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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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trank einen Schluck warmen Kakao aus ihrem Becher. Es war nicht das, was sie eigentlich wollte. »Außerdem ist da seine Affinität zu Schusswaffen. Er meldet sich in einem Schießsportverein an, hat aber zunächst Probleme, eine Waffenbesitzkarte zu erlangen. War es nicht so?«
    »Sein Charakter erschien dem Vorsitzenden des Schützenvereins nicht gefestigt genug. Halby brauchte etwas länger, um ihn von seinem sportlichen Anliegen zu überzeugen.«
    »Aber dann hat er es geschafft, sich ein Gewehr zu besorgen, während seine Frau immer mehr unter den Einfluss ihrer Freundin geraten war. Halby wollte die Simon loswerden und suchte eine Möglichkeit, wie er ihr am besten auflauern konnte. Anfangs mag es nur ein Gedankenspiel für ihn gewesen sein. Ein ›Ich könnte, wenn ich wollte‹. Es ging ihm um Macht. Als Halby dann herausfand, dass Katja Simon an einem Orientierungslauf teilnehmen würde, für den er die Bahnen, die Startzeiten, die Laufnummern, einfach alles herausfinden konnte, reifte in ihm der Plan, sie aus dem Hinterhalt zu erschießen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er zunächst nur hinfuhr, um den Nervenkitzel zu erleben, auf sie anzulegen, aber als es dann so weit war und er eine Person mit der richtigen Startnummer am Posten sah, da drückte er ab, ein-, zwei-, dreimal nacheinander. Auf eine gewisse Entfernung und wegen der schlechten Sichtverhältnisse an dem Tag konnte es leicht zu einer Verwechslung mit Timo Feldheim kommen: Beide waren etwa gleich groß, schlank und trainiert, beide im gleichen Trainingsanzug in den Vereinsfarben, beide mit kurzen, dunklen Haaren … Es muss relativ einfach gewesen sein. Er hatte eine gute Deckung, und die Entfernung war nicht zu groß. Problematisch war nur das Verschwinden nach der Tat, denn er wollte das Gewehr unbedingt wieder mitnehmen. Aber wenn er sein Auto irgendwo in Richtung Pötenitz geparkt hatte, musste er nicht mal das Nadelöhr der Priwall-Fähre überwinden.«
    »Und weiter?« Maiwald hörte ihr aufmerksam zu.
    »Halby war schockiert, als er erfuhr, dass er statt Katja Simon ihren Mann Timo Feldheim erschossen hatte«, fuhr Pia mit gesenkter Stimme fort. »Es mag ihm wie eine Ironie des Schicksals erschienen sein, als seine Frau kurz darauf bei Katja Simon einzog, um ihr nach dem Tod ihres Mannes beizustehen. Wir wissen von ein paar Kollegen, dass sich Rainer Halby mehrmals in der Nähe des Hauses herumgetrieben hat. Katja Simon hatte sich bei der örtlichen Polizeiwache über ihn beschwert, aber seine Frau wollte keine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirken. Nun, was könnte ihn dazu veranlasst haben, nun beide Frauen umbringen zu wollen? Ursprünglich wollte er ja wohl nur, dass Solveigh bei ihm bleibt und er weiterhin jemanden hat, den er terrorisieren kann. Aber dann muss etwas passiert sein. Sie hat ihm vielleicht erklärt, dass sie nie wieder zu ihm zurückkehrt, dass es aus ist. Kann das ein Motiv gewesen sein, beide Frauen zu überfallen und mittels der Gasexplosion zu töten?« Pia sah Maiwald zweifelnd an. Der Duft seines Kaffees zog zu ihr hinüber. Blöder Kakao …
    Er schob seinen Becher ein Stück zu ihr hinüber, aber sie widerstand der Versuchung. Maiwald lächelte und setzte ihre Überlegungen fort: »Es fällt einem schwer, sich das alles vorzustellen. Trotzdem: Irgendjemand hat es getan, und die Annahme, dass es Wilbur Asmussen war, erscheint mir, trotz allem, was wir über den Mann gehört haben, unwahrscheinlicher als die Möglichkeit, dass Rainer Halby die Morde geplant und verübt hat.«
    »Was uns fehlt, sind Beweise«, sagte Pia.
    »Und da ist auch noch der Fundort der Tatwaffe, der nicht ins Bild passt.«
    »Na ja. Halby konnte das Gewehr ja schlecht in seiner Drei-Zimmer-Wohnung verstecken, oder? Und wenn er von hier stammt, kennt er bestimmt auch Wilbur Asmussen. Ein praktischer Sündenbock, vorausgesetzt, Halby wusste, wo er ihn finden konnte …«
    »Das erscheint mir ziemlich weit hergeholt.«
    »Ist es auch. Fällt dir was Besseres ein?«
    »Niemals heiraten …«, murmelte Maiwald.
    Pia lächelte etwas gequält und konterte: »Entscheidend ist, wen du heiratest. Du hast es gut: Wenn du eine Frau heiratest, ist es statistisch gesehen quasi ausgeschlossen, dass die Gute eines Tages Amok läuft.«
    Sie tranken aus und stellten Becher und Teller in einen der bereitstehenden Tablett-Wagen. Die Verkäuferin sah kurz um die Ecke, machte sich aber nicht die Mühe, in den Verkaufsraum zurückzukommen. Als sie auf

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