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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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die belebte Straße traten, fiel Pia auf, dass sie Maiwald eben erstmalig geduzt hatte. So übel war er vielleicht gar nicht? Das Gespräch hatte ihr jedenfalls geholfen, ihre Gedanken zu ordnen. Jetzt war es an der Zeit, mit Sven Waskamp zu sprechen.
    Das Haus sah anders aus als beim letzten Mal. Die Jalousien im Erdgeschoss waren heruntergelassen. Aus dem Briefkasten schauten Prospekte und eine Zeitung. Sven Waskamps Haus wirkte unbewohnt. Zumindest so, als wäre er heute noch gar nicht vor der Tür gewesen. Wozu hatte er sie dann warten lassen?
    Auf ihr Klingeln hin passierte zunächst nichts. Pia sah Maiwald an. Gerade als sie die Hand hob, um ein zweites Mal auf die Klingel zu drücken, schwang die Haustür langsam auf.
    Sven Waskamp lehnte in sich zusammengesunken im Türrahmen und starrte sie aus tief in den Höhlen liegenden Augen an. Seine Haut an Nase und Mund war gerötet und rissig, sein Haar sah strohig aus. Was war passiert? Er wirkte, als wäre über Nacht alles Leben aus ihm herausgesogen worden.

31. Kapitel
    S ven Waskamp war augenscheinlich weit davon entfernt, wegen der Nachricht aus Scharbeutz verstört zu sein – er sah zerstört aus. Leicht wankend führte er Pia und Maiwald in sein Esszimmer und deutete auf die Stühle. »Bitte sehr. Ich nehme an, Sie sind wegen der Gasexplosion hier. Sollten Sie nicht lieber zusehen, dass Sie Spuren sichern und so’n Zeug? Ich verlange, dass der Schuldige gefasst und hart bestraft wird!«
    »Wie bitte?« Maiwald schien perplex zu sein. Auch Pia war überrascht. Manchmal gingen Hinterbliebene nach einer Straftat als Erstes zum Angriff über. Was sie allerdings noch nicht gewusst hatte, war, dass Sven Waskamp zu den Hinterbliebenen zu zählen war.
    »Sie haben mich doch verstanden. Meine Freundin ist tot. Jemand hat ihr Haus in die Luft gejagt. Sie ist in den Trümmern verbrannt! Und Sie wollen ein Plauderstündchen mit mir abhalten?«
    »Sprechen Sie von Katja Simon, Herr Waskamp?«
    »Ja! Katja war meine Freundin. Sie wollte sich von ihrem Mann trennen und mit mir ganz von vorn anfangen.«
    »Das lässt jetzt allerdings alles in einem völlig neuen Licht erscheinen, Herr Waskamp. Wir führen Ermittlungen in mehreren Mordfällen durch, und Sie haben uns darüber, dass sie mit der Witwe eines der Opfer eine Beziehung hatten, wissentlich im Unklaren gelassen?«
    »Sie haben mich nicht gefragt, ob ich was mit Katja Simon habe«, entgegnete er störrisch.
    Pia erinnerte sich wortwörtlich. Sie hatte ihn gefragt, wie sein Verhältnis zu Katja Simon sei, und er hatte geantwortet, dass es wenig Berührungspunkte zwischen ihnen gäbe … So konnte man es natürlich auch ausdrücken. Ein paar Berührungspunkte hatte es offensichtlich doch gegeben. Pia setzte gerade dazu an, ihm vorzuwerfen, dass er damit eine laufende Ermittlung behindert habe, als sie sah, dass es keinen Sinn hatte. Waskamp verbarg seine zitternden Hände unter seinen Oberschenkeln. Er fixierte sie mit starrem Blick, seine Pupillen waren so klein wie Stecknadelköpfe. »Haben Sie etwas eingenommen, Herr Waskamp? Medikamente? Drogen?«, fragte sie eindringlich.
    »Ich war vorhin beim Doc und hab mir was geben lassen. Ist nur ein leichtes Beruhigungsmittel und wirkt überhaupt nicht.«
    »Zeigen Sie mal her!«
    Er nahm eine Tablettenschachtel vom Couchtisch und warf sie zu ihr hinüber. Pia betrachte sie kurz. Ein Benzodiazepin – das erklärte Waskamps verlangsamte Reaktion und die auffällige Distanziertheit. An und für sich sollte das Beruhigungsmittel einem erwachsenen Mann nicht schaden, aber es kam, wie bei allem, auf die Dosierung an.
    »Wie viele haben sie davon genommen?«
    »Weiß nicht. Zwei oder drei?«
    »Wir werden einen Arzt verständigen«, sagte Pia. Sie wollte nicht riskieren, dass er in ihrem Beisein zusammenklappte.
    »Da war ich doch schon! Macht Kati auch nicht wieder lebendig!«, erwiderte er. Seine Aussprache war undeutlich.
    »Nein. Aber Sie wollen doch, dass ihr Mörder gefasst wird. Sie müssen uns helfen: Warum dieses Verhältnis mit Katja Simon?« Hatte es ihm nicht gereicht, dass er der Freund von Tamara Kalinoff gewesen war, was ihm ja seinerzeit schon genug Schwierigkeiten eingebracht hatte?, dachte sie bei sich.
    »Wir waren uns ähnlich. Sie konnte meine Ambitionen, in der Politik Karriere zu machen, wirklich verstehen. Und Katja wollte auch nicht in ihrer Hautarztpraxis versauern, hat sie mir erzählt. Sie hat geplant, noch mal zu studieren: irgendwas mit

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