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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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verstehen, nur laute Stimmen hören.«
    »Sie hatte nicht mal eine Idee?«, hakte Broders nach.
    Maiwald blätterte ein paar Seiten zurück. »Doch. Sie hat etwas gehört, auch wenn sie nicht direkt zugeben will, dass sie gelauscht hat: Timo Feldheim hat angeblich seine Frau beschuldigt, die Praxis im Stich lassen zu wollen. Er soll richtig wütend geworden sein, sodass sich Frau Reimers sofort Sorgen um ihren Job gemacht hat.«
    »Sagte sie noch mehr darüber?«
    »Ja. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie das richtig verstanden hatte. Sie meinte, gehört zu haben, dass Katja Simon wieder studieren wollte …«
    »Ein Studium? Nachdem sie schon Medizin studiert hatte?«, fragte Conrad Wohlert perplex.
    »Frau Reimers glaubte deshalb auch, sie müsse sich verhört haben. Aber es waren die Worte, die sie verstanden hat.«
    Pia stand auf und ging zum Fenster hinüber. Die zwei Franzbrötchen auf einmal waren doch keine so gute Idee gewesen. »Wer weiß? Vielleicht wollte Katja Simon wirklich noch mal studieren«, sagte sie. »Wir werden sie einfach nach ihren Zukunftsplänen fragen. Wenn die Simon aus der gemeinsamen Praxis aussteigen wollte, wäre das zumindest ein existenzieller Grund für einen Streit.«
    »Aber wohl kein Grund, der Katja Simon dazu hätte veranlassen können, ihren Ehemann ermorden zu lassen. Da würde doch eher andersherum ein Schuh daraus!«, sagte Broders grimmig. Pia spürte, dass er sie musterte, wie sie vor dem Fenster im Gegenlicht stand. Er legt den Kopf schief und blinzelte. »Kann es sein, dass du um die Hüfte herum ganz schön zugelegt hast?«, fragte er sie unvermittelt.
    Pia reagierte nach einer Schrecksekunde recht schnell. »Man soll nicht von sich auf andere schließen, Broders. Du gehörst doch zu den Kandidaten, die jeden Winter drei bis vier Kilo zunehmen.« Erst mal den Spieß umdrehen.
    »Ja, aber bei mir weiß ich, woran es liegt«, entgegnete er. Er hatte die Fährte aufgenommen.
    Pia sah von einem zum anderen. Sie merkte, dass Broders’ Bemerkung nun doch zu den anderen durchgedrungen war und alle sie aufmerksam ansahen. Jetzt oder nie! Sie holte tief Luft. »Okay, irgendwann müsst ihr es sowieso erfahren. Warum also nicht heute. Ich bekomme ein Kind … Aber erst im April. Klapp den Mund wieder zu, Broders! So ungewöhnlich ist es ja nun auch wieder nicht.«
    Die Kollegen schwiegen verblüfft. Maiwald rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und äußerte sich als Erster dazu. »Na dann … herzlichen Glühstrumpf!«, sagte er.
    »Na ja, gratulieren kann man doch erst, wenn es da ist«, erwiderte Pia und hoffte, dass zumindest Broders jetzt aus seiner Erstarrung erwachte und mit einem seiner Sprüche – ja, sie wünschte tatsächlich, er würde irgendetwas Blödes sagen – die peinliche Anspannung im Raum auflöste.
    »Wann im April?«, fragte Kürschner. Wollte er schon den Dienstplan entsprechend umorganisieren?
    »Der errechnete Termin ist der dreizehnte April«, sagte Pia widerstrebend.
    »Dann gehen Sie voraussichtlich Anfang März in den Mutterschutz«, stellte Maiwald fest, und Pia meinte herauszuhören, dass seine Stimme hoffnungsvoll klang.
    »Wenn nichts dazwischenkommt«, ergänzte Gerlach. »Eine Freundin meiner Meike hat neun Monate lang gespuckt. Das muss man sich mal vorstellen …«
    »Mir geht es bestens«, sagte Pia ungeduldig. »Können wir jetzt wieder auf Frau Reimers’ Aussage zurückkommen?«
    Solveigh lauschte angestrengt. In der Hundestraße fuhr hin und wieder ein Auto vorbei. Die Glocken der nahe gelegenen Kirchen St. Katharinen und St. Jakobi schlugen je einmal. Es war also schon nach halb acht. Wie lange hockte sie bereits hier, eingequetscht zwischen einem Sessel und der kalten Außenwand? Sie spürte, dass sie einen Krampf im Fuß bekam. Und sie musste dringend auf die Toilette. Ob sie es wagen konnte? Sie hatte seit einer Weile nichts mehr von ihrem unheimlichen Verfolger gehört. Nichts, das überhaupt auf die Anwesenheit eines anderen Menschen in den Räumen der Bibliothek hindeuten würde.
    Der Schmerz in ihrem Fuß und der Drang, Wasser zu lassen, waren nicht länger zu ignorieren. Solveigh kroch aus ihrem Versteck hervor und sah sich vorsichtig um. Wenn wirklich jemand hier gewesen war, so war er doch jetzt bestimmt längst weg. Es kam ihr unwirklich vor. Sie musste so sehr, dass es ihr fast egal war, ob noch jemand da war oder nicht. Auf wackeligen Beinen hastete sie zu der Tür, die zu den Personaltoiletten führte.
    Als

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