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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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räumt ein, dass die Briefe keine gute Idee waren, und sagt, sie wollen sich in Zukunft wieder auf Transparente und Flugblätter konzentrieren.«
    »Ich will trotzdem wissen, wer die Leute sind. Ob es Vorstrafen gibt, insbesondere in Bezug auf Schusswaffen. Ob einer von ihnen Jäger ist, in einem Schützenverein aktiv oder Reserveoffizier bei der Bundeswehr. Und ich will wissen, wo sich jeder Einzelne zur Tatzeit aufgehalten hat.« Gabler sah unruhig auf seine Armbanduhr. Warum war das nicht längst erledigt? Die Erkenntnis darüber, wie schnell die Zeit verrann und wie viel jeder einzelne Tag einer solchen Ermittlung kostete, verursachte ihm neuerdings Beklemmungen. Er wurde langsam zu alt für den Job, dachte er irritiert.
    Nachdem Olaf Maiwald zu seinem eigenen Verdruss keine weiterführenden Ergebnisse aus den Befragungen der Praxisangestellten vorweisen konnte, war Pia an der Reihe. Sie berichtete über die Befragung von Katja Simon und informierte die Anwesenden auch über das Gespräch mit Solveigh Halby und Marianne Fierck. Gabler entging nicht, dass sich Maiwald und Korittki nach der ersten gemeinsamen Vernehmung getrennt hatten.
    »Frau Simon ist also doch nicht ganz so unbescholten, wie es auf den ersten Blick aussieht«, resümierte Maiwald zufrieden.
    »Katja Simon hat ein Alibi«, erinnerte Pia.
    »Vielleicht hatte sie einen Helfer«, warf Broders ein.
    »Wir haben noch keinen Hinweis auf ein Motiv, warum Katja Simon ihren Ehemann hätte loswerden wollen.«
    Schon achtundvierzig Stunden vergangen, und wir wissen so gut wie nichts, dachte Gabler düster.
    Pia zog gerade neue Leinwand auf einen Holzrahmen auf, als Hinnerk in ihrer Wohnung eintraf. Der Fall Feldheim und seine Begleitumstände verursachten genau die Art von Anspannung in ihr, die sie früher oder später dazu verleiten würde, zu Pinsel und Farbe zu greifen. Seit jeher malte sie Dinge und Situationen, die sie beschäftigten, in grellen Acrylfarben auf Karton oder Leinwand. Sie hatte keinen künstlerischen Anspruch, und ihre Bilder bekamen nur die wenigsten Leute zu sehen. Doch schon die intellektuell anspruchslose und trotzdem konzentrierte Arbeit, einen Malgrund aus Leinwand, Holzrahmen und Nägeln vorzubereiten, stellte einen Ausgleich zu der erforderlichen Kopfarbeit dar. Pia schlug einen der letzten Nägel ein, der das Gewebe provisorisch, aber möglichst fadengerade auf der Vorderseite des Rahmens fixierte.
    »Das war vielleicht ein Tag«, sagte sie und ließ den Hammer sinken. »Schön, dass du da bist! Ich kann ein bisschen Ablenkung gebrauchen.« Bei seinem Anblick hatte sie das Gefühl, dass sich ihr Herz weitete.
    »Genau das hatte ich vor.« Er zog sie an sich, seine Jacke war kühl von der frischen Herbstluft draußen, seine Lippen fühlten sich warm an. Am liebsten hätte sie ihn sofort auf das Sofa neben sich gezogen, aber sie hatte auch wahnsinnigen Hunger. Da roch sie es.
    »Hey, hast du schon gegessen?«, fragte sie. »Du riechst nach Knoblauch. Du hast einen Döner gegessen, gib es zu!«
    »Ja, ich gestehe. Ich dachte, die magst du nicht?«
    »Wirklich? Gerade wäre mir danach«, sagte sie. Dieser ewige Appetit … auf alles.
    »Ja?« Er sah sie lauernd an. »Was wiegst du jetzt?«
    »Vergiss es!« Sie lachte. »Pass lieber auf, dass du keinen Rettungsring bekommst.«
    »Hast du es deinen Kollegen denn endlich gesagt?«
    Pia schüttelte den Kopf. Warum musste er jetzt danach fragen? Sie wandte sich wieder dem Holzrahmen zu, damit er nicht sehen konnte, was in ihr vorging. Die Leinwand musste um die Kante herumgezogen werden, um das Gewebe auf der Rückseite zu fixieren. »Es hat sich noch nicht die Gelegenheit ergeben, es ihnen zu erzählen. Und es würde ja ohnehin nichts ändern …«, sagte sie leichthin.
    »Hey, du bist zehn bis zwölf Stunden jeden Tag mit deinen Kollegen zusammen, aber es hat sich noch keine Gelegenheit ergeben, ihnen mitzuteilen, dass du ein Kind erwartest? Gib ihnen doch fairerweise die Gelegenheit, sich seelisch und moralisch darauf einzustellen. Insbesondere auf die Tatsache, dass du im Frühjahr eine Zeit lang ausfallen wirst.«
    »Mein Chef weiß Bescheid. Das ist die Hauptsache.«
    »Weil er es rein rechtlich gesehen wissen muss, oder?«
    »Genau.« Pia schlug die Nägel in das Holz, einen nach dem anderen.
    Hinnerk beobachtete sie. »Warum sagst du es den anderen nicht?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, wich sie ihm aus.
    »Pia, du bist jetzt in der fünfzehnten Woche. Deine Kollegen

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