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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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unbeaufsichtigt herum. Ich habe alle Allergietabletten, die ich hatte, hineingebröselt und das Getränk gut durchgeschüttelt. Ich dachte, dann würde er beim Surfen vielleicht bewusstlos werden und ertrinken …«
    »Das war in der Tat sehr dumm«, sagte Pia. »Sie müssen vollkommen verzweifelt gewesen sein. Ist Ihrem Lehrer etwas passiert?«
    »Nein. Ihm ist nichts passiert. Er hat das krümelige Zeug in seiner Flasche entdeckt. Es kam alles heraus – war ja auch nicht schwierig: Die Apothekerin hat sich erinnert, dass ich morgens eine neue Packung abgeholt hatte, und ich konnte die Allergietabletten nicht mehr vorweisen. Sie sind sehr schnell dahintergekommen, was ich getan habe.«
    »Ist auch herausgekommen, wie der Lehrer sich Ihnen gegenüber verhalten hat?«
    »Für mich hat niemand ausgesagt, niemand aus der ganzen Klasse. Und mir hat keiner geglaubt. Meine Großmutter sah es wohl als eine gute Gelegenheit an, mich loszuwerden. Sie war damals noch recht jung, etwas über fünfzig erst, und hatte gerade eine neue ›Bekanntschaft‹ gemacht. Also kam ich in ein staatliches Erziehungsheim für schwer erziehbare Mädchen …«
    »Wollten Sie, dass Ihr Lehrer stirbt, oder wollten Sie sich nur an ihm rächen?«
    »Ich könnte jetzt natürlich behaupten, dass ich ihm nur etwas Bauchweh verursachen wollte. Aber so war es nicht. Ich wollte ihn loswerden, egal, wie.«
    »Weiß Ihr Mann von dieser Geschichte?«
    »Er weiß nur, dass ich in dem Heim war. Ich hab ihm nichts Genaues erzählt. Stellen Sie sich vor, sonst denkt er nach jedem Streit, ich hätte ihm etwas in den Kaffee geschüttet.«
    »Streiten Sie sich oft?«
    »Nein. Meistens … meistens lenke ich vorher ein. Ich hasse Streit. Rainer ist jähzornig. Er wird immer gleich heftig, auch wenn er es gar nicht so meint.«
    »Kennt Katja Simon Ihre Geschichte?«
    »Ich denke, schon. Damals lief in Kargau ganz viel mit Gruppengesprächen und so … Das war Teil der Erziehungsmaßnahmen. Wir hatten ja alle unsere Vorgeschichte.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was Ihr Mann gegen Ihre Freundschaft mit Katja Simon hat. Wenn er Ihre Vergangenheit akzeptiert, wieso dann nicht die Ihrer Freundin?«
    »Vielleicht mag er sie einfach nicht?«
    »Weil Katja Simon selbstbewusst auftritt? Vielleicht deshalb, weil sie Sie dazu bewegen will, sich nichts mehr von ihm gefallen zu lassen?«
    »So schlimm ist er gar nicht«, murmelte Solveigh Halby, die nun endlich dazu kam, selbst etwas zu essen. Sie kämpfte mit einem großen Salatblatt, das Dressing rann ihr den Mundwinkel hinunter und tropfte auf ihren Pullover. »Mist!«, sagte sie und rieb hastig mit einer roten Papierserviette darüber. Nun war der Fleck auf dem hellblauen Pullover lila.
    »Falls es wider Erwarten schlimmer wird oder Sie es sich anders überlegen«, sagte Pia und schrieb eine Telefonnummer auf die Rückseite einer ihrer Visitenkarten, »dann rufen Sie diese Nummer an. Oder gegebenenfalls gleich die Eins-Eins-Null.«
    Solveigh Halby zog es ganz offensichtlich nicht in Erwägung, wegen ihrer häuslichen Probleme jemals zum Telefon zu greifen. Zur selben Zeit riss Katja Simon ihr Telefon ungehalten aus der Ladestation, als sie erkannte, wessen Nummer das Display anzeigte.
    »Sven, seit wann rufst du mich zu Hause an?!«
    »Ich muss dich unbedingt sehen, Katja.«
    »Das geht jetzt nicht. Ich will niemanden sehen. Weißt du überhaupt, was gestern passiert ist?«
    »Ich habe davon gelesen. Stimmt es wirklich? Ist Timo … ist er tot?«
    »Ja … Timo ist am Sonntag beim Orientierungslauf erschossen worden. Fast direkt vor meiner Nase!« Sie kniff die Augen zusammen, versuchte, die Fassung zu bewahren.
    »Das tut mir sehr leid, Katja.«
    Kein Mitleid! Nicht von ihm. Sie holte tief Luft. »Lass gut sein, Sven. Du glaubst nicht, was hier los ist. Die Polizei war eben hier und hat Fragen gestellt. Die haben offensichtlich keine Ahnung, wer geschossen hat, geschweige denn, warum. Ich könnte wahnsinnig werden!«
    »Wir müssen uns treffen. Dann können wir in Ruhe über alles reden.«
    »Das Letzte, das wirklich Allerletzte, wonach mir jetzt der Sinn steht, ist ein Intermezzo mit dir.« Es tat ihr gut, ihn anzufahren. Jedenfalls war es besser, als in Tränen auszubrechen.
    »So siehst du das mit uns? Als Intermezzo?«, fragte Waskamp pikiert. Wo war der sonore Bariton geblieben, mit dem er sonst um die Gunst seiner Wähler buhlte? Was war los mit Sven Waskamp, dem Don Juan und Hoffnungsträger seiner

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