Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut
Partei?
»Wir waren uns von Anfang an einig, dass das nichts Ernstes ist zwischen uns. Und jetzt ist bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt für ein Treffen. Mein Mann ist tot.«
»Und wann ist der richtige Zeitpunkt?«
»Das weiß ich nicht. Ich hänge vollkommen in der Luft.«
»Warum lässt du dir nicht helfen, Katja?«
Sie verdrehte die Augen. »Weil ich es nicht will und weil es nicht gut für mich wäre. Timo ist noch nicht mal beerdigt …«
»Ich verstehe! Ich kann das einordnen, Katja.« Eine kurze Pause folgte, dann sagte er etwas beherrschter: »Hast du der Polizei von uns erzählt?«
»Natürlich nicht. Das hat nichts mit Timos Tod zu tun!«
»Sie könnten es trotzdem herausfinden.«
»Ist das deine einzige Sorge? Wenn wir uns einig sind, wird die Polizei gar nichts herausfinden, Sven«, sagte Katja bestimmt.
Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. »Dann melde dich, falls du deine Meinung ändern solltest. Du weißt ja, wo du mich findest.« Seine Stimme klang kratzig, als ginge man über Glasscherben.
Unsicherheit und verletzte Eitelkeit, analysierte Katja. Ein gefährlicher Gefühls-Cocktail. Sie wollte noch etwas Beschwichtigendes sagen, doch sie kam nicht mehr dazu. Die Verbindung war unterbrochen.
9. Kapitel
H ey, wie macht sich das Dream-Team?«, witzelte Broders, als er Pia am nächsten Morgen im Gang vor ihrem Büro antraf.
»Du warst doch gestern dabei: Olaf Maiwald kennenzulernen und ihn zu lieben war eins. Wir haben uns nur widerstrebend dazu durchgerungen, die nächsten Befragungen jeder für sich in Angriff zu nehmen. Aus Gründen der Zeitersparnis selbstredend.«
»Selbstredend«, bestätigte Broders. »Ich wusste, ihr würdet euch mögen.«
»Wieso das?«
»Komm mit rein«, sagte er und zog sie am Ellenbogen in sein Büro.
»Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
»Es gibt viele Dinge, die du wissen solltest, Engelchen. Zum Beispiel, wer Maiwald ist.«
»Ein Kollege aus Kiel, der uns für die SoKo Feldheim als Unterstützung zugeteilt worden ist.« Aus Broders’ Gesichtsausdruck – eine Mischung aus Ich weiß was, was du nicht weißt … und Gleich gibt’s ’ne Überraschung! – schloss sie, dass sie sich lieber einen festen Stand verschaffen sollte.
»Erinnerst du dich an die Zeit, als du hier angefangen hast?«
»Ich leide nicht an Demenz.«
»Ein paar von uns waren … ich sage mal … etwas voreingenommen, was deinen Start hier im K1 betraf.«
»Ich erinnere mich.« Broders war derjenige gewesen, der sein Missfallen über ihr Erscheinen am deutlichsten gezeigt hatte. Ein Wunder fast, dass sie sich jetzt so gut verstanden. Doch gerade ging ihr sein Verhalten wieder auf die Nerven.
»Dass wir voreingenommen waren, lag unter anderem daran, dass sich Olaf Maiwald ebenfalls für deinen Job hier im K1 beworben hatte. Ein paar von uns kannten ihn. Gerlach zum Beispiel. Wir waren alle davon ausgegangen, dass er hier bei uns einsteigt …«
»Immer noch enttäuscht?«
»Unser Chef hat richtig entschieden. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein!« Er sah sie lauernd an. »Was sollten wir denn darüber denken? Da kommt plötzlich eine, die mit einem Typen von der Kripo in Hamburg zusammen ist, einem, der angeblich Einfluss hat, und der zunächst anvisierte Kandidat guckt in die Röhre.«
»Mein Exfreund, Robert Voss, hatte nichts damit zu tun, dass ich den Job bekommen habe. Er war sogar dagegen, dass ich hier anfange. «
»Das wissen wir jetzt alle. Aber damals wussten wir es eben nicht. Ich war zu der Zeit übrigens nicht der Einzige, der seine Vorbehalte offen geäußert hat«, erinnerte er sie mit einem Augenzwinkern. Spielte er wieder auf Marten Unruh an? Pia zog es vor, nicht darauf einzugehen. Sie wollte auch nicht wieder über die alten Vorurteile und Gerüchte streiten. Das war Schnee von gestern. Allerdings … »Weiß Olaf Maiwald es auch?«
»Dass du ›seinen‹ Posten bekommen hast? Bestimmt, er ist ja nicht blöd.«
»Okay«, sagte Pia düster. »Es ist immer besser, wenn man vorbereitet ist.«
»Nicht wahr?« Broders grinste freudig, als wäre sein Tag gerade eben von einem Lichtstrahl erhellt worden. Dem Licht eines dramatischen Ereignisses, das Langeweile, Routine und eine grün-beige Siebzigerjahre-Behördeneinrichtung erhellen kann.
Da Olaf Maiwald ganz und gar in der Vernehmung sämtlicher Praxisangestellten der Hautarztpraxis Feldheim und Simon aufzugehen schien – lauter jungen Frauen in akkuraten weißen Kitteln,
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