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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Katja. Glaub nicht, dass du dir alles erlauben kannst, nur weil wir miteinander ins Bett gehen!«
    »Darauf bilde ich mir bestimmt nichts ein.«
    Sven schien sie schütteln zu wollen, aber er beherrschte sich. Auch das hatte sie mal attraktiv an ihm gefunden. Die Herausforderung, ihm beim Sex ein Stöhnen, einen Laut des Kontrollverlustes zu entlocken. Jetzt, da er ihr fröstelnd und schlecht gelaunt gegenüberstand, konnte sie ihr Verlangen nach ihm nicht nachvollziehen. An seiner geröteten Nasenspitze hing ein glänzender Tropfen Nasensekret. Katja zog eine Packung Papiertaschentücher aus der Tasche und hielt sie ihm hin. Er griff danach, wütend und hilflos zugleich.
    »Du hast am Telefon gesagt, dass du mich etwas fragen willst«, meinte er, nachdem er sich die Nase geputzt hatte.
    »Das hat sich erledigt«, antwortete sie. Jetzt würde er sowieso nicht versprechen, etwas für sie zu tun. Es sei denn … sie appellierte an seinen Eigennutz. »Ich habe nachgedacht: Die Polizei ist nicht blöde. Die haben gerade erst angefangen, Fragen zu stellen. Immer eine nach der anderen. Ich muss höllisch aufpassen, was ich sage.«
    »Wir hatten abgemacht, dass niemand von unseren Treffen erfährt. Wie du weißt, kann ich mir keinen Skandal leisten. Besonders jetzt nicht …«
    Es funktionierte: Er dachte nur an sich selbst. »Besonders jetzt nicht, da der Mann deiner verheirateten Freundin ermordet wurde? Stimmt. Das macht sich schlecht. Vielleicht warst du ja eifersüchtig auf ihn?«
    »Katja, lass das!«
    »Pass auf, in welchem Ton du mit mir redest! Wie gesagt, die Polizei ist nicht blöd.«
    »Was willst du, Katja? Alles kaputtmachen? Mich kaputtmachen?« Er breitete die Arme aus, wie um sich als Zielscheibe zu präsentieren, doch sie spürte, dass es weit mehr bedurfte, bis er aufgeben würde. Er war hinterhältig und hatte bestimmt noch den einen oder anderen Trumpf im Ärmel seines lächerlich teuren Anzugs.
    »Warst du manchmal eifersüchtig?«
    »Ich habe nichts mit dem Tod dieses Mannes – deines Mannes – zu tun.«
    »Timo. Sein Name war Timo!«
    »Reiß dich zusammen, Katja!«
    Sie starrte ihn zornig an. Im ersten Moment war sie versucht, eine Drohung gegen ihn auszustoßen, die ihn nicht mehr nur vor Kälte zittern lassen würde, doch sie schluckte die Worte herunter. Es war klüger, einen Zug nach dem anderen zu machen, nichts zu übereilen. Während der Zeit, die sie in seiner Gesellschaft verbracht hatte, in der sie beobachtet und gelernt hatte, wie es nun mal ihre Natur war, hatte sie Verhaltensweisen und Techniken kennengelernt, an die ein Mensch wie Timo nicht einmal im Traum gedacht hätte.
    Einer von Sven Waskamps Leitsätzen war: Ohne einen guten Ruf geht nichts. Schütze ihn mit allen Mitteln. Eine tadellose Reputation sei einer der Eckpfeiler der Macht, hatte er ihr erklärt, gleichzeitig gelte es, das Ansehen seiner Gegner zu untergraben. Ein anderer Leitsatz war: Vernichte deine Feinde stets vollständig. Auf halbem Weg aufzuhören brächte einem größere Verluste als die totale Auslöschung. Solange noch ein Funke glomm, könnte immer wieder ein Feuer ausbrechen. Katja hatte ihre Lektionen gelernt. Sie wusste zwar nicht, ob sie ihren Liebhaber schon als ihren Feind betrachten musste, aber die Option, ihn zu vernichten, würde sie sich offenhalten. Vollständig. Die richtigen Worte an die richtigen Personen, und seine politische Karriere stand zur Disposition.
    »Wenn sich hier einer aufregt, dann bist du das, Sven«, sagte sie eisig. »Ich habe lediglich eine Frage gestellt. Eine berechtigte Frage, wenn man berücksichtigt, was gerade passiert ist.«
    »Ich lass dir das nur durchgehen, weil ich weiß, dass du unter Schock stehst, Katja. Du bist nicht du selbst. Ich versichere dir, dass ich nichts mit Timos Tod zu tun habe. Mein Wort dafür sollte dir wohl reichen.«
    »Du meinst, du gibst mir dein Ehrenwort, Sven?«, fragte Katja mit einem bösen Lächeln. »Nur zu: dein Ehrenwort! Das hat in Schleswig-Holstein eine so schöne Tradition.«

13. Kapitel
    S olveigh Halby stellte die Mahnungen zusammen, die den Kunden zugeschickt werden sollten, die ihre Leihfrist zu sehr überzogen hatten. Eine junge Frau, die erst seit ein paar Tagen ein Berufspraktikum in der Stadtbücherei absolvierte, half ihr dabei. Es war neunzehn Uhr zehn, die anderen Kolleginnen waren schon nach Hause gegangen.
    »Ach ja, bevor ich es vergesse …«, sagte die Praktikantin, die langsam unruhig zu werden

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