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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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durchkämmt worden, doch die Hoffnung, die Tatwaffe im Unterholz versteckt aufzufinden, war vergeblich gewesen. Da der Priwall eine Halbinsel war, die zwischen der Pötenitzer Wiek, der Trave und der Ostsee lag, gab es noch eine andere Option, nämlich die, dass der Täter die Waffe nach vollbrachter Tat einfach ins Wasser geworfen hatte. Seit dem Morgen war eine Gruppe von Polizeitauchern dabei, die Trave und die Pötenitzer Wiek nach einem Repetierer vom Kaliber 9,3 x 62 abzusuchen.
    »Das Wasser ist so aufgewühlt, du siehst die Hand vor Augen nicht«, sagte Henry Kühl, der nach seinem dritten Tauchgang eine Pause eingelegt hatte. »Die müssten den verdammten Fährbetrieb mindestens einen Tag lang lahmlegen, dann würde sich das Wasser beruhigen, und wir hätten zumindest die Chance, was zu finden.«
    »Hey, du musst dich auf deinen Tastsinn verlassen, wie damals in dem brackigen Teich, als wir den Typen raufgezogen haben, der in einem versunkenen Autowrack stecken geblieben war und wochenlang vermisst wurde …«
    »Erinnere mich nicht daran!« Kühl griff zu einer Flasche Cola und nahm ein paar große Schlucke. »Da drüben bin ich übrigens quasi aufgewachsen«, sagte er zu seinem Kollegen Patrick Wilhelms und deutete mit dem Kopf in Richtung Travemünde. Gegenüber, am anderen Traveufer, lag der Fischereihafen, rechts davon begann die Vorderreihe mit ihren Geschäften und Restaurants für die Touristen, und weit dahinter streckte sich das »Maritim«-Hochhaus in die tief hängende, graue Wolkendecke.
    »In Travemünde? Ich dachte, du kommst aus Hamburg-Horn?«
    »Meine Großeltern wohnten in Travemünde. Ich war in den Sommerferien oft bei ihnen, hatte damals auch ein paar Freunde hier. Wir waren mal auf dem Priwall, zum Rumstromern, wie Kinder das halt so machen. Es war spannend, direkt an der ehemaligen Grenze. Die DDR war für mich damals Niemandsland, da hörte die Welt auf … Wir sind ganz nah an die Grenze gegangen; dort, wo die Ferienhäuser aufhören. Das Ufer der Pötenitzer Wiek gehörte gerade noch zur Bundesrepublik, das Land dahinter schon zur ehemaligen DDR . Ich bin wohl beim Spielen ein bisschen zu weit ins Gebüsch gekrochen. Auf einmal hörte ich eine Stimme aus dem Nichts: »Stehen bleiben oder ich schieße!« Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich Muffensausen bekam …«
    »Kam die Stimme aus einem Lautsprecher? Hatten die Kameras installiert?«
    »Nein. Da muss ein Grenzsoldat ziemlich nah bei mir im Gebüsch gesessen haben. Ich konnte ihn aber nicht sehen, weil es mitten im Dickicht war. Wir wussten natürlich, dass die Grenzer da waren und, vor allem, dass wir dort nichts verloren hatten, aber es so hautnah mitzukriegen, das war schon was.«
    »Tja, ich saß genau auf der anderen Seite«, sagte sein Kollege nachdenklich. »Ich komme nämlich aus Wismar an der Ostsee. Vor dem Mauerfall war ich noch bei der Volksarmee. Ihr hier drüben wart der Feind …«
    »Nein, ihr. Als ich beim Bund war, hieß es bei einer Übung, die feindlichen Truppen hätten bei Lübeck die Trave überquert.«
    »Verrückte Zeiten damals«, sagte Wilhelms.
    »Nicht viel verrückter als heute«, bemerkte Kühl und griff wieder nach seiner Ausrüstung.
    »Hey, schau mal, wer da kommt«, sagte Wilhelms und knuffte ihn in den Arm. Oben am Weg war ein Auto zum Stehen gekommen. Ein Mann und eine Frau stiegen aus und kamen durch das hohe Gras auf sie zu.
    »Moin. Wir kommen vom K1 in Lübeck. Maiwald und Korittki«, stellte die Frau sich und den griesgrämig dreinschauenden Mann vor.
    Die Taucher erwiderten den Gruß.
    »Schon was entdeckt? Sie sehen nicht so aus, als wären Sie schon fündig geworden«, sagte sie.
    »Einmal gehen wir noch runter heute, dann ist erst mal Schluss«, erwiderte Kühl. »Ich kann mir sowieso nicht so recht vorstellen, dass euer Täter seine Waffe ins Wasser geworfen hat. Wir sind schon einige Stunden hier, und mir ist aufgefallen, dass da laufend irgendwelche Menschen am Ufer auf der anderen Seite sind. Das Entsorgen einer auffälligen Waffe wäre hier viel zu gefährlich gewesen.«
    »Vermutlich haben Sie recht«, sagte Pia und kniff die Augen zusammen, als sie über das Wasser sah. »Wir müssen allerdings berücksichtigen, dass es an einem Sonntag passiert ist. Da ist es erheblich ruhiger.«
    »Ja, aber nicht dort hinten in der Vorderreihe.«
    »Kann schon sein. Ist jedoch auch ziemlich weit weg. Man braucht schon ein Fernglas, um einen Menschen zu erkennen, der hier ein Gewehr ins

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