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Ostseeliebe

Ostseeliebe

Titel: Ostseeliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Jaskulla
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noch still. Sie schob ihn zu sich heran, wieder ein Stöhnen, ein Pochen. Sie war es, die seine Hand führte, sie beugte seinen Kopf.
    »Komm. Komm.«
    Er klang ungeduldiger jetzt, drängend. Er schaute sie die ganze Zeit an, sein Blick machte ihr Herz brennen, ihren Bauch, den großen Zeh, die Leber, die Galle, den Haaransatz. Konnte er es sehen? Ein Rauschen, ein unwiderstehliches Ziehen. Was nötig war, riß sie sich fort, knöpfte die Jacke aber nur auf. Sie zögerte. Er schaute sie an, streckte ihr eine Hand entgegen. Da setzte sie sich, setzte sich auf ihn mit weit gespreizten Beinen, Wärme breitete sich aus. Ein plötzlicher Windstoß blähte ihren Rock auf. Er hielt sie fest. Hanno hielt sie fest. Hanno griff nach ihrer Taille, mit umsichtigen Händen.
    »Du!«
    Sein Glied war nicht besonders groß, aber hart und beweglich. Es schlüpfte mit Leichtigkeit in sie hinein, und beinahe mußte sie lachen. Aber dann breitete es sich rasch aus, tummelte sich, dehnte sich und wuchs, drehte und wendete sich, und wie es sich drehte und wendete, drehte und wand sich auch sie. Was tat sie da, was passierte hier? Und doch, noch während sie es dachte, riß es sie schon mit sich fort, dieses fragende, pochende, klopfende Tier in ihr, diese festen
Hände, die sie stützten und hielten, während sie ihm entgegenkam und wieder fort, während sie ihn umarmte und ließ, sich krümmte und neigte, aufrichtete und bog, ihn suchte und von sich stieß, während ein Sturm sich erhob in ihren Beinen, die Füße einfing und die Knie, im Bauch aufheulte, ihre Brüste brennen und Lippen triefen und Augen fließen ließ... War sie es, die schrie? War es der erschrockene Uferläufer, der hochfuhr und sich dann mit schrillen Rufen in die Luft erhob? Schrie sie? Sie schrie. Sie schrie, sie schrie einen heiseren, triumphierenden Schrei, und dann setzte wieder der Wind ein und trug ihre Stimme mit sich fort und trocknete den Schweiß auf Hannos Stirn, den sie schmeckte unter ihren Küssen.
    »Hanno! Hanno«!
    »Jauchzet, ja-ha-ha-ha-jauchzet«
    Was war das? Er sang! Er summte jedenfalls. Halblaut sang Hanno ihre Bachkantate, während sie auf ihm ritt. Während sie troff von ihrer und seiner Gier! Während sie ihn küßte und packte und mit allen zehn Fingern über seinen Leib fuhr und dann die Fäuste ballte auf seiner Brust und wieder ließ, da feierten sie also ihr Hochamt im Sand.
    »Müssen dessen Ruhm erhöhen/Jauchzet...«
    Aber wieso Bach? Wieso ihr Lied? War das Zauberei? Sie versuchte verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. Er lachte sie mit seinen hellen Augen an, da war sie, die alte Ironie. Hatte er sie am Strand schon länger beobachtet?
    »Ja-ja-ja-ha-jauchzet! Und wir wollen unserm Gott/ Gleichfalls itzt ein Opfer bringen./ja-ha-ha-jauchzet...«
    »Du hast mich schon vorher gesehen, am Strand! Schon vor einer ganzen Weile, gib’s zu!«
    »Ja, ich habe dich gesehen. Schon lange. Ich habe dich schon immer gesehen. Und ich will dich immer sehen. Immer! Dich!«

    »Hanno!«
    »Julia.«
    »Sag noch mal meinen Namen!«
    »Julia. Julia.«
    »Hanno.«
    Sie mußte eingeschlafen sein. Gleich so, einfach so, auf ihm, in seinen Armen, die er mit großer Bestimmtheit um sie gelegt hatte.
    »Bleib. Bitte bleib.«
    Sie hatte versucht, sich neben ihn zu rollen, aus angelernter Rücksichtnahme.
    »Nein. Bleib. Bleib noch einen Augenblick. Ich will dich sehen. Ich will dich immer sehen.«
    Und dann, nach einer Ewigkeit, so schien es, hatte er sie neben sich gezogen, seinen Pullover gegriffen, die Arme um sie gelegt.
    »Bleib.«
    Und dann, nach einer Weile:
    »So ist es gut.«
    Und so war es gut. So war es gut, auch als Julia erwachte und feststellte, daß die Sonne dabei war, im Meer zu versinken, und daß ihre Beine sich kaum bewegen ließen. Sie ächzte ein bißchen. Hanno lachte leise. Es war ein ganz neuer Ton. Sie schaute den fremden Mann an, mit dem sie geschlafen hatte, den Mann, auf dem sie herumgetobt hatte wie ein ausgelassenes Kind, der sie zum Lachen, ja zum Schreien gebracht hatte und der nun neben ihr lag, entspannt, die Falten um die Augen und den Mund noch ein wenig tiefer im Abendlicht und die Nase von der Kälte gerötet.
    »Hast du...?« Sie tastete erschrocken nach seinen Beinen.
    »Aber ja, aber ja...«
    Irgendwie mußte er sich wieder angezogen haben, während
sie schlief. Sie richtete sich auf. Fühlte sich sehr schwer und sehr leicht. Sie wandte sich um, und sie mußte ihn küssen. Sand knirschte. Julia kannte sich

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