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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kathrin näher kam, spürte sie die Angst der Frau wachsen. Das schlechte Gewissen meldete sich in Ann Kathrin. Würde diese Frau ihretwegen Ärger kriegen? Und wie sah es aus, wenn Stenger sauer wurde?
    »Laus mit Ihnen! Hell Stengel sagen, das ist Hausfliedensbluch!«
    »Ja«, sagte Ann Kathrin, »da hat er wohl recht.«
    Sie wollte sich an der Chinesin vorbeischieben, aber die packte beherzt zu und hielt Ann Kathrin an dem neuen hellblauen Jackett fest. Ann Kathrin schüttelte die Frau ab und war schon zwei Treppenstufen über ihr, da packte die Chinesin von hinten in Ann Kathrins Haare und riss ihr den Kopf in den Nacken.
    Unwillkürlich stieß Ann Kathrin einen Schmerzensschrei aus. Ann Kathrin klatschte ihre Hand auf die Hand der Chinesin und drückte sie fest gegen ihren Kopf. Sofort ließ der Schmerz nach. Dann drehte Ann Kathrin sich und brachte so die Chinesin zu Fall. Sie stürzte die Treppe hinunter. Das sah gefährlich aus und krachte zunächst bedenklich. Doch kaum unten aufgeschlagen, sprang die Chinesin katzenhaft auf, und wenn Ann Kathrin sich nicht täuschte, fauchte sie sogar angriffslustig.
    Ann Kathrin wartete auf den Angriff. Sie baute sich so auf, dass sie sich mit einem Fußtritt gut verteidigen konnte. Das war aber nicht nötig. Die Chinesin floh nach draußen zu den Federballspielerinnen. Bevor sie mit Verstärkung zurückkommen konnte, durchsuchte Ann Kathrin die oberen Räume nach Stenger.
    Ein Schlafzimmer mit gigantischem Bett und einer Buddhastatue. Im Zimmer daneben eine Bar mit Fotos von Badeschönheiten und Stränden mit türkisblauem Wasser. Dann, im dritten Raum, Stenger.
    Er stand hinter einem wuchtigen Schreibtisch, auf dem sich außer einem PC und einem leeren Glas nur noch eine längliche Fernbedienung befand.
    Schlechte Menschen,
hatte ihr Vater ihr einst beigebracht,
haben meist auch einen schlechten Geschmack.
Wenn das stimmte, musste Stenger einer von der ganz üblen Sorte sein.
    Ann Kathrin sank mit ihren neuen Schuhen in einen dicken, flauschigen Teppich ein. Vermutlich lagen mehrere Teppiche übereinander. Die Tür kräuselte sie beim Öffnen. Der obere Teppich war hellblau und erinnerte an Ann Kathrins neues Jackett, die Farbe war ähnlich, nur hingen an der Jacke keine zentimeterlangen Haare. Ann Kathrin fragte sich, wer hier wohl sauber machte, das musste eine Strafe sein.
    Die Wand links neben Ann Kathrin war ein einziges DVD -Regal. Hinter ihr neben der Tür hing der größte Flachbildschirm, den sie je gesehen hatte. Stenger hatte sein Büro praktisch zu einem Kino mit Langhaarteppich ausgebaut.
    Hinter ihm an der Wand ein Löwenkopf, darunter eine Inschrift auf einer goldenen Tafel. Ann Kathrin nahm den Gewehrschrank zur Kenntnis und zeigte auf den Löwen: »Garantiert selbst geschossen, stimmt’s?«
    Stenger brüllte sie an: »Ich kann die Polizei rufen und Sie verhaften lassen!«
    »Guter Gag«, sagte sie hart. »Nur zu. So ein Hausfliedensbluch beeindruckt die Wiesbadener Kollegen bestimmt sehr.«
    Das Wort »Kollegen« registrierte er. Seine Augen verengten sich. »Sie heißen gar nicht Sylvia Jansen. Sie waren das doch vorhin am Telefon. Glauben Sie, ich erkenne Ihre Stimme nicht? Was wollen Sie?«
    »Stimmt. Mein Name ist … «
    Er sprach es aus: »Ann Kathrin Klaasen. Sie sind Ann Kathrin Klaasen.«
    Seine Rechte machte sich an der Schreibtischschublade zu schaffen. Er öffnete sie und griff hinein. Ann Kathrin warf sich bäuchlings auf seinen Schreibtisch und drückte die Schublade zu.
    Er stöhnte gequält auf. Sie war schon neben ihm, drehte seinen Arm um und knallte seinen Kopf auf die Schreibtischplatte. Sie riss die Schublade auf, um die Waffe an sich zu nehmen, aber sie fand keinen Revolver, nicht einmal ein Pfefferspray. Nur Papiere.
    »Wo ist die Waffe? Wo?«, schrie Ann Kathrin und kam sich selbst hysterisch vor.
    »Da ist keine Waffe! Lassen Sie mich los, verdammt, Sie brechen mir ja den Arm!«
    Ann Kathrin presste seinen Oberkörper mit rechts weiter auf die Schreibtischplatte, mit links durchwühlte sie die Schublade. Es war nicht leicht, Stenger so unter Kontrolle zu halten. Er war ein gefährlicher Mann. Sie spürte seine Rückenmuskulatur.
    »Was wollten Sie aus der Schublade holen? Was?«
    Sie ließ ihn los. Er federte von ihr weg und sah sich seine Hand an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht befühlte er seine Finger. Blut tropfte aus seiner Nase.
    »Sie sind geisteskrank, Frau Klaasen. Komplett verrückt! Ich wollte Ihnen ein Foto zeigen,

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