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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Schauspielerin geworden war und in der Vorabend-Serie Ein Tag wie heute mitgespielt hatte. Ein düsteres Foto der Uhlenburg illustrierte den Artikel zusätzlich. Sie trank einen Schluck Tee. Wie hatte sie die Tatsache, dass Janet tot war, verdrängen können? Marianne Fierck seufzte und faltete das Blatt zusammen. Erst Tamara, nun auch Janet …
    »Unsere Nachbarin, die gute Marianne, wird langsam wunderlich«, sagte Eveline Gregorian zu ihrem Mann. Sie saß am Frühstückstisch, ein halbes, mit Marmelade beschmiertes Brötchen und eine Tasse Tee vor sich, wie jeden Morgen, wenn nicht Sonntag war und sie die erste Mahlzeit des Tages mit einem weich gekochten Ei krönte.
    »Wieso das?«, fragte Martin Gregorian ergeben. Er lehnte am Küchenschrank und trank im Stehen seinen Becher Kaffee. Da er unter Zeitdruck stand, hoffte er, dass auf seine Nachfrage hin keine langatmige Erklärung folgen würde. Eveline und Marianne waren einander in den gut fünfundzwanzig Jahren, die sie nun nebeneinander wohnten, nie grün gewesen. Eine eigenwillige Person, diese Marianne Fierck. Es schien ihr nicht wichtig zu sein, was andere über sie dachten. Ganz anders als Eveline. Er fand aber, dass Marianne als Nachbarin durchaus annehmbar war. Er bemerkte sie so gut wie nie.
    »Ich hab heute Nacht gegen halb drei zufällig aus dem Fenster gesehen, weil ich mal auf die Toilette musste. Und da lief doch Marianne, nur im Bademantel und mit Pantoffeln bekleidet, den Gartenweg hinunter zu ihren Mülltonnen und wühlte darin herum.«
    »Tatsächlich? Na ja, sie wird nicht damit gerechnet haben, dass sie hier zu nächtlicher Stunde unter Beobachtung steht.«
    »Das ist nicht lustig«, sagte Eveline. »Ich kümmere mich um die Sorgen und Nöte anderer Leute.«
    »Vielleicht hat sie aus Versehen etwas weggeworfen, und in der Nacht fiel ihr ein, dass sie es doch noch brauchen würde. Du weißt, wie sparsam sie ist.«
    »Aber im eigenen Müll wühlen, nachts um halb drei?« Eveline heuchelte Besorgnis, doch sie schien nicht unerfreut über dieses sonderbare Vorkommnis zu sein. Immerhin hatte sie dadurch auf ihrem Vorbereitungsnachmittag für den Kirchenbasar mal etwas zu erzählen.
    Evelines Feind, ihr spezieller Feind, wurde zunehmend die Langeweile, das hatte Martin schon vor Jahren erkannt. Er selbst sorgte dafür, dass ihm Projekte, interessante Begegnungen und neue Herausforderungen nicht ausgingen, aber seine Frau handelte weniger vorausschauend. Sie hatte nur ein paar karitative Zirkel, wo sie immer auf dieselben Nasen traf. Kein Wunder, dass ihr eine Nachbarin im Morgenrock schon wie eine bemerkenswerte Neuigkeit erschien.
    »Beobachte es einfach, Evi-Schatz. Vielleicht braucht sie ja Hilfe. Hier gibt es doch eine Gemeindeschwester, die regelmäßig zu solchen Leuten kommt, oder?«
    »Das … würde bei der nun wirklich nicht helfen! Und außerdem – die ist nicht viel älter als ich!«, entgegnete Eveline empört.
    Nun, dann eben nicht. Er stellte seinen leeren Becher in die Spüle. »Du wirst das schon machen«, sagte er. Er zog seinen noch locker um den Hals liegenden Schlips fester zu und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Frag sie doch mal, ob sie euch beim nächsten Basar hilft. Bestimmt ist sie nur zu oft allein.«
    »Das ist wohl nicht das Problem«, deutete Eveline an.
    Er hatte keine Zeit mehr, und es interessierte ihn auch nicht. »Ich muss wirklich los. Bin spät dran heute.«
    Sie spielte mit ihrer Goldkette, mit dem Medaillon, das sie wie immer um den Hals trug, und sah zu ihm auf. Von oben konnte er den grauen Nachwuchs an ihrem Scheitel sehen.
    »Gestern saß Marianne Fierck mit einer fremden Frau im Krug«, sagte Eveline. Auch sie wusste, dass alles, was im »Dorfkrug«, dem Nachrichtenumschlagplatz des Ortes, passierte, ihn sehr wohl interessierte.
    »Und wer war diese ›fremde Frau‹?«
    »Niemand kannte sie! Marianne wollte übrigens nichts darüber sagen, als sie beiläufig danach gefragt wurde. Aber die Frau fuhr einen großen Wagen mit einem Lübecker Kennzeichen.«
    »Wenn es irgendwie von Belang war, wirst du es schon noch herausfinden. Bis heute Abend dann. Ich esse auswärts, du musst nicht auf mich warten.«
    »Martin!«
    »Ja?« Er drehte sich auf der Schwelle noch einmal um.
    »Der Wirt hat gesagt, die Frau könnte von der Polizei gewesen sein.«
    An diesem Punkt, fand er, wurde es ein wenig interessanter.

12. Kapitel
    D as Gebiet des Priwalls war Planquadrat für Planquadrat systematisch

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