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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Wasser wirft.«
    Henry Kühl zuckte die Schultern.
    »Und was ist mit dem Gewässer auf der anderen Seite der Insel?«, fragte Maiwald, »das liegt doch richtig schön abgeschieden. Warum haben Sie dort nicht zuerst gesucht?«
    »Haben wir ja«, sagte Wilhelms. »Da war gar nichts. Und hier müssen wir uns ein bisschen nach den Fahrplänen der Fähren richten … Die Riesenpötte wirbeln eine Menge Dreck auf.«
    Pia nickte. Die Trave war ein schwieriges und auch gefährliches Tauchrevier.
    »Vorhin waren wir jedenfalls schon an der Pötenitzer Wiek, morgen suchen wir vielleicht noch in der Ostsee«, erklärte Henry Kühl und setzte seine Sauerstoffflaschen wieder auf den Rücken.
    »Das wird dann aber auch Zeit«, nörgelte Maiwald und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Machen Sie sich keine großen Hoffnungen«, entgegnete Kühl. »Haben Sie schon mal versucht, ein Gewehr an einem Ostseestrand zu beseitigen?«
    Maiwald reagierte mit einer gereizten Miene.
    »Ich sag Ihnen, was ich denke.« Kühl musterte Pia nachdenklich, wie um abzuwägen, ob seine Worte an sie nicht verschwendet wären. »Der Täter hat seine wertvolle Waffe schön wieder mit nach Hause genommen.«
    »Ein hohes Risiko. Wenn wir die Waffe bei ihm finden, können wir auch nachweisen, dass aus dieser Waffe die tödlichen Schüsse abgegeben wurden.«
    »Ja, aber erst einmal müsst ihr sie finden, nicht wahr?
    Und ich könnte mir denken, dass der Täter die Absicht hat, sie vielleicht noch einmal zu gebrauchen. Die Dinger sind wertvoll, nicht wahr?«
    »Alles in allem, mit Zielfernrohr, mindestens viertausendfünfhundert Euro«, sagte Pia.
    »In einfacher Ausführung …«
    »Ja, einfache Ausführung. Aber viertausendfünfhundert Euro versenken oder eine Anklage wegen Mordes riskieren?«
    »Der Täter rechnet natürlich nicht damit, dass ihr seine schöne Waffe findet. Ich tauche hier, weil es mein Job ist, aber wahrscheinlich verschwenden wir nur unsere Zeit.«
    »Wir müssen jeder noch so kleinen Möglichkeit nachgehen«, sagte Pia.
    »Und was Zeitverschwendung ist und was nicht«, mischte sich Maiwald in das Gespräch, »das entscheiden ja sowieso andere.«
    »Was Sie nicht sagen«, entgegnete Kühl. Pia sah wie unbeteiligt über das Wasser. Es war ungeschickt, jemandem mit schlauen Sprüchen zu kommen, auf dessen Kooperation man verdammt noch mal angewiesen war.
    »Wir gehen dann mal wieder«, brummte Maiwald, an dem alles abzuperlen schien wie an einem Paar gut imprägnierter Schuhe.
    Wenn er jetzt wieder so was wie »Tschüssikowsky« oder »See you later, Alligator« sagt, bring ich ihn um, dachte Pia, als sie sich verabschiedeten. Auf dem Weg zum Auto erfasste sie eine leichte Unruhe. Gut möglich, dass der Taucher richtig lag und der Täter seine Waffe für eine weitere Verwendung aufhob. War noch jemand aus Timo Feldheims Umfeld in Gefahr?
    Katja Simon stand am Ostseeufer und sah den fast menschenleeren Strand hinunter. Um diese Jahreszeit, bei dicht bewölktem Himmel und Windstärke fünf bis sechs, war man in Scharbeutz unter sich. Die Touristen hatten längst das Feld geräumt. Katja sah über die Ostsee in Richtung Neustadt und verfolgte mit den Augen ein Segelboot, das bei der steifen Brise ordentlich Fahrt machte. Sie hatte die Hände tief in die Taschen ihrer leuchtend grünen Sportjacke versenkt. Der Wind zerzauste ihr Haar und trieb ihr mit dem feinen Sand, den er aufwirbelte, Tränen in die Augen. Geduldig, fast gelangweilt, beobachtete sie die Gestalt, die aus Richtung Norden auf sie zukam.
    Er war es, kein Zweifel, und er war mal wieder eine Viertelstunde zu spät. Wie sorgsam er sein Image als viel beschäftigter Politiker pflegte! Sie war sich sicher, dass er notfalls ein paar Minuten im Auto sitzen bleiben würde, nur um nicht pünktlich zu erscheinen und damit die Machtposition, die er seiner Meinung nach innehatte, zu gefährden. Lächerlich. Dabei bestand ihr Reiz für ihn augenscheinlich in der Tatsache, dass sie sich nicht von dem, was er darstellte, beeindrucken ließ. Anfangs schon … Doch je besser sie ihn kannte, desto langweiliger wurde er. Eigentlich schade.
    Sie ging langsam auf ihn zu. Auf Höhe der Segelmasten in den Dünen, ihrem ausgemachten Treffpunkt, hatte er sie erreicht.
    »Guten Tag, Herr Waskamp«, sagte sie mit einem ironischen Lächeln. Sie ließ sich von ihm mit kalten Lippen küssen. Seine Nase war gerötet, die Haut um seine Augen sah zerknittert aus. Sie vermutete, dass er unter Stress stand.

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