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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nicht, wer ich bin, sondern, wer du bist!«
    »Jetzt flipp doch nicht gleich aus. Der Schollmayer verlost heute fünfzigtausend Euro. Fünfzigtausend Euro, Weller, wenn man sich mit »Ich höre Hit Radio Antenne« meldet. Das Spiel läuft gerade. Ich höre hier Radio. Er wählt nach dem Zufallsprinzip eine Nummer aus Niedersachsen aus, und ich dachte … «
    »Du dachtest?«
    »Mensch, da würde man sich doch schwarz ärgern, würde man sich doch da, wenn man sich falsch gemeldet hätte.«
    »Du hast dich falsch gemeldet!«, schrie Weller. Es tat ihm gut, jetzt so aufzubrausen. Endlich konnte er Dampf ablassen. Während er das tat, spürte er erst, unter welchem Druck er gestanden hatte.
    »Wer hat denn hier immer Geldprobleme? Du oder ich?«, verteidigte Rupert sich. »Ich hätte mit dir geteilt, wenn ich gewonnen hätte.«
    »Hättest du nicht!«
    »Doch, weil ich nämlich ein Kumpel bin, im Gegensatz zu dir.«
    »Das sagst du jetzt nur, damit ich die Sache nicht weitermelde.«
    »Was soll das denn heißen? Wirst du jetzt hier zum Kollegenschwein? Willst du mir mit diesem Quatsch eine reinwürgen?«
    »Ach, leck mich doch!«
    Wütend brach Weller das Gespräch ab. Gleich darauf ärgerte er sich, weil er seine eigentliche Frage gar nicht losgeworden war.
    Er rief Rupert erneut an. Der war diesmal vorsichtiger und meldete sich mit: »Moin, hier ist die Kripo Aurich, Kommissariat Eins, Rupert mein Name.«
    »Hier Der Schollmayer von Hit Radio Antenne. Sie haben leider nicht gewonnen.«
    Weller verunsicherte Rupert nicht eine Sekunde. Er kannte die Stimme vom Schollmayer.
    »Hahaha«, lachte Rupert demonstrativ. »Guter Witz, selten so gelacht.«
    »Wissen wir irgendetwas über eine Judith Harmsen? Ihr Vater aus Delmenhorst hat sie als vermisst gemeldet.«
    Jetzt lachte Rupert noch lauter. »Erstens sind wir dafür gar nicht zuständig. Zweitens denk ich, du bist im Gegensatz zu mir in die SOKO Maurer aufgestiegen, und drittens kannst du dir vorstellen, wie viele junge Frauen nachts schon mal verschwinden? Alle Frauen betrügen ihre Männer, sagt der Pessimist, und der Optimist sagt: Hoffentlich!«
    Der Spruch war alt, aber er traf Weller immer noch. Er wusste nicht, mit wie vielen seiner Kollegen seine Renate damals im Bett gewesen war. Vielleicht war an der ganzen Sache auch viel weniger dran, als er befürchtete, aber weh tat es ihm noch immer, wenn er daran erinnert wurde.
    »Und viertens bist du ein Riesenarschloch.«
    »Ich hatte sie nicht, wenn du das meinst«, konterte Rupert. »Ich nicht. Ich wollte nicht.«
    Erneut brach Weller das Gespräch ab. Er musste sich beherrschen, das Handy nicht an die Wand zu knallen. Er presste es so fest zwischen seinen Fingern, dass das Gehäuse knirschte.
     
    »Bevor du ganz in deinem Verlies verschwindest«, sagte Peter Grendel, »sollten wir erst etwas essen. Rita hat uns Hähnchenschenkel und … «
    »Er wird seine Opfer vorher auch nicht gefüttert haben.«
    »Nennt man das nicht Henkersmahlzeit? Ich finde, vor so einer Anstrengung muss was auf die Gabel. Außerdem … «
    Sie sah zu ihm hoch. Die Mauer ging ihm schon bis zur Brust.
    »Außerdem was?«
    »Außerdem müssen wir uns noch einig werden, wann ich dich hier wieder raushole. Also, mein Freund, dem das Haus gehört, macht mit seiner Familie Urlaub auf Malle. Bis der wiederkommt, ist hier alles tiptop, aber … «
    »Lass mich hier drin, egal, ob ich bettle oder schreie oder nicht. Aber wenn ich ganz klar und sachlich sage: So Peter, das war’s, dann befrei mich sofort.«
    Er zeigte auf den dicken Vorschlaghammer, der hinter ihm am Kamin stand und klopfte mit der flachen Hand gegen die Steine.
    »Hier werde ich ein Loch in die Wand hauen. Genau hier. Und du verkriechst dich in die Ecke da und schützt deinen Kopf mit beiden Händen gegen die Splitter, du verrücktes Huhn.«
    Er bot ihr noch einmal den gelben Schutzhelm an, aber wie erwartet, lehnte sie ab.
    Der letzte Stein. Peter Grendel wog ihn in der Hand. Er kam ihm schwerer vor als alle anderen.
    Er zögerte noch einen Moment.
    »Nun mach schon, Peter. Bringen wir es hinter uns.«
    Er hatte nicht mehr als eine kleine Luftöffnung gelassen, ganz wie sie es verlangt hatte. Alles geschah genau nach Absprache zwischen zwei erwachsenen Menschen im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, aber trotzdem war es Peter Grendel jetzt mulmig zumute. Er hatte das Gefühl, krank zu werden. Eine Art Sommergrippe
schien sich anzukündigen. Er hatte fiebrige Augen und bekam

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