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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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in der Kanalstraße herrschte um diese Uhrzeit reger Betrieb. Pia gelang es, einen der Bistrotische im Wintergarten mit Beschlag zu belegen, kurz nachdem ihre Vorgänger sich von den Stühlen erhoben hatten. Sie legte ihre Sachen ab und setzte sich auf den Stuhl, von dem sie das Bistro am besten übersehen konnte. Fünf Minuten später sah sie Solveigh Halby mit gesenktem Kopf das Lokal betreten.
    Als sie Pia entdeckt hatte, bahnte sie sich einen Weg zum Tisch. »Wie haben Sie mich eigentlich so schnell ausfindig gemacht?«, fragte sie und zog ihre Jacke aus.
    »Ihr Mann war zu Hause und hat mir gesagt, wo ich Sie finden kann.«
    »Ah.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Sie haben mit Rainer gesprochen.«
    »So kann man es auch nennen«, antwortete Pia.
    Eine junge Frau kam an den Tisch und nahm ihre Bestellungen entgegen. Pia kam sich schäbig vor, als Solveigh Halby einen Rucola-Salat und ein Mineralwasser bestellte, während sie überbackenen Schafskäse mit Fladenbrot und einen Milchshake orderte. Danach würde sie sich für etwa zwanzig Minuten gut fühlen. Das waren ihr die einhunderttausend Kalorien wert, die sie sich damit zuführte.
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, sagte Solveigh Halby.
    »Was denke ich denn Ihrer Meinung nach?«
    »Dass mein Mann ein gemeiner Schuft ist und ich ihn umgehend verlassen sollte.«
    Das hatte Pia tatsächlich gedacht und stritt es deshalb augenblicklich ab. »Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Tatsache ist, dass Ihre Freundin uns gegenüber angedeutet hat, Sie hätten ein paar Probleme zu Hause. Und ich wurde in meinem Job schon oft mit den Folgen häuslicher Gewalt konfrontiert, ich weiß, wovon die Rede ist.«
    »Das glauben Sie! Jeder Mensch ist anders.«
    »Sicher. Aber es gibt Situationen, die ähneln einander«, behauptete Pia. Der überbackene Schafskäse und der Salat wurden serviert. Pia atmete gierig den Geruch des gebackenen Käses ein. Kohlehydrate, Salz und Fett!
    »Mein Mann ist Fremden gegenüber misstrauisch, besonders wenn …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Besonders wenn es Polizisten sind?«
    »Nein. Er hatte noch nie Ärger mit der Polizei. Ich meinte, dass er es nicht mag, wenn ich belästigt werde. Er hat einen übertriebenen Beschützerinstinkt. Und gerade jetzt ist er etwas aufgebracht, weil ich so viel Zeit mit meiner Freundin Katja verbringe. Er glaubt, dass sie mich in ihre Schwierigkeiten verwickelt.«
    »Ah ja. Tut sie das?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie hat sich grundlegend geändert. Immerhin ist sie jetzt Ärztin mit einer eigenen Praxis. Man könnte behaupten, sie hat etwas aus sich gemacht, nicht wahr? Aber Rainer weiß, woher wir uns kennen, und das gefällt ihm nicht.«
    Pia merkte auf. Ihre gut gefüllte Gabel verharrte auf dem Weg zu ihrem Mund in der Luft. »Bitte, Frau Halby. Lüften Sie das Geheimnis: Woher kennen Sie beide sich?«
    »Aus einem Landeserziehungsheim für schwer erziehbare Mädchen.«

8. Kapitel
    P ia legte ihre Gabel auf dem Tellerrand ab.
    »Nein, hatte ich nicht«, räumte Pia ein. »Aber ich sehe auch das Problem nicht. Sie scheinen beide ein normales und solides Leben zu führen. Da sollte es doch heute kein Thema mehr sein, dass Sie als Kinder oder Jugendliche mal Probleme hatten. Und bei den meisten Kindern, die damals in staatliche Fürsorge genommen wurden, würde ich die Schuld daran auch eher in ihrem damaligen häuslichen Umfeld suchen.«
    »Das haben aber viele Leute damals ganz anders gesehen. Wir waren ganz schön berüchtigt in Kargau und Umgebung.« Sie hatte den Kopf gesenkt und drehte verlegen ihr Glas hin und her. »Und es war auch nicht einfach, nach den Jahren im Heim draußen Fuß zu fassen. Das schaffen nicht alle!«
    »Doch Sie haben es geschafft, genauso wie Katja Simon. Sie hat ein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen, und nun wollen Sie mir weismachen, dass Ihr Mann ein Problem mit Ihrer Freundschaft hat?«
    »Er sieht nicht, was sie ist, sondern was sie mal war.«
    »Und woher weiß er so genau, was sie mal war?«
    Solveigh Halby errötete. »Keine Ahnung.«
    »Warum waren Sie in dem Heim, Frau Halby?«
    Solveigh zuckte mit den Schultern. »Ich hab mal einen riesengroßen Fehler gemacht. Aber ich habe dafür bezahlt.«
    »Wollen Sie darüber reden, über diesen Fehler?«, fragte Pia. Ihr Essen schmeckte so gut, dass sie kurzzeitig keine Übelkeit verspürte. Sie war sich nicht sicher, ob sich das jetzt mit einer Geschichte über eine verkorkste Kindheit

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