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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Klocke kennengelernt?«
    »Ja. Ich kenne sie. Sie gehörte zum Team von The Brain. Sie gehörte ganz klar in die Kategorie A. Eine Gerechte. Sie war im Grunde eine Gefahr für die Gruppe. Beukelzoon hat das genauso eingeschätzt, aber Ihr Vater bestand darauf, dass sie unverzichtbar sei. Wenn Sie mich fragen … «
    »Ja, ich frage Sie.«
    »Nun, ich denke, Ihr Vater hatte persönliche Gründe.«
    »Sie meinen, die beiden hatten ein Verhältnis miteinander?«
    »Ja. Das war für mich offensichtlich. Sie haben sich benommen wie ein Liebespärchen.«
    Anne Will ging zur Tür. Ann Kathrin wischte ihre feucht gewordenen Hände ab. Sie hörte durch das offene Fenster Huberkrans Worte. Er stand mit Weller auf der Terrasse und schimpfte: »Selbst wenn alles, was sie sagt, stimmt, es bringt uns nicht weiter. Dann kannte er sie eben. Na und?«
    Von innen rief Ann Kathrin: »Na und? Das bedeutet, sie sind keine zufälligen Opfer! Das wiederum sagt uns, er hat sie vorher ausspioniert und beobachtet. Er muss in ihrer Nähe gewesen sein. Vielleicht gibt es Zeugen?! Er geht sehr organisiert und planvoll vor, anders ist dieses Einmauern gar nicht möglich. Das
wiederum heißt, er muss sich eine Weile in der Nähe der Wohnungen aufgehalten haben, hat Kontakt zu Händlern haben müssen, Baumärkten … Er braucht Zeit für das, was er tut. Viel Zeit. Und er ist beweglich, er reist hinter seinen Opfern her. Ein Rentner vielleicht, mit einer guten Pension. Oder er ist frühverrentet, denn seine Arbeit ist körperlich anstrengend. Ich denke, er war bei der Ausführung der Tat topfit. Er hält sich in Form. Vielleicht besucht er Fitnessstudios.«
    Huberkran machte ein spöttisches Gesicht in Richtung Weller.
    »Mensch, bist du scheiße drauf! Was ist denn los mit dir?«
    »Entschuldige«, sagte Huberkran leise, ohne seine Lippen auseinanderzunehmen.
    »Deine Frau?«, riet Weller.
    Huberkran machte eine wegwerfende Geste und presste die Lippen fest zusammen.
    »Dann lass das bitte nicht an Ann aus.«
    Huberkran drehte sich so, dass Ann Kathrin ihn durch das Fenster im Inneren des Hauses nicht sehen konnte.
    »Sie hat einen Typen. Gestern hat sie es endlich gestanden.«
    Weller unterdrückte einen Furz. »Klar hat sie einen Typen. Was denkst du denn?«
    Huberkran sah aus, als würde er sich schämen.
    »Deine Renate hatte auch einen anderen«, sagte er, und es klang wie eine Entschuldigung.
    »Einen?«, lachte Weller. »Ach, wenn es nur einer gewesen wäre.«
    Dann beugte Weller sich vor. Er war jetzt so nah an Huberkrans Ohr, dass er sein Rasierwasser roch.
    »Wenn wir keine Zeit für unsere Frauen haben, müssen wir immer eines wissen: Es gibt Typen, die haben Zeit für sie.«
    Huberkran wirkte getroffen. Jetzt nahm er doch ein Bier mit Weller.
    Ann Kathrin hatte mit Reaktionen in den Gelsenkirchener Geschichten gerechnet, doch was sie jetzt sah, als sie die Startseite öffnete, übertraf alle Erwartungen. Der von ihr eröffnete Thread hatte mehr als tausend Anklicker, und es gab dreiundzwanzig Beiträge.
    Ann Kathrin hatte sich einen frisch aufgebrühten Kaffee mit ins Arbeitszimmer genommen und neben dem Computer griffbereit abgestellt. Sie vergaß den Kaffee völlig und ließ ihn kalt werden.
    Dieselchen, KleineGemeine 01 , Sandra, Minchen, Benzin-Depot und Semmel aus der Altstadt hatten die ersten Beiträge gelistet. Ann Kathrin las und hielt unwillkürlich die Luft an. Sie musste sich richtig zum Atmen zwingen.
    Dieselchen kannte Ludwig Stein und auch seine Frau Isolde. Sie hatte angeblich einmal einen Streit zwischen den beiden miterlebt.
    Benzin-Depot kannte die Agentur »Hot Pants«. Er hatte nicht weit entfernt gewohnt und ein paar Mal »schmierige Gestalten mit tollen Frauen« herauskommen sehen. Ihm war klar, dass da »eine ganz krumme Sache lief«. Er behauptete, eine Frau sei dort gegen ihren Willen festgehalten worden. Sie sei »halbnackt« geflüchtet. In seiner damaligen Stammkneipe hätten gleich ein paar Gäste »die Dame heldenhaft verteidigt«. Sie sei durch den Hinterausgang geflohen. Ihr Zuhälter hätte »schwer was auf die Fresse gekriegt«. Es habe später auch ein Bericht darüber in der WAZ gestanden. Wenn er sich recht erinnere, von Detlef Marwig.
    Semmel widersprach, Marwig sei damals leider schon tot gewesen. Aber er erinnere sich auch an den Beitrag in der Zeitung.
    Dann kam der eigentliche Hammer für Ann Kathrin. Ein Diskussionsbeitrag von einer Frau – wenn es denn wirklich eine Frau war – die sich

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