kathrin redete sich in eine Begeisterung hinein, die ihr Gesprächspartner nicht direkt teilen konnte. Er sagte gar nichts, aber sie sprudelte weiter: »Ich könnte ihn hier auch zu einer Steppschule schicken. Also, daran soll es nicht scheitern. Geld spielt ja im Grunde keine Rolle. Im Bett sollte er Handfertigkeit unter Beweis stellen, also ich brauche nicht so einen Monsterschwanz, aber er muss sich sicher unter Kontrolle haben … wenn Sie wissen, was ich meine. Ich brauche keinen, der das Kamasutra rauf und runter mit mir exerziert, aber so ein Tantrakünstler wäre mir schon recht … Also, ich will mich verwöhnen lassen. Das Leben ist hart genug. So ein Mann darf gut und gerne seine vierzig-, fünfzigtausend kosten. Glauben Sie, das ließe sich machen?«
    Ann Kathrin holte tief Luft und lauschte in die Muschel. Sie staunte über sich selbst. Was hatte sie da gerade für Sachen erzählt? Sie hatte sich das vorher nicht ausgedacht. Es war einfach so aus ihr herausgeschossen, wie Lava aus einem aktiven Vulkan.
    Stengers Stimme war jetzt säuerlich, merkwürdig beleidigt rang er deutlich um Fassung. »So etwas mache ich nicht, Frau Jansen. Das ist Sauerei! Weil es Frauen wie Sie gibt, kommen deutsche Männer zu mir. Blechmösen wie Sie haben mit ihrem Emanzipationsgequatsche versucht, die deutschen Männer zu entmannen. Wenn ich ihnen keine Konkurrenz entgegensetzen würde, hätten sie die deutschen Männer längst untergebuttert. Pfui Teufel, Frau Jansen, Sie sollten sich schämen!«
    Nachdem er wutschnaubend das Gespräch beendet hatte, hörte Ann Kathrin zunächst ihr Diktiergerät ab. Das Gespräch war drauf. Stenger war gut zu verstehen.
    Dann ließ sie sich aufs Bett fallen. Sie krümmte sich vor Lachen, sie prustete los, ihr ganzer Körper bebte. Sie wischte sich Lachtränen aus dem Gesicht.
    Danach lud sie das Telefonat auf ihren Laptop und schickte alles als E-Mail-Anlage an Weller. Im Betreff stand: »Stenger«. Sie schrieb nur eine kurze Bemerkung dazu: »Da weißt du nicht, ob du lachen oder weinen sollst.«
    Kurz nach ihrem Lachkrampf machte sich ein schales Gefühl in ihr breit. Sie war nicht wirklich vorangekommen. Im Grunde hatte sie es sogar vergeigt. Das Telefongespräch war zwar witzig, hatte die Ermittlungen aber nicht weitergebracht.
    Sie stand vor dem Spiegel und sah in ihr verheultes, lachrotes Gesicht. Sie beschloss, sich zu schminken, bevor sie wieder unter die Leute ging. Während sie eine Tagescreme auftrug, wurde ihr klar, dass das Gespräch doch viel mehr gewesen war als ein befreiender Witz. Sie wusste jetzt mehr über Stenger als vorher, viel mehr. Er hatte einen Satz gesagt, den sie so einem Menschen niemals zugetraut hätte. Einen Satz, der nicht zu einem Frauenhändler passte: »Das ist

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